ENSEMBLE Nr. / N° 22 - Oktober / Octobre 2017

13 ENSEMBLE 2017/22 —– Dossier zend Konferenzen und Diskussionsanlässe. Man kann an speziellen Führungen teilnehmen und verschiedene Aktivitäten beobachten, wie zum Beispiel die Wartung der Druckpresse oder das Drucken von Seiten. Braucht Ihr Museum eine Reformation? Ich habe die Leitung des Museums vor acht Monaten übernommen, und es stimmt schon: Die Ausstellung Reformationsjubiläum soll auch ein wenig als Versuchslabor dienen, um neue Ange- bote zu testen. Wir bieten dem Publikum schon heute recht viele Aktivitäten. Das ist übrigens auch einer der Gründe für den Erfolg. Die Idee dahinter: Wir wollen bei den Leuten das Interesse wecken und auch jene ansprechen, die keinen kirchlichen Beruf ausüben. Dabei sollen diejeni- gen, die sich für die historischen Aspekte der Re- formation interessieren, natürlich nicht abge- schreckt werden. Wir haben aber auch viele amerikanische Besucher, welche die Ursprünge ihres Glaubens und ihrer Kirche kennenlernen möchten. Die Ausstellung sollte man in einer Vier- telstunde besuchen können. Sie sollte aber auch genügend Stoff für zweistündige Aufenthalte bie- ten. Die Herausforderung besteht also darin, die Reformation so darzustellen, dass sie einerseits im Rahmen eines Kurzbesuches verständlich wird, aber auch einen längeren Aufenthalt ermöglicht, bei dem man sich in die Originaldokumente ver- tiefen kann. Wir haben jedenfalls viele Ideen für künftige Ausstellungen, wobei das Ziel nicht ist, das Museum zu revolutionieren. Wir wollen es vielmehr nach und nach neu gestalten. Wir ver- fügen über viele Ausstellungsstücke, die in unse- ren Lagerräumen «schlummern». Es wäre schön, wenn wir sie von Zeit zu Zeit präsentieren können. Wir haben aber auch die Verpflichtung, tiefergrei- fende Überlegungen anzustellen, um zu verste- hen, was die Reformation im Kern genau ist. Wie könnten die Besucherzahlen auch noch erhöht werden? Für gewöhnlich wird das Museum von 60 Per- sonen pro Tag besucht. Die Besucherzahlen sind gut, aber wir können sie noch verbessern. Es geht darum, unseren Bekanntheitsgrad zu erhöhen, indem wir viele Anlässe auf die Beine stellen, die das Publikum anziehen. Wir möchten es aber auch dazu bringen, uns wieder zu besuchen. Wir haben Kulturvermittlungen organisiert und suchen die Zusammenarbeit mit anderen Genfer Museen, et- wa bei Anlässen wie der Nacht der Museen oder den Tagen des Denkmals. Heute ist ein Museum auch ein Ort der Begegnung. Man spaziert nicht mehr einfach an den stummen Ausstellungs­ stücken in den Schaukästen vorbei. Ich kann auf einem positiven Fundament der Gründer des Museums aufbauen. Ich profitiere von einem so- liden Erbe. Diese Institution ist ein echter Erfolg in der Welt der Reformation. Wie schätzen Sie das Reformationsjubiläum ein? Bis zum kommenden 10. September leite ich auch noch ein anderes Ausstellungsprojekt: den Schweizer Pavillon «Prophezey» an der Weltaus- stellung Reformation in Wittenberg. Mit dem Pa- villon soll den deutschen Besuchenden die Schwei- zer Reformation nähergebracht werden. In der Schweiz sind die Aktivitäten erst am Anlaufen. Die Kirchen haben sich mehrheitlich für das Jubiläum mobilisiert. Im Kanton Waadt wurden zahlreiche Anlässe organisiert. Nach meiner Einschätzung wirft das Jubiläum ein bisschen weniger hohe Wellen als der 500. Jahrestag der Geburt von Calvin im Jahr 2009. Es ist natürlich schon so, dass Martin Luther die Thesen in Deutschland publi- ziert hat. Vielleicht wird es nächstes Jahr anläss- lich der Gedenkfeiern rund um Zwingli in Zürich mehr Aktivitäten geben. Zwei Monate vor dem 31. Oktober 2017, dem Jahrestag des Reformations- jubiläums, ist noch nicht alles Pulver verschossen. Das Internationale Museum der Reformation wird an diesem Tag das Unikat seiner Jubiläumsbibel binden. Die Fertigstellung des Buches fällt zusam- men mit dem letzten Ausstellungstag. Es wird zweifellos ein Ereignis sein, das den 500. Jahrestag prägen wird. ©Nicolas Righetti Gabriel de Montmollin

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