ENSEMBLE Nr. / N° 26 - März / Mars 2018

12 Dossier —– ENSEMBLE 2018/26 entre les gens. A une occasion, nous avons proposé un petit-déjeuner. Je caresse parfois même l’idée d’organiser un véritable repas et d’installer des tables dans l’église. Cela pourrait être perçu comme un manque de respect. Mais le sacré c’est aussi ce que l’on vit. Ce n’est pas seulement prier et parler à voix basse. De manière générale, la question s’est aussi posée, au sein du Conseil de paroisse, de savoir à qui on ouvrait l’église. Elle est à disposition des paroissiens pour les mariages ou les services funèbres, mais a pu être prêtée aux catholiques ou aux évangéliques qui avaient be­ soin d’un lieu plus grand pour célébrer ce type d’événements. Je suis favorable à l’ouverture et je pense que cela correspond à une attente de la société. D Die Blanche-Eglise, die weisse Kirche von La Neuveville, ist tagsüber immer offen. Sie liegt an einem der Jakobswege und will Pil- gernde, Wandernde oder zufällige Besuchende mit offenen Armen empfangen, erzählt uns Pfarrer John Ebbutt. Von Nathalie Ogi Aus welchen Gründen haben Sie sich dafür ent- schieden, die Pforten der Kirche zu öffnen? Bevor ich im Jahr 2011 hierher zog, kannte ich La Neuveville überhaupt nicht. Als ich dann zum ersten Mal über die Schwelle dieser Kirche trat, hat sich mein Herz sofort für diesen wunderbaren und geschichtsträchtigen Ort geöffnet. Ich wünschte mir, hier als Pfarrer wirken zu können. Es war mir auch von Anfang an ein Anliegen, dass die Kirche tagsüber zwischen 9 und 18 Uhr geöff­ net bleibt. Der Kirchgemeinderat hat die Idee um­ gehend und ohne Einwände angenommen. In einer ersten Zeit wurde die Kirche je nach Bedarf noch manuell geöffnet und geschlossen, in­ zwischen wird diese Aufgabe von einem auto­ matischen elektronischen System übernommen, der Zugang ist also denkbar einfach. Vorher muss­ ten sich Personen, welche die Kirche gerne besu­ chen wollten, bei der Touristeninformation im Stadtzentrum melden, zur Kirche zurückgehen und nach dem Besuch den Schlüssel wieder zu­ rückbringen. Man findet uns seit einiger Zeit auch auf dem Online-Kirchenführer der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Am Anfang waren wir übrigens die einzige französischsprachige Kir­ che des Juras, die dort aufgeführt wurde. Ist das heutzutage nicht ein gewisses Risiko, eine Kirche offen zu lassen? Sicher, das ist immer ein Risiko. Bisher hatten wir aber nur wenige Sachbeschädigungen. Die Weihnachtskerzen wurden entwendet, die Sam­ melbüchse mehrmals aufgebrochen, und Jugend­ liche sind in die Kirche eingedrungen oder haben versucht, den Schaltschrank aufzubrechen. Man muss sich immer fragen, was man stärker gewich­ ten will: das Bedürfnis nach Sicherheit oder die Öffnung für das Publikum. Die Leute haben unse­ re Initiative mehrheitlich begrüsst. An den Fried­ hof anschliessend wirkt die Blanche-Eglise als Bindeglied zwischen dem unteren und dem obe­ ren Teil von La Neuveville, in dem sich die Bezirks­ schule und ein Wohnquartier befinden. Man kann nun bei uns einen Zwischenhalt einlegen. Was will man mit dem Projekt erreichen? Ich hatte den Wunsch, etwas für die Besinnung und die Einkehr zu tun. Meiner Meinung nach sollte die Kirche nicht nur am Sonntagsgottes­ dienst leben. Wir haben deshalb eine der seit­ lichen Kapellen hergerichtet, die leer stand. Wir haben einen Tisch mit Bibeln und Gebets- oder Meditationstexten hineingestellt, dazu ein Gäste­ buch, in dem die Besuchenden eine Mitteilung hinterlassen können. Weiter haben wir einen Lebensbaum aufgestellt, auf dem die im laufenden Jahr erfolgten Geburten, Konfirmationen und Todesfälle vermerkt werden. Nicht fehlen darf natürlich der Stempel für die Pilger, denn der Ver­ bindungsweg Basel–Payerne in Richtung Santiago de Compostela führt hier vorbei. Man muss auch sagen, dass schon das Gebäude an sich eine fried­ liche Ausstrahlung hat. Wir haben grosses Glück, dass dieser Ort eine solche Wirkung hat. Oft sind die Leute berührt, sie spüren etwas. Die Blanche- Eglise strahlt eine Stimmung aus, die niemanden gleichgültig lässt. Das Gebäude ist eines der ältes©Alena Lea Bucher «Ich hatte den Wunsch, etwas für die Besinnung und die Einkehr zu tun.» Pfarrer John Ebbutt «Je souhaitais favoriser la ré- flexion et le recueillement.» Pasteur John Ebbutt

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