ENSEMBLE Nr. / N° 25 - Januar / Janvier 2018

30 Kreuz und quer —– ENSEMBLE 2018/25 M I G R A T I O N Heimatverlust und Heimatsuche A S S I S T I E R T E R S U I Z I D Rolle der Seelsorge Matthias Zeindler – Kaum ein Thema hält Europa derart in Atem wie die Flüchtlingskrise. Die Soli- darität zwischen den Ländern wird auf eine harte Probe gestellt. Fast überall sind rechtsradikale Parteien im Aufwind. Es ist aber auch viel Solida- rität mit Menschen auf der Flucht zu spüren. Auch die Kirchen engagieren sich stark für Flüchtlinge. Wie aber begründen sie dieses Engagement? Reicht der übliche Hinweis auf die Nächstenliebe, oder gibt es noch tiefere Gründe? Das neue Buch einer Ethikerin, eines Ethikers und eines Theologen schlägt den Begriff der Hei- mat für das Nachdenken über Migration vor. Denn wo es um Flucht geht, kommen Heimaten in Kon- flikt: Die Flüchtenden suchen neue Heimat, die Ansässigen erfahren die Ankommenden als Bedro- hung ihrer Heimat. Dieser Zugang passt zur Bibel, die über weite Strecken von Heimatverlust und Heimatsuche handelt. Christliches Leben kann man deshalb als «Migrationsexistenz» verstehen, gleichzeitig beheimatet und heimatlos, «in der Welt» und doch nicht «von der Welt». Reformier- te Christen haben ein besonders inniges Verhältnis zur Existenz unterwegs, waren sie doch während Jahrhunderten verfolgt und sind deshalb eine Kon- fession mit «Migrationshintergrund». Die Autorin und die Autoren hoffen mit ihrem Ansatz Möglichkeiten zu bieten, um zwischen Hei- matsuchenden und Beheimateten Brücken zu bauen. Matthias Zeindler – Gemessen an den Sterbezahlen, ist der assistierte Suizid ein Randphänomen. Trotz- dem beschäftigt er die öffentliche Diskussion enorm. Die Frage nach der Selbstbestimmung bis in den Tod scheint unser Selbstverständnis zutiefst zu beunruhigen. Die Kirchen sind nicht nur nach ihrer Einstel- lung zu dieser Problematik gefragt, sie sind auch in ihrem Handeln davon betroffen. Welche Fragen stellen sich in der Seelsorge mit Menschen, die mithilfe einer Sterbehilfeorganisation in den Tod gehen möchten? Soll die Seelsorge bis ins Sterbe- zimmer gehen? Was ist zu beachten bei der Vor- bereitung und Durchführung von Abdankungen von Menschen, die mit assistiertem Suizid gestor- ben sind? Und wie kann die Trauerbegleitung der Hinterbliebenen aussehen? Ein neues Buch versucht Hilfestellungen auf diese Fragen zu geben. Rund die Hälfte des Textes Amélé Adamavi-Aho Ekué / Frank Mathwig / Matthias Zeindler, Heimat(en)?. Beiträge zu einer Theologie der Migration, Zürich: TVZ, 2017, ISBN 978-290-17896-3, 206 S., Fr. 29.80 besteht aus kommentierten Fallbeispielen, mit welchen der Weg von ersten Überlegungen Ster- bewilliger bis zur Begleitung ihrer Angehörigen abgeschritten wird. Dabei kommt die ganze Viel- falt seelsorgerlicher und gottesdienstlicher Aspek- te in den Blick. In einem zweiten Teil werden Ma- terialien zur dogmatischen und ethischen Orientierung sowie vertiefende Reflexionen zu Seelsorge, Homiletik und Liturgik im Umfeld des assistierten Suizids geboten. Abgeschlossen wird der Band durch juristische Informationen. Christoph Morgenthaler / David Plüss / Matthias Zeindler, Assistierter Suizid und kirchliches Handeln. Fallbeispiele – Kommen- tare – Reflexionen, TVZ: Zürich, 2017, ISBN 978-3-290-17912-0, 295 S., Fr. 29.80

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