ENSEMBLE Nr. / N° 31 - August / Août 2018

16 Fokus —– ENSEMBLE 2018/31 Haut ursprünglich zukommt, und die Hoffnung auf Heilung klingt an, die keine Verwundung zer­ stören kann. In verschiedenen biblischen Erzählungen ge­ schieht Heilung durch Berührung (z. B. Mt 8,2-3). Der barmherzige Samariter – das Urbild diakoni­ schen Handelns – lässt sich vom Verletzten im Strassengraben betreffen und nimmt sich seiner an. Er versorgt seine Wunden, lädt ihn auf sein Reittier und bringt ihn an einen sicheren Ort. Doch nicht nur der Mitmensch, auch das verletzte Mit­ geschöpf kann uns betreffen und zum heilenden Tun herausfordern. Das Handeln zugunsten der Mitmenschen soll nicht gegen das Handeln für die Schöpfung ausgespielt werden, meint der Theo­ loge Otto Schäfer in seinem Predigtimpuls für die «SchöpfungsZeit». Es ist tatsächlich an der Zeit, Mitleid für die Schöpfung zu entwickeln ange­ sichts der spürbaren Auswirkungen des Klimawan­ dels auf Pflanzen, Tiere und Menschen. Denn wer sich vom Leid berühren lässt, wie der barmherzi­ ge Samariter, sucht nach den richtigen Hand­ lungsmöglichkeiten. «SchöpfungsZeit» zum Tastsinn Die «SchöpfungsZeit»-Dokumentation der Fach­ stelle oeku Kirche und Umwelt ist den Refbeju­ so-Pfarrpersonen zusammen mit einer Karte in Braille-Schrift zugestellt worden. Ein Magazin mit Fachbeiträgen lag dem «bref 9/2018» bei. In der Dokumentation der oeku finden sich neben Pre­ digt- und Liturgieimpulsen allerlei Anregungen, von der Tastgalerie über einen Fussparcours bis hin zum Barfusslaufen und dem Tipp, wie Indianer gehen zu lernen. Doch Tast- und Spürerfahrungen lassen sich auch bei einfacher Gartenarbeit oder einem Arbeitseinsatz in der Natur machen. Gärten bieten die Gelegenheit, die Natur zu erfahren und sich Gott zu nähern, meint Pfarrerin Anne-Chris­ tine Menu-Lecourt. Sie betreut in Genf das Urban- Gardening-Projekt «Jardiniers de la Création». * Leiter oeku Materialbestellungen: oeku Kirche und Umwelt, Bern Tel. 031 398 23 45 info@oeku.ch, www.oeku.ch O E K U Taste, fühle, begreife Der Slogan für die «SchöpfungsZeit» «Taste, fühle, begreife!» ermuntert zum Berühren der Dinge, um sie zu verstehen. Als «Schöpfungs- Zeit» gilt im Kirchenjahr die Zeit vom 1. September bis zum 4. Oktober. Das Jahres- thema der oeku zum Tastsinn ist Teil einer Reihe zu den fünf Sinnen. Von Kurt Zaugg-Ott* Die Haut ist das grösste Sinnesorgan des Men­ schen. In der Haut haben wir Sinneszellen, die auf Reize wie Temperatur, Druck, Berührung, Vibra­ tion und Schmerz reagieren. Der Tastsinn konzen­ triert sich in Händen, Füssen und dem Mund. Und unser grundlegendes Körperempfinden verdanken wir dem Tastsinn. Ohne die sinnliche Wahrneh­ mung über die Berührung wüssten wir gar nicht, dass wir existieren. Den Tastsinn haben wir mit anderen Geschöp­ fen gemeinsam. Aber im Vergleich zum Menschen ist er bei Tieren oft viel stärker ausgeprägt. Mit ihren Tast- oder Schnurrhaaren beispielsweise können sich viele Säugetiere auch im Dunkeln orientieren. Heilende Berührung Neben dem Nutzen für die alltägliche Lebensbe­ wältigung weisen Tast- und Spürerfahrungen auch über sich hinaus. Pflanzen zu berühren und zu pflegen, tut uns Menschen gut, sind Gartenthera­ peutinnen überzeugt. Im Handauflegen erfahren Menschen, dass sie in etwas Grösseres eingebettet sind, das über das Zwischenmenschliche hinaus­ geht. In einer Salbung kommt etwas von der Schönheit zum Ausdruck, die der menschlichen

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