ENSEMBLE Nr. / N° 29 - Juni / Juin 2018

20 Fokus —– ENSEMBLE 2018/29 unter der Leitung von Afiwa Sika Kuzeawu, die selber Lieder zum Stück komponierte, haben Schweizer und ausländische Künstler gemeinsam die Musik einstudiert. «Die Themen, welche im Stück aufgenommen werden, erlebte ich ganz persönlich in meinen eigenen Begegnungen mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern», prä­ zisiert Afiwa Sika Kuzeawu. Neben vielen humorvollen, spannenden und positiven Momenten gab es auch manche Heraus­ forderung. Im Schauspielteam gab es mehrere Abgänge von Geflüchteten. Sei dies wegen eines Transfers nach Biel, Deutschkursen, die den Probe­ besuch verunmöglichten, oder wegen eines nega­ tiven Asylentscheids. Das Theaterteam erlebte ganz nah mit, wie unbeständig sich ein Leben von Asylsuchenden gestalten kann. Es waren immer wieder Flexibilität und Spontaneität gefragt. «Ich finde es herausfordernd, ein Integrationsprojekt durchzuführen, bei dem das Gemeinsame, Einen­ de und Universelle im Vorder- und das Differente, Trennende und Partikulare im Hintergrund stehen soll, berichtet Regieassistent Elias Schmid. Spontane Diskussionen Gewisse Szenen wurden gemeinsam von der Regie und den Mitwirkenden erarbeitet. Da tauchten einerseits verschiedene kulturelle Ansichten sowie unterschiedliche Generationsfragen auf. Eine ältere eritreische Frau konnte zum Beispiel nur schwer verstehen, dass sich eine junge Schauspie­ lerin im Stück etwas frech gegenüber ihrer Gross­ mutter verhält. So entstand spontan eine Diskus­ sion zum Thema Respekt vor älteren Menschen und wie sich dieser in unseren Kulturen unter­ schiedlich gestaltet. Dazu Kurt Schneider, ein 81-jähriger Schauspieler: «Das Theaterstück ist feinfühlig, trägt den unterschiedlichen Kulturen Rechnung und zeigt auf, wie wichtig das Erlernen der Sprache ist.» Spieldaten Die Aufführungen finden am 16./17. und am 22. Juni jeweils um 19 Uhr im Kirchgemeinde- haus Melchenbühl in Gümligen statt. Weitere Infos: www.rkmg.ch > Theaterprojekt Seit November 2017 wird in der Kirchge- meinde Muri-Gümligen das Theaterstück «neighbourLines» einstudiert. Das Projekt möchte bereits während der Vorbereitungen Begegnungen zwischen Einheimischen und Geflüchteten ermöglichen. Silvia Tapis* Dort, wo eine Begegnung stattfindet, werden Vor­ urteile abgebaut und Freundschaften geschlossen. Durch das Projekt haben Einheimische neue «fremde» Nachbarn kennen gelernt, sodass aus «neighbourLines» eben «neighbourliness» (Nachbar­ freundschaft) entstand. Auf diesen feinen wörtlichen Unterschied zielen der Titel und die Geschichte des Schauspiels ab. Abdi Mohamed, einer der Schau­ spieler, bestätigt, dass es funktioniert: «Das Theater­ projekt ist eine sehr gute Möglichkeit, Ideen und Ansichten auszutauschen und etwas über die Unter­ schiede der Kulturen zu lernen.» Begegnungen Unterschiedliche Projektgruppen haben je einen Teil zum gesamten Theater erarbeitet. So gab es beispielsweise eine Gruppe von Bewohnenden der Gemeinde und Geflüchteten, die zusammen das Bühnenbild bauten und malten. Eine Konfirmationsklasse aus Muri-Gümligen drehte einen Kurzfilm als Einstieg ins Stück. Und INTEGRATIVES THEATERPROJEKT «NEIGHBOURLINES» * Projektleitung und Regie ©Christoph Knoch Bei der Theater- arbeit trafen verschiedene kulturelle Ansich- ten aufeinander. Dans le travail de théâtre, différents points de vue culturels se sont rencontrés.

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