ENSEMBLE Nr. / N° 18 - Mai 2017

22 Fokus —– ENSEMBLE 2017/18 Die Reformierten Kirchen Bern-Jura- Solothurn verleihen am 10. Mai den Förder- preis Migration an die Interkulturellen Frauentreffs in der Region Bern (IKuFTs). Sie honorieren damit deren langjähriges, mehrheitlich freiwilliges Engagement für die Integration von Migrantinnen. Von Laurence Gygi Luard Die Interkulturellen Frauentreffs (IKuFTs) in der Region Bern sind ein bunter Haufen – nicht nur, was deren Besucherinnen aus allen Ländern an- geht, sondern auch, was unter den teils exotischen Treffnamen an Organisationsstruktur, Geschichte, Trägerschaften und Ressourcen geleistet wird: Die einen sind Teil des Angebots der reformierten oder katholischen Kirche, die anderen sind der Ein­ wohnergemeinde angegliedert; wiederum ande- re haben sich, direkt oder über Umwege, als Verein aufgestellt. Die einen haben fest angestellte Lei­ terinnen, die andern sind nur dank Freiwilligen­ engagement möglich. Die einen bieten seit bald dreissig Jahren etwas, die andern haben erst seit kurzem einen Treff. Nicht verwunderlich deshalb, dass auch das Angebot dieser IKuFTs sehr unter- schiedlich ausfällt: während in Bern-West durch Kirchgemeinden, die Stadt und das Haus der Re- ligionen an fünf Orten wöchentlich weit über ein Dutzend verschiedene Angebote zur Auswahl ste- hen, müssen sich andere mit einem monatlichen Treff zu einem bestimmten Thema begnügen. Die einen verfügen über ein operatives Jahresbudget über 100 000 Franken, die anderen nicht einmal 1000. Die Liste der Unterschiede liesse sich belie- big fortsetzen. Sie sind so prägend, dass es nicht möglich war, alle unter die Haube eines Vereins zu bringen. «Zweite Heimat» Und doch: Es sind die Gemeinsamkeiten, welche die Leiterinnen der IKuFTs jährlich zwei- bis drei- mal zusammensitzen lassen – gleiche Ziele, paral- lele Bedürfnisse der Besucherinnen, ähnliche An- gebote und vergleichbareWidrigkeiten. Zusammen haben sie 2009 ihre Homepage (s. unten) ins Netz gestellt und ihre Prinzipien formuliert: In nieder- schwelligen, bedürfnisorientierten und regelmäs- sigen Angeboten soll Frauen jeglicher Herkunft und Religion eine Möglichkeit gegeben werden, sich zu treffen, sich willkommen und respektiert zu fühlen, sich neu zu orientieren und Deutsch zu lernen. Es sind Orte wie die Frouebrügg Thun, die zum Internationalen Frauentag eine Lesung orga- nisieren, in der eine Migrantin zu Wort kommt, wo sich gut siebzig Frauen aus etwa 15 Ländern in einem Raum einfinden, die einander zuhören, zu- sammen essen und tanzen – und wo dann Sätze fallen wie: «Hier ist meine zweite Heimat.» Förderpreis Migration Alle Treffs stehen Schweizerinnen ebenso offen – auch sie können dort Hemmschwellen ab- und damit für den Alltag Brücken aufbauen. Viele von ihnen sind Freiwillige – und kein einziger Treff käme ohne Freiwillige aus: an ihnen hängt viel, wenn nicht alles. Um diese zu honorieren und zu fördern, exis- tiert ein Weiterbildungsfonds. Dieser und die Homepage wurden von Kollekten und Spenden ermöglicht, die der Synodalrat der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn den IKuFTs über die Jahre zukommen liess. Es sind, wie der nun verge- bene Förderpreis Migration von 5000 Franken, wichtige Zeichen in einem Umfeld, in dem sich die meisten Treffs jährlich neu um Gelder bemühen, auf freie Räume und unermüdliche Freiwillige hof- fen müssen – wie wenn die Integration von Mig- rantinnen ein kleines, kurzfristiges Projekt wäre. Weitere Informationen und Links zu den Treffs: www.interkulturelle-frauentreffs.ch F Ö R D E R P R E I S M I G R A T I O N Willkommen in interkultureller Gesellschaft ©Laurence Gygi Luard Die Interkulturel- len Frauentreffs in der Region Bern erhalten den För- derpreis Migration. Les rencontres interculturelles de femmes de la région de Berne se sont vu décer- ner le Prix d’en- couragement du service Migration.

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