ENSEMBLE Nr. / N° 23 - November / Novembre 2017

14 Dossier —– ENSEMBLE 2017/23 Im November ist es 41 Jahre her, seit das «Öki», das Ökumenische Zentrum Kehrsatz mit der Andreaskirche, eingeweiht wurde. Entstanden aus Begeisterung für die Ökumene, ist es auch ein Zeichen der Zeit. Von Gerlind Martin Vor 1976 gab es im Dorf keine Kirche: Die Kehr­ satzer Reformierten gingen in Belp «z’Predig», die katholischen Mitglieder in Wabern. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums hatte sich die Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde Kehrsatz allerdings 1972 von der Kirchgemeinde Belp gelöst und plante bald den Bau einer Kirche. Auch auf katholischer Seite gab es solche Pläne. Und die Verantwortlichen setzten sich zusammen. «Noch stark beeinflusst durch das II. Vatikanische Konzil» engagierte sich Maxdavid Frei für ein ökumeni- sches Zentrum. «Ich fand, wir sollten mit den Re- formierten darüber sprechen, was uns gegenseitig stört und was uns Eindruck macht», sagte der Präsident des damaligen Katholikenvereins in ei- nem Interview zum 40-Jahre-Jubiläum. Es sei noch heute spürbar, dass das Zentrum von «unten her, vom Kirchenvolk aus, auf Wunsch der Kirchenmitglieder» entstanden sei, sagt Arnd Eschenbacher. Er ist reformiertes Ratsmitglied, verantwortlich für Medienarbeit und Zentrums- führungen. Als Beispiele nennt er: den Mittags- tisch mit täglich 50 bis 80 Kindern, die Aufgaben- hilfe, «Kultur Kehrsatz» mit Konzerten, den Bandraum, die Jugendarbeitsstelle. «Erbe des Gründergeistes» «Das ‹Öki› wird von vielen Menschen getragen», bestätigt Ute Knirim. Die Pastoralassistentin der Pfarrei St. Michael Wabern / Kehrsatz arbeitet ei- nen Tag pro Woche im «Öki». Zusammen mit der reformierten Pfarrerin Silvia Stohr und Pfarrer Christian Weber. Alle sind sie sowohl tätig für ih- re jeweilige Kirchgemeinde oder Pfarrei als auch für das «Öki» mit Andreaskirche und Raum der Stille. In der Gründerzeit habe Aufbruchstimmung geherrscht, es sei ökumenisch mehr möglich ge- wesen als heute, sagen Ute Knirim und Christian Weber. Heute sei vieles selbstverständlich. Ute Knirim: «Es ist gut und richtig und gewünscht, viele Gottesdienste im Kirchenjahr ökumenisch zu feiern.» Die ökumenischen seien die bestbe- suchten Gottesdienste in der Andreaskirche. Ökumene, sagen beide Pfarrpersonen, entste- he aus Begeisterung – und sei ein Zeichen der Zeit, näher zusammenzurücken. Denn die Ressourcen seien beschränkt, der Abbau spürbar. Wenn Chris- tian Weber vom «Erbe des Gründergeistes» spricht, so meint er nicht, das Erbe verwalten. Vielmehr entfalten er und seine Kolleginnen das Erbe wie- der neu. Denn ökumenische Feiern werden von den Kirchenmitgliedern gewünscht. So planen die Pfarrpersonen für 2018 zum Beispiel eine ökume- nische Karwoche, eine ökumenische Christnacht- feier. Weit fortgeschritten sind sie mit der Erar- beitung einer «ökumenischen Mahlfeier». Es gelte, den Prozess zu «einer eigenen, stimmigen Feier theologisch behutsam» anzugehen, katholische und reformierte Anliegen gegenseitig zu respek- tieren. Wichtig sind dabei die Unterstützung des Kirchgemeinderats und des Pfarreirats sowie die Tätigkeit der geplanten Liturgiegruppe aus auto- risierten Laien und Pfarrpersonen. Die «partizipa- torische Kirche mit mehr Verantwortung für die Mitglieder» wollen Ute Knirim und Christian We- ber stärken und fördern. «Das ‹‹Öki› braucht Men- schen, die diesen Ort noch stärker als etwas Eige- nes erkennen: als geistliches Zentrum, wo Kirche in vielerlei Formen gelebt wird.» Weitere Infos: www.oeki.ch Ö K U M E N I S C H E S Z E N T R U M K E H R S A T Z «Getragen von vielen Menschen» Christian Weber und Ute Knirim Christian Weber et Ute Knirim ©Adrian Hauser

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