ENSEMBLE Nr. / N° 23 - November / Novembre 2017

23 ENSEMBLE 2017/23 —– Fokus werden. Bewerberinnen und Bewerber haben ei- nen sehr unterschiedlichen Hintergrund. Sie sind zwischen 20 und 55 Jahre alt und haben unter- schiedliche Aufenthaltsgenehmigungen. Von Per- sonen mit Universitätsabschluss bis zu solchen ohne Schulbildung sind zudem alle Bildungs- schichten vertreten. Das Projekt existiert seit Juni 2016 und kürzlich konnten die ersten neun Prak- tikantinnen und Praktikanten mit einem Zertifikat abschliessen. Die Erfolgsquote ist berauschend: Acht Personen konnten im ersten Arbeitsmarkt mit einer Festanstellung Fuss fassen, jemand hat die Branche gewechselt und bildet sich weiter. Sozialhilfe entlasten Das Projekt läuft nur so gut, weil auch viel Good- will vom Arbeitgeberverband für Restauration und Hotellerie «Gastrobern» da ist. Dieser überarbei- tete sogar seine Unterrichtsmaterialien, um sie auf Personen mit wenig Deutschkenntnissen an- zupassen. Obwohl das Projekt in der Branche brei- ten Anklang findet, werden immer wieder Betrie- be in Bern gesucht, die Praktikumsplätze anbieten. Finanziell getragen wird das Projekt von den Re- formierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn und von der Gesamtkirchgemeinde Bern, worüber die ISA sowie die Absolvierenden der Praktika sehr froh sind. Öffentliche Gelder fliessen erstaunlicherwei- se keine. Dabei hätte gerade der Staat ein Interes- se daran, möglichst viele Personen in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, um so die Sozialhilfe nachhaltig zu entlasten. Doch eines hat Dimitra Fisch auch angesichts der vielen persönlichen Ge- schichten gelernt: «Man muss immer nach vorne schauen!» Die Informationsstelle für Ausländerinnen- und Ausländerfragen ISA in Bern vermittelt an Personen mit Migrationshintergrund bezahlte Praktika in Gastronomie- und Hotelleriebe- trieben. Dies mit einer erstaunlichen Erfolgs- quote: Von den 9 Absolventen der ersten Staffel haben 8 eine Festanstellung gefunden. Von Adrian Hauser «Es braucht zum Teil viel Überzeugungsarbeit bei den Vorgesetzten der jeweiligen Betriebe», sagt Dimitra Fisch, Projektleiterin bei der ISA. Dimitra Fisch leitet das Projekt «PraktiCum». Sie vermittelt Arbeitsuchende mit Migrationshintergrund an Gastronomie- und Hotelleriebetriebe. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen, ist es doch für die meis- ten Migrantinnen und Migranten sehr schwierig, im ersten Arbeitsmarkt Fuss zu fassen: Ausländische Diplome werden zum Teil nicht aner- kannt, Arbeitsbewilligungen müssen eingeholt werden, und oft hapert es auch mit der Spra- che. Genau hier setzt das Pro- jekt der ISA an. Mit jedem Be- werber und jeder Bewerberin führt Dimitra Fisch ein Bewer- bungsgespräch durch, um Eig- nung, Sprachkenntnisse, Moti- vation und Möglichkeit zu überprüfen. Eignet sich eine Person, sorgt sie sich um das Einholen der Arbeitserlaubnis gegenüber den Behörden. Bei den Deutschkenntnissen wird ein gewisses Minimum vorausgesetzt, gleichzeitig erhalten die Personen aber auch während ihres einjährigen Praktikums Deutschunterricht. Dies nebst praxisbezogenen Kursen beim Branchenver- band «Gastrobern». Wichtiges Kriterium ist bei den flexiblen Arbeitszeiten auch das persönliche Umfeld. Die Familie oder eine Beziehung muss den Arbeitseinsatz unterstützen und mittragen können. Im ersten Arbeitsmarkt Fuss fassen «Pro Praktikumsjahr können wir zehn Personen in das Programm aufnehmen», erklärt Dimitra Fisch. Dies bei rund 60 bis 100 Bewerbungen pro Quartal. Die Zahl ist beschränkt, da die Personen während des Praktikums von Dimitra Fisch sehr eng be­ gleitet und bei Schwierigkeiten auch unterstützt A R B E I T S I N T E G R A T I O N «Nach vorne schauen» ©Alena Lea Bucher Dimitra Fisch

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