ENSEMBLE Nr. / N° 24 - Dezember / Décembre 2017

16 Dossier —– ENSEMBLE 2017/24 Frauenpower in Kirchberg: Miriam Cook lebt mit ihren jugendlichen Töchtern, die je länger, je mehr ihr eigenes Leben führen, in einem ge- meinsamen Haushalt. Die Halbecuadorianerin kommt aus einer multikulturellen Familie, arbeitet als Pflegehelferin und mag vor allem eines nicht: Stress. Von Daria Lehmann Miriam Cook sitzt auf dem Sofa in ihrem Wohn­ zimmer, die Beine angezogen und die Arme um die Knie verschränkt. Durch das grosse Fenster scheint die Sonne direkt in die Wohnung; das Licht fällt auf einen halb leeren Raum mit halb vollen Umzugskartons. Linda, die kleine weisse Hündin, liegt gemütlich neben ihrem Frauchen auf der Couch und geniesst von Zeit zu Zeit zärtliche Strei­ cheleinheiten. Miriam Cook lebt mit ihren zwei Töchtern in Kirchberg. «Frauenpower», wie die in Ecuador geborene Mutter die Familiensituation treffend beschreibt. Für einen Mann sei es wohl schwer, sich zu integrieren. Ihr warmes Lachen füllt den Raum, als sie gesteht, dass bisherige Versuche diesbezüglich eher erfolglos verlaufen seien. Aber das scheint Miriam nicht weiter zu belasten. Der Vater von Valentina, der jüngeren Tochter, wohne in der Nähe. «Obwohl er nicht der leib­ liche Vater von Elisabeth, der älteren Tochter, ist, war er eigentlich immer der Vater beider Töchter.» Auf die Frage, mit welchen drei Adjektiven sie ihre Familie beschreiben würde, antwortet Mi­ riam Cook ohne langes Zögern: «temperament­ voll, chaotisch und ein bisschen eigen». Inwiefern eigen? «Das ist eher das Feedback, das wir von aussen bekommen», lacht Miriam. «Es hat wahr­ scheinlich damit zu tun, dass wir eine so multi­ kulturelle Familie sind. Mein leiblicher Vater kommt aus Amerika, mein Stiefvater ist Schweizer und seine neue Freundin kommt aus Finnland.» So würden sich die Kulturen etwas durchmischen – «aber ich finde es sowieso nicht wichtig, woher man kommt, ich halte nicht viel von Nationalis­ mus», so Miriam. Neuer Alltag, neue Wohnung Die 35-jährige Mutter ist Pflegehelferin bei der Spitex, ihr gefällt die Arbeit gut. Da sie nur zu 50 Prozent angestellt ist, kommt Miriam norma­ lerweise am Mittag nach Hause und kocht für ihre Töchter. Der Nachmittag bietet dann Zeit fürs Haushalten und gemeinsame Waldspaziergänge mit Linda. «Das hat sich aber in letzter Zeit alles ein bisschen verändert», meint Miriam. «Eli­ sabeth macht nun ein Prakti­ kum und ist deswegen am Mit­ tag nicht mehr zuhause. Und Valentina steckt gerade mitten in der Pubertät; sie orientiert sich zunehmend anders und findet das Familienleben nicht mehr so interessant wie auch schon.» Die Nachmittage füllen sich aber auch ohne die Töchter. Miriam erzählt voller Freude von ihrem neuen Hobby: «Ich pflanze seit ungefähr drei Jah­ ren auf meinem Balkon ver­ schiedene Gemüse an. Seither wünsche ich mir einen eigenen Garten – und nun ist es endlich so weit, heute bekamen wir die Schlüssel für die neue Woh­ nung.» Für den Umzug hat die Familie nun einen Monat Zeit, was der Halbecuadorianerin sehr entgegenkommt: «Stress ist wirklich etwas, was ich gar nicht mag.» Ein Plan für später Miriam verbrachte ihr Leben abwechselnd in Ecuador und in der Schweiz. «Seit ich 21 bin, wohne ich nun aber hier, «EIN BISSCHEN EIGEN » ALLEINERZIEHENDE MUTTER

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