ENSEMBLE Nr. / N° 30 - Juli / Juillet 2018

6 Dossier —– ENSEMBLE 2018/30 sammenspiel von Freiwilligen, Ehrenamtlichen und kirchlichen Mitarbeitenden untereinander und mit allen Partnern im palliativen Netzwerk (s. Kasten). Um die Kirchgemeinden bei ihren Bemühun­ gen zu unterstützen, haben die Reformierten Kir­ chen Bern-Jura-Solothurn vor vier Jahren eine Ko­ ordinationsstelle eingerichtet. Diese Stelle ist auch dafür zuständig, den Dialog und die Zusammen­ arbeit auf kantonaler und regionaler Ebene mit den Netzwerkpartnern zu vertiefen. Was alles in Kirchgemeinden läuft In vielen Kirchgemeinden gibt es spannende und innovative Projekte, mit denen das kirchliche Netz Palliative Care derzeit kreativ weitergeknüpft wird. Einige dieser Projekte seien exemplarisch vorgestellt. Vor sechs Jahren gründete in Bettlach das Pfarrehepaar Brigitte und Roland Stach zusammen mit einem Arzt, der Leiterin des dortigen Alters­ heimes und der Spitexleiterin einen Verein zur Begleitung sterbender Menschen. Sie entwickelten eine kleine Fortbildung für Freiwillige und mach­ ten ihr Angebot in der Region bekannt. Sechs Frei­ willige stehen heute zur Verfügung und können dank dem breiten Beziehungsnetz des Vereinsvor­ stands dort eingesetzt werden, wo sie gebraucht werden. Pflegende Angehörige sind doppelt belastet: Sie sind selbst betroffen, und zugleich brauchen sie alle Kraft, um ihre kranken und sterbenden Angehörigen zu pflegen. Hilfe anzunehmen ist in der Situation anspruchsvoll – man will anderen nicht zur Last fallen und zugleich muss man dafür das eigene Haus weit öffnen. Dass die Unterstüt­ zung Vertrauen braucht, weiss man in Vechigen. Dort gibt es ein Projekt, bei dem sich in einem Kurs pflegende Angehörige und kirchliche Frei­ willige kennenlernen und zugleich bei ihren pfle­ gerischen und geistlichen Anliegen unterstützt werden. Die Zusammenarbeit mit der Spitex ist für die Seelsorge in allen Regionen zentral. In Bern-Büm­ pliz ist der Sitz der SEOP, der spitalexternen, onko­ logischen Spitex für die Region Bern. Die Mitarbei­ tenden der SEOP kommen immer dann zum Zug, wenn besonders komplexe palliative Situationen zuhause zu betreuen sind. In einigen Workshops haben sich die Mitarbeitenden um die spirituelle Dimension ihrer Arbeit gekümmert und ein Kon­ zept dazu erarbeitet. Wichtiger Teil des Konzepts ist die Zusammenarbeit mit der örtlichen Seel­ sorge. Dabei tauchte auch der Wunsch auf, eine Seelsorgerin im Team zu haben: Barbara Studer, Pfarrerin in Bümpliz, ist seit kurzem die SEOP-Seel­ sorgerin. Das Bedürfnis, über das Sterben offen sprechen zu können, ist gross. Eine jüngst publizierte Unter­ suchung des Bundesamts für Gesundheit zeigte auf, dass 80 Prozent der Befragten über ihr Sterben nachdenken. Wer nachdenkt, will sich oft auch austauschen. Das zeigen die grösseren Dialogver­ anstaltungen in Kirchgemeinden, die Gruppen für Trauernde und das besondere Angebot des «Café mortel»: Menschen, die sich teilweise kaum ken­ nen, erzählen von ihren persönlichen Sehnsüchten und Ängsten, und sie bleiben dabei nicht allein. Viele Menschen möchten zuhause sterben. Da­ mit sie es können, braucht es die Unterstützung von vielen. Es braucht Menschen, die Zeit haben, es braucht Menschen mit professionellem Know­ how und Menschen mit geistlicher Erfahrung – und in allem braucht es Menschen mit einem weiten und offenen Herzen in einer Gemeinschaft, die trägt. Informationen zu Kirche & Palliative Care im Kanton Bern: www.kirchenpalliativebern.ch Das Netz Für eine funktionierende Palliative Care in Kirchgemeinden müs­ sen verschiedene Faktoren zusammenspielen: −− In den Bezirken und Kirchgemeinden kümmert sich jemand verbindlich um das Dossier Palliative Care; −− Seelsorgende vernetzen sich mit Fachleuten der Spitex und mit Hausärzten, um die Zusammenarbeit zu vertiefen; −− Sozialdiakoninnen und -diakone klären ihr Aufgabenfeld, da­ mit sie ihren Beitrag leisten können; −− kirchliche Mitarbeitende setzen sich an die regionalen Tische der palliativen Zusammenarbeit, um die Angebote der Kirchen einzubringen und von den Anliegen der anderen zu hören; −− Freiwillige besuchen und begleiten Kranke und Sterbende und entlasten deren Angehörige; −− alle Aktivitäten finden in enger landeskirchlich-ökumenischer Zusammenarbeit statt. ©Keystone /AP Springfield News-Leader /Amber Arnold Menschliche Wärme: Die Frei- willige besucht den Senior mehr- mals pro Woche, um Hilfestellung im Alltag zu leisten. Chaleur humaine: les bénévoles rendent visitent aux aînés plu­ sieurs fois par semaine, afin de les aider dans leur vie quotidienne.

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