ENSEMBLE Nr. / N° 28 - Mai 2018

24 Fokus —– ENSEMBLE 2018/28 tet sie eine solide, dem lateinamerikanischen Um­ feld angepasste theologische Ausbildung. Durch das Zusammensein von Studierenden mit unter­ schiedlichem konfessionellem Hintergrund und verschiedenen Nationalitäten gehören ökumeni­ sche Offenheit und eine besondere Sensibilität für die ethnische Vielfalt des Kontinents ganz auto­ matisch zur Erfahrung eines Studiums an der UBL. Sie holt Menschen dort ab, wo sie stehen, und bietet neben dem universitären Studiengang breit zugängliches theologisches Grundwissen in den Basiskursen des biblisch-pastoralen Instituts IBP. Mit dem Aufbau von Onlineprogrammen werden auch diejenigen erreicht, denen es aus zeitlichen oder finanziellen Gründen nicht möglich ist, ein Studium in Costa Rica zu absolvieren. Gesellschaftliche Teilhabe «Theologische Ausbildung hat mit aktiver Beteili­ gung am gesellschaftlichen und politischen Leben zu tun!», betont Angel Román Dollinger, ökume­ nischer Mitarbeiter von «Mission 21» an der UBL. Er legt allerdings auch Wert darauf, dass dies kei­ ne Einbahnstrasse von der Theologie hin zur Ge­ sellschaft ist, sondern, dass dies auch in der Gegenrichtung funktioniert: «Es gilt auch, das soziale Leben von Gemeinschaften wahrzuneh­ men, zu reflektieren und für die Theologie frucht­ bar zu machen.» Während Angel Román Dollinger als Professor der praktischen Theologie an der UBL unterrichtet, ist die Theologin Simone Dollinger, seine Frau, für das lateinamerikanische Netzwerk «Religion und Entwicklung» von «Mission 21» in Lateinamerika verantwortlich. Beide tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, dass theologische Ausbil­ dung Kirchen und soziale Bewegungen an der Basis unterstützt und als eigentliche Friedens­ arbeit Horizonte für eine bessere Zukunft eröffnet. Unterstützung nötig Ein Projekt wie die UBL und andere Orte universi­ tärer theologischer Ausbildung in Lateinamerika, Afrika und Asien können nicht aus den Beiträgen der lokalen Kirchen finanziert werden. Die refor­ mierten Kirchen in der Schweiz sind hier mit der Unterstützung theologischer Ausbildung zur kirchlichen Solidarität aufgerufen. Dank Organi­ sationen wie der UBL und dem Netzwerk von «Mis­ sion 21» haben sie die Möglichkeit, ihren refor­ mierten Beitrag zum ökumenischen Konzert zu leisten. Die Reformation war auch eine Bildungs- bewegung, und kritisches theologisches Denken gehört zum Erbe des Protestantismus. Diese Prägung wird aber zunehmend zu einem Wunschdenken. Die Lateinamerika- nische Bibeluniversität UBL zeigt, wie es gehen könnte. Von Heinz Bichsel* Während ein Netzwerk von katholischen Univer­ sitäten mit ausgebauten theologischen Fakultäten besteht, ist die ökumenische theologische Aus­ bildung substanziell geschwächt. Eine starke pro­ testantische universitäre Theologie, die bei uns in der Schweiz vom Staat finanziert wird, ist mit wenigen Ausnahmen in Afrika und Lateinamerika kaum mehr existent. Dagegen dominieren Predi­ gerseminare, Glaubenstrainings und zweifelhafte Onlinekurse das Bildungsangebot. Die theolo­ gische Suche wird mit allzu einfachen Antworten abgespeist und der spirituelle Hunger der Menschen mit Kurzfutter oder dem Lärm charisma­ tischer Propaganda befriedigt. Mit den Menschen unterwegs Die Lateinamerikanische Bibeluniversität, UBL, gibt für den lateinamerikanischen Kontinent eine exemplarische Antwort auf diese Situation. Weit davon entfernt, den Betrieb einer europäischen theologischen Fakultät anstreben zu können, bie­ C O S T A R I C A Theologische Ausbildung ist kein Luxus! Simone Dollinger und Angel Román Dollinger, öku­ menische Mitar- beitende von Mission 21 an der Lateinamerikani- schen Bibel- universität, UBL. ©Robin Hill /Mission 21 * Bereichsleiter OeME-Migration

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