ENSEMBLE Nr. / N° 18 - Mai 2017

24 Fokus —– ENSEMBLE 2017/18 Der ökumenische Verein oeku Kirche und Umwelt empfiehlt, die Energiestrategie 2050 anzunehmen, über die am 21. Mai 2017 abge- stimmt wird. Für die Kirchen zentrale Werte wie Gerechtigkeit, Frieden, Nachhaltigkeit, Freiheit und Sicherheit sprechen für das vom Parlament verabschiedete Gesetzespaket. Von Kurt Zaugg-Ott* Auslöser der Energiestrategie 2050 war die Atom- katastrophe von Fukushima vom 11. März 2011. Zwei Monate nach dem Unglück hat der Bundesrat beschlossen, dass in der Schweiz keine neuen Atomkraftwerke gebaut werden sollen. Mit der Energiestrategie 2050 versuchen Bundesrat und Parlament erstmalig den Gesamtenergieverbrauch mit Vorschriften und Effizienzmassnahmen gezielt zu senken und den Anteil der erneuerbaren Ener- gien mit Fördermassnahmen zu erhöhen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird mit einem Netzzuschlag von insgesamt 2,3 Rappen pro Kilowattstunde finanziert. Der Energiever- brauch pro Person und Jahr soll – gemessen am Stand des Jahres 2000 – bis 2035 um 43 Prozent sinken, der Stromverbrauch um 13 Prozent. Haupt­ instrument dafür ist das Gebäudeprogramm. Damit der Strassenverkehr klimafreundlicher wird, werden die Werte für die CO 2 -Emissionen von Fahrzeugen verschärft, die erstmals in Verkehr gesetzt werden. Der Atomausstieg wird indirekt erreicht, indem die Wiederaufbereitung abge- brannter Brennelemente verboten wird und Rah- menbewilligungen für neue Atomkraftwerke nicht bewilligt werden. Ethik des Masses und Klimagerechtigkeit Die in der Energiestrategie enthaltenen Massnah- men gehen in eine Richtung, wie sie die Kirchen schon lange empfehlen. Auf die Notwendigkeit, Mass zu halten und den Energiekonsum zu ver- mindern, ist in kirchlichen Stellungnahmen früh hingewiesen worden. So forderte die erste Euro- päische Ökumenische Versammlung von Basel im Jahr 1989: «Der verschwenderische Umgang mit Energie hat in den Industrieländern derartige Aus- masse erreicht, dass der Verbrauch jetzt unbedingt drastisch eingeschränkt werden muss.» Das von den Kirchen aus ethischen Gründen unterstützte Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft ist im Gesetzespaket zwar nicht fest- geschrieben, steht aber als Leitidee dahinter. Werte wie Gerechtigkeit, Frieden und Nachhaltigkeit sind durch un- seren übermässigen Energie- verschleiss in Frage gestellt. Der Verbrauch fossiler Ener- gieträger muss markant ge- senkt werden als Beitrag zur Bekämpfung des Klimawan- dels. Das Umsteigen auf er- neuerbare Energien und der Ausstieg aus der Atomenergie fördern Freiheit und Sicher- heit und sind ein Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung. Auch wenn die Umstellung der Energieversorgung auf er- neuerbare Energien, die Pla- nung des Atomausstiegs, die verkehrspolitischen Massnahmen sowie die Verbrauchsziele ambitio- nierter sein könnten, geht die Energiestrategie 2050 in die richtige Richtung. Es handelt sich um ein durch demokratische Beteiligung breit abge- stütztes und legitimiertes Gesetzespaket. Der oeku-Vorstand empfiehlt deshalb mit gros- ser Überzeugung ein JA zur Energiestrategie 2050 am 21. Mai 2017! O E K U K I R C H E U N D U M W E L T JA zur Energiestrategie 2050 * Leiter oeku ©Patrick Lüthy/Imagopress Der Atomausstieg soll indirekt erreicht werden. Sortir du nucléaire de manière indirecte.

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