ENSEMBLE Nr. / N° 23 - November / Novembre 2017

15 ENSEMBLE 2017/23 —– Dossier Einst unterstützte der Christliche Friedens- dienst (cfd) in der Nähe von Jerusalem Behinderte und Waisenkinder. Nach Projekt- abschluss half eine Gruppe aus Bern weiter. Daraus wuchs ein kleines Hilfswerk: persön- lich, an der Basis und christlich motiviert. Von Karl Johannes Rechsteiner «Ende April 1967 kam Marylène Schultz nach Bethanien. Bevor sie sich zurechtfinden konnte, begann der Sechstagekrieg», erinnert sich Diet Koster an den Anfang des bis 2008 dauernden Pro- jekts des Christlichen Friedensdienstes (cfd). 1967 war schicksalhaft für Palästina. Mit dem Krieg zwischen Israel und Ägypten, Jordanien und Syrien begann die Besetzung der Westbank durch israelisches Militär. «Das macht den Alltag müh- sam», erklärt Diet Koster. Für einen wenige Kilo- meter entfernten Besuch brauche sie zwei Stunden angesichts der Checkpoints und Kontrollen. Die längst pensionierte Holländerin ist wie ihre elsäs- sische Kollegin Marylène Schultz seit Jahrzehnten in Bethanien-Aizaria aktiv, immer nur mit provi- sorischer Niederlassungsbewilligung. Die beiden Frauen sorgen dafür, dass das einstige cfd-Projekt weiterlebt. Es begann vor fünfzig Jahren mit der Förderung von Kindern mit Behinderung, der Pflege und Betreuung von Erwachsenen sowie von Waisenkindern aus Palästina. Ökumenisch und international 2008, nach Abschluss des cfd-Programms, über- nahm ein Verein engagierter Frauen und Männer um Helene Stückelberger und Rosmarie Schönhol- zer aus dem Kanton Bern die Unterstützung des dortigen Waisenhauses. Auch heute leiten refor- mierte und katholische Freiwillige aus dem Bern- biet mit der Bieler Präsidentin Elsbeth Caspar den Freundeskreis aus der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland. Der Verein «Bethanien-Aizaria» leistet medizinische und soziale Nothilfe bei Familien, die nicht zu den Privilegierten gehören oder vom Krieg traumatisiert sind. Zudem werden Jugendliche in Ausbildung sowie Frauen und Männer bei Umschulungen gefördert. Auch ehemalige Waisenkinder bekommen Hil- fe wenn nötig. Aus dem einstigen Waisenhaus ist eine Grossfamilie gewachsen. Diese schafft wie ein lokaler Clan eine Heimat für die «Ehemaligen». Die Kids verstehen sich als Cousins und Cousinen. Diet Koster erzählt von ihren Herzenskindern samt 84 Enkelinnen und Enkeln. Quasi nebenbei ge- schieht dabei auch interreligiöser Dialog, denn all die Verwandten sind muslimischen Glaubens. Grosse Anerkennung Dank der Kenntnisse der arabischen Sprache, der palästinischen Kultur und der jüngsten Geschich- te von der Intifada bis zur Besatzung kann Diet Koster vor Ort gezielt helfen und bekommt von der Bevölkerung Anerkennung. Es ist eine schwie- rige Zeit fürs Zusammenleben angesichts von Attentaten, militärischen Kontrollen, Nationalis- mus, politischer Zerrissenheit, Korruption und wirtschaftlichem Elend. Jungen Menschen fehlt es an Mobilität, Jobs und einer Perspektive für die Zukunft. «Doch sie haben in einer der schwierigs- ten Gegenden der Welt seit vierzig Jahren die Hoffnung nicht verloren», betonte der niederlän- dische Botschaftsrat Kees T. Smit Sibinga im Juni 2017 an einer Ehrung von Diet Koster in Bern. Sie wurde für ihr Engagement vom holländischen König mit dem niederländischen Oranje-Orden ausgezeichnet. Weitere Informationen Verein Bethanien-Aizaria (vba), Johann-Verresius-Strasse 8, 2502 Biel, Postkonto 25-5389-7, elsbeth.caspar@bluewin.ch V E R E I N « B E T H A N I E N - A I Z A R I A » Eine grosse Berner Freundschaft «Die Korruption hier ist etwas vom Schwierigsten.» Diet Koster, aus christ- licher Überzeugung seit Jahrzehnten in Palästina engagiert und aus Bern unter- stützt. «Ici la corruption est une des choses les plus difficiles.» Diet Koster, de conviction chrétienne, engagée depuis des décennies en Palestine et soutenue par Berne. ©Karl Johannes Rechsteiner

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