ENSEMBLE Nr. / N° 26 - März / Mars 2018

23 ENSEMBLE 2018/26 —– Kreuz und quer R I E T B E R G Bibel anschaulich Am Anfang stand eine Einladung. Die Ein- ladung von einer Mitarbeiterin des Bibeldorfs Rietberg, die Alain Wimmer, dem Katechetik- verantwortlichen im Jura, an einer religions- pädagogischen Konferenz in London vom Bibeldorf erzählte. Es wurde eine Reise zu den Ursprüngen unseres christlichen Glaubens. Patrick von Siebenthal * – Fasziniert hat uns die Suche nach Detailtreue, nach den historischen Realitäten. «Die biblischen Geschichten beginnen dadurch zu leben, werden greifbar und anschau­ lich», wie Rahel Voirol, Dozentin der katecheti­ schen Ausbildung RefModula, sagt. «Es ist fast wie eine kleine Zeitreise, die versucht, am Geschehen direkt teilnehmen zu lassen.» Nicht nur gedank­ lich, sondern tatsächlich, real. Man hatte das Ge­ fühl, im Palästina von vor 2000 oder 4000 Jahren zu sein. «Handfest Archäologie treiben mit Pinsel und Schaufel, das finde ich faszinierend», sagt Ruedi Scheiwiller, Koordinator und Dozent RefMo­ dula. «Sich durch Erdschichten pinseln, die Jahre abtragen und mit den Fundstücken den Menschen und ihrer damaligen Zeit begegnen.» Die Anlage ist zwar nachgebaut und die Fundstücke werden immer wieder neu am gleichen Ort vergraben. Der künstliche Ausgrabungsort orientiert sich jedoch an einem konkreten, wissenschaftlich ausgehobe­ nen Teil. Der Versuch, die biblische Zeit erfahrbar zu machen, habe aber zwei Seiten, wie Rahel Voirol sagt: «Einerseits beginnen biblische Geschichten dadurch zu leben, und andererseits frage ich mich, ob die Geschichten dadurch nicht auch an Weite und Grösse verlieren. Sie werden zu Geschichten, die an einem bestimmten Ort zu einem bestimm­ ten Zeitpunkt auf bestimmte Weise gespielt haben.» Wichtig sei es aber, den Geschichten ihr «Geschichten-Sein» zu bewahren, dass sie also mehr sagen können, als was sicht- und erlebbar ist. Ein solches Bibeldorf wie jenes in Rietberg kann Kinder, Jugendliche und Erwachsene die Le­ benswelt der Menschen aus biblischen Zeiten ent­ decken lassen: wie diese Menschen wohnten, was sie assen, wie sich ein Dorf entwickelte. Es bedarf aber nachher, vorher oder während dieser Zeit­ reise einer guten theologischen Einbettung. Arbeit im Generationenbogen Fasziniert hat alle Teammitglieder, wie das Bibel­ dorfprojekt Menschen aus verschiedenen Alters- und sozialen Gruppen zusammenbringt und ihnen ein Mitmachen ermöglicht. Stefan Zwygart, Kate­ chet und Sachbearbeiter, sagt: «Mich hat faszi­ niert, wie das Projekt Menschen anzieht und wie viele Möglichkeiten es gibt, sich einzubringen.» Die freiwilligen Mitarbeitenden werden dort eingesetzt, wo ihre Interessen, ihre Fähigkeiten sind, zum Beispiel bei der Druckerpresse oder beim Rundgang durch das Bibeldorf. Das begeis­ terte nicht nur Irene Beyeler, die Bibliothekarin der Kirchlichen Bibliotheken: «Jugendliche aus der Gemeinde übernehmen die Führung bei der Station ‹Seilerei›. Sie motivieren die Gruppen von Besucherinnen und Besuchern und lassen sie im wahrsten Sinn erleben, was es heisst, an einem Strang zu ziehen.» Als Gemeindeprojekt ist es Ar­ beit im Generationenbogen pur. * Leiter Fachstelle Weiterbildung und Beratung KUW, Dozent RefModula Bibeldorf Rietberg Seit nunmehr über 10 Jahren wächst die Idee: das Bibeldorf Rietberg als religionspädagogi­ schen Lernort und Museum zur Umwelt der Bibel zu gestalten. Es wird Jahr für Jahr ausge­ baut und erweitert. Neben einer Zimmerei und einer Seilerei aus biblischen Zeiten gibt es bei­ spielweise auch die Römerwache, das Haus des Zöllners oder das Einraumhaus. Weitere Informationen: www.bibeldorf.de Das Katechetikteam: Rahel Voirol, Ruedi Scheiwiller, Stefan Zwygart, Helene Geissbühler, Marianna Jakob, Irene Beyeler, Patrick von Siebenthal, Alain Wimmer, Katharina Wagner, Pia Moser. Es fehlen: Anne-Domi- nique Grosvernier, Anne Berlincourt, Ursula Kaufmann, Isabelle Scherer. ©zVg

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