ENSEMBLE Nr. / N° 26 - März / Mars 2018

20 Fokus —– ENSEMBLE 2018/26 gieren sich in denselben Vereinen. Deshalb sind bei christlichen Trauerfällen immer öfter auch muslimische Angehörige betroffen. Muslime unterstützen In einer Trauersituation oder schon in der Be­ gleitung davor, bei schwerer Krankheit und im Sterben, kann für christliche Seelsorgerinnen und Seelsorger in der Kirchgemeinde und in Instituti­ onen wie Spitälern oder Altersheimen die Frage wichtig werden, wie beteiligte Musliminnen und Muslime möglichst gut begleitet werden können. Was ist für Muslime beim Sterben wichtig? Was sind seelsorgliche Aufgaben – und was nicht? Wo­ rauf soll bei einer christlichen Bestattung Rück­ sicht genommen werden, wenn Musliminnen involviert sind? Wo kann man Unterstützung er­ halten? Auf diese und weitere Fragen will die neue Handreichung «Christlich-muslimische Trauer­ fälle» Antworten geben. Sie richtet sich in erster Linie an christliche Seelsorgerinnen und Seel­ sorger. Dabei geht es gerade nicht darum, dass sie selbst zu muslimischen Seelsorgern werden, son­ dern dass sie Muslime darin unterstützen, wie sie zu dem kommen, was sie selbst brauchen. Was darf und was soll man? Bei der Entstehung der neuen Broschüre fanden zwei Hearings mit römisch-katholischen und re­ formierten Seelsorgenden aus Kirchgemeinden und dem Inselspital im Kanton Bern wie auch mit muslimischen Fachleuten statt. Mit dabei war die Islamwissenschaftlerin und Lehrbeauftragte an verschiedenen Universitäten Rifa’at Lenzin. Sie hat zwei Texte zur Broschüre beigesteuert. Die Ge­ spräche an den Hearings brachten zwei interes­ sante Aspekte hervor. Einerseits zeigten sich aus christlich-seelsorglicher Sicht ganz konkrete Fra­ gen, die sich in der Begleitung stellen: «Darf» man als christlicher Seelsorger überhaupt einen ster­ benden Muslim begleiten; soll man in jedem Fall einen Imam beziehen; «soll» man eine Sure beim Gottesdienst vorlesen; was kann man tun, wenn es auf dem Gemeindefriedhof keine muslimischen Grabfelder gibt? Andererseits wurde der Hinweis der muslimischen Fachleute wichtig, die christ­ liche und die muslimische Tradition (beispielswei­ se in einem Abschiedsgottesdienst) nicht zu rasch interreligiös synchronisieren zu wollen, sondern die Verschiedenheit beider Traditionen zu respek­ tieren und gerade in ihrer Unterschiedlichkeit wertzuschätzen. * Beauftragter Spezialseelsorge und Palliative Care Kaum ein Thema erhitzt in der Schweiz derzeit mehr die Gemüter als «der Islam». Politisch ist das Thema seit Jahren ein Dauer- brenner. Oft wird mit viel Emotionen, aber wenig Sachkenntnis über «den» Islam gesprochen. Eine neue Broschüre klärt auf. Von Pascal Mösli* Führt man sich vor Augen, dass zurzeit rund 346 000 Musliminnen und Muslime in der Schweiz leben (das sind rund 5 Prozent der Bevölkerung), wird rasch klar, dass es weder «den» Islam, noch «die» Muslime gibt, sondern eben rund 346 000 verschiedene Gesichter mit ebenso vielen persön­ lichen Geschichten. Dabei leben viele Muslime Tür an Tür mit Christen, manchmal als bireligiöse Paare auch hinter der gleichen Tür. Sie arbeiten zusammen, lernen in den gleichen Klassen, enga­ C H R I S T L I C H - M U S L I M I S C H E T R A U E R F Ä L L E Was christliche Seelsorgende tun können Die Broschüre kann man in deutscher und französischer Sprache als PDF herunterladen oder gratis bestellen: Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn, Bereich OeME-Migration, Altenbergstrasse 66, Postfach, 3000 Bern 22, Tel. 031 340 24 24, fami@refbejuso.ch Refbejuso.ch > Publikationen > OeME-Migration > Interreligiöse Arbeit Was ist für Muslime beim Sterben wichtig? Qu’est ce qui est important pour les Musulmans en cas de décès? ©Silvia Rohrbach

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=