ENSEMBLE Nr. / N° 31 - August / Août 2018

18 Fokus —– ENSEMBLE 2018/31 Gedanken wie die, die in den Psalmen zu finden sind – beispielsweise wenn es heisst, dass mir das «Wasser bis zum Hals» steht (Psalm 69). Solche Bi­ belworte können sprachfähig machen, über eige­ ne Lebenssituationen zu sprechen. Auch erleben Jugendliche ein ständiges Auf und Ab, vergleich­ bar mit der Lebenskurve von Josef. Durch Ge­ schichten wie diese erfahren sie, dass Gott einem selbst im Dunkeln beistehen kann. Die Vision Kirche 21 von Refbejuso beinhaltet den Leitsatz «Auf die Bibel hören – nach den Menschen fragen.». Wie kann dieser Ihrer Meinung nach kreativ umgesetzt werden? Der Leitsatz verbindet die Bibel als Basis des Glaubens mit den Menschen, die heutzutage im­ mer weniger Bezug zur Bibel haben. Die Heraus­ forderung wird sein, Bibelgeschichten als Lebens­ geschichten herauszustellen. Dabei sollte eine Verbindung zwischen den Menschen heute und der Bibel hergestellt werden – beispielsweise über die Spurensuche in der Lebenswelt. Es kann dabei bei Namen angeknüpft werden, die aus der Bibel stammen, oder Spuren der Bibel können aufge­ zeigt werden, die in der Sprache, der Kunst, der Literatur und der Musik zu finden sind. Selbst die aktuelle Werbung und Musik der Jugendkulturen ist voller Bezüge. Ist erst einmal das Interesse ge­ weckt, wird das Gespräch über biblische Inhalte leichter. Sie haben an der Tagung in Bern ausgeführt, dass sich das Christentum dadurch auszeichne, seine «Heilige Schrift» auch durch Übersetzungen und Übertragungen – bis hin zur Kinderbibel – zugäng- lich zu machen. Wo liegt die Grenze zwischen der «Heiligen Schrift» und Bibeln mit Übersetzungen und Übertragungen? Gibt es «schlechte» Kinder- bibeln, die nicht mehr «Heilige Schrift» sind? Und was sind Merkmale einer empfehlenswerten Kinderbibel? Übersetzungen unterscheiden sich, ob sie na­ he am Urtext sind wie die Elberfelder, verständ­ nisorientiert wie die «Gute Nachricht Bibel» oder einen Mittelweg gehen wie Luther, die Zürcher und die Einheitsübersetzung. Problematisch wird es dann, wenn zu sehr interpretiert wird. Bei man­ chen Kinderbibeln kommt den Erzählenden der Blick für das Wesentliche abhanden. Wo eine Kinderbibel den Bibeltext nicht als Basis hat, ist es keine Bibel. Als Autor von Kinder- und Jugend­ bibeln habe ich selbst immer darauf geachtet, dass Texte gut elementarisiert und erzählt sind. Nur so Michael Landgraf ist Leiter des Religions- pädagogischen Zentrums Neustadt (D), Lehr- beauftragter an der Universität Mainz für Bibeldidaktik und Autor von Kinderbibeln sowie von Arbeitshilfen zur Bibel. Er ge- staltete Ende Mai als Referent die religions- pädagogische Fachtagung «Bibel kreativ: Zugänge und Lernwege mit der Bibel» im Haus der Kirche in Bern. Von Rahel Voirol* Bei unseren Überlegungen zu einem neuen reli- gionspädagogischen Gesamtkonzept beschäftigt uns zentral die Frage nach der Verbindung der biblischen Inhalte mit den heutigen Menschen. Herr Landgraf, warum steht bei Ihnen die Bibel so sehr im Zentrum? Was «bringt» es den Kindern und Jugendlichen, einen eigenen Zugang zur Bibel zu finden? Für mich ist die Bibel mehr als ein Buch. Sie zeigt den Weg, den Menschen mit Gott gehen. Uns wird durch die Bibel ein Spiegel vorgehalten: Wie David ist keiner vollkommen, wie Petrus keiner unfehlbar, und dennoch werden wir von Gott begleitet und geliebt. Kinder haben oft ähnliche M I C H A E L L A N D G R A F «Eine Brücke zur Bibel bauen» Michael Landgraf ©Wellhöfer Verlag

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