ENSEMBLE Nr. / N° 26 - März / Mars 2018

16 Dossier —– ENSEMBLE 2018/26 In Burgdorf und in Aeschi haben Kirch- gemeinden zusammen mit Freiwilligen Treff- punkte eröffnet, um Asylsuchenden Alterna- tiven zum Aufenthalt im Durchgangszentrum anzubieten. Zwei Beispiele von menschlichen Begegnungen unter erschwerten Umständen. Von Gerlind Martin Seit Dezember 2014 gibt es in Burgdorf das Offene Haus «Mama Africa». Jeden Dienstagmorgen ist es offen «für Menschen von hier und dort». Entstan­ den ist dieser Treffpunkt der reformierten Kirch­ gemeinde drei Monate nach der Eröffnung der Zivilschutzanlage Lindenfeld als unterirdische Notunterkunft für Asylsuchende, viele aus Eritrea, Afghanistan. Den Namen «Mama Africa» haben seine Nutzerinnen und Nutzer dem Offenen Haus gegeben, erzählt Anette Vogt. Als Freiwillige ist die Pädagogin und Pfarrfrau seit Beginn mit dabei, heute als Co-Leiterin des Offenen Hauses und Migrationsbeauftragte der Kirchgemeinde zu 30 Prozent. Deutschkonversation ist ein ebenso fester Bestandteil von «Mama Africa» geblieben wie Kaffee und «Znüni», die Kinderecke, der Aus­ tausch von Infos und die Beratung der Gäste bei alltagspraktischen Fragen. Dank guter Zusammen­ arbeit mit der Heilsarmee-Flüchtlingshilfe ist «Mama Africa» gut bekannt. Treff- und Ausgangspunkt für Aktivitäten «Mama Africa» ist schon früh zum Ausgangspunkt weiterer Aktivitäten für, mit und von Migrantin­ nen und Migranten geworden. So entwickelte sich aus dem Suppenmittagessen ein eigentlicher «Publikumsmagnet»: Am ersten Dienstag des Monats kochen nun Freiwillige von hier und dort zusammen ein ganzes Menü. Bis zu 100 Personen essen jeweils mit. Ausserdem gibt es die «Mondo­ bar» jeden zweiten und vierten Montagabend für Junge. Und neu «PaMi» – Patenschaften für Mig­ rantinnen und Migranten. Freiwillige, darunter auch Personen mit Migrationshintergrund, beglei­ ten neu Zuziehende. «Ihr grösstes Bedürfnis ist Deutsch lernen», sagt Anette Vogt. Wenn sich die öffentliche Hand aus dem Migrationsbereich zu­ rückziehe, seien das Engagement von Freiwilligen und die Gastfreundlichkeit der Kirchgemeinde besonders wichtig. Café International in Aeschi Ganz anders läuft es in Aeschi: Nach fast drei Jah­ ren schliesst das «Café International» im Kirchge­ meindehaus Ende März. Seine vorübergehenden Gäste leben neu in einer Kollektivunterkunft in Hondrich. «Heftig» habe die Geschichte Ende 2014 begonnen, sagt Verena Meuli, Präsidentin der Kirchgemeinde Aeschi-Krattigen. Man sei von der Einrichtung der Kollektivunterkunft in Aeschiried überrumpelt worden. «Leute auf der Flucht brau­ chen Schutz», sei dennoch einer ihrer ersten Gedanken gewesen. «Überwältigend» dann im Februar, am ersten Netzwerktreffen, die Hilfsbe­ reitschaft von gut 40 Personen. «Schon diese Grup­ pe war ein Integrationsprojekt.» Am 9. März 2015 öffnet später im Kirchgemein­ dehaus das «Café International»: Im oberen Stock unterrichten Freiwillige Deutsch, im Unterge­ schoss gestalten Frauen mit bis zu zwanzig Kin­ dern abwechslungsreiche Nachmitta­ ge, Freiwillige richten im Saal Kaffee und «Zvieri» – ein Haus voller Men­ schen, Kontakt und Austausch. Schwierig, dass von Montag zu Mon­ tag immer wieder ganze Familien, mit denen man Kontakt pflegte, auf die man sich freute, plötzlich weg sind. Am Abschlusstreffen des Netz­ werks besprechen die Freiwilligen, wie sie sich weiter einsetzen wollen. Verena Meuli schliesst ab. Die Asylpo­ litik bewirke durch die massive Ab­ schottung der Asylsuchenden von der Bevölkerung eine Entsolidarisierung, sagt sie. «Diese Leute erscheinen nur als Gespinste, sie sind da und nicht da.» G A S T F R E U N D S C H A F T U N D M I G R A T I O N Leute treffen und Deutsch lernen Das grösste Bedürfnis ist Deutsch lernen: «Mama Africa» in Burgdorf. Le besoin le plus important est d’apprendre l’allemand: «Mama Africa» à Berthoud. ©zVg

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