ENSEMBLE Nr. / N° 32 - Oktober / Octobre 2018

12 Dossier —– ENSEMBLE 2018/32 créative permettant de concrétiser des idées. Il s’agit de proposer une nouvelle activité pour de nouvelles personnes qui ne sont pas des habitués de la paroisse. Il peut s’agir d’une église ouverte, d’une présence au marché, de repas à domicile avec partage de l’Evangile, etc. Certaines ren­ contres ont débouché sur des succès, comme «L’Oasis Nomade» à Vevey qui propose une célé­ bration mensuelle créative aux personnes exté­ rieures, ou encore la paroisse de La Sallaz qui a transformé l’intérieur de son église en y installant des canapés. En résumé, nous essayons de faire en sorte que les gens soient encouragés et dynamisés. Nous sommes motivés et convaincus: nous tenons à faire reconnaître la valeur de l’Evangile, même si nous sommes conscients que les moyens et les effectifs de l’Eglise vont encore diminuer. D Die reformierte Kirche des Kantons Waadt trägt den gesellschaftlichen Veränderun- gen Rechnung und probiert neue Formen aus, wie der protestantische Glaube gelebt werden könnte. Seit 2013 entwickelt das «Labo Khi» Coa- ching-Ansätze und Tools, die es den Kirchge- meinden, Gruppen oder Einzelpersonen erlau- ben sollen, in der heutigen Zeit das Evangelium auszudrücken. Simon Weber, Leiter des «Labo Khi», gibt einen Einblick. Von Nathalie Ogi Wie ist das Labo Khi entstanden, und wann sind Sie dazu gestossen? Die Initiative wurde im Gefolge der Veröffent­ lichung eines Bericht über die Evangelisierung des Kantons ins Leben gerufen. Der Bericht er­ schien 2012. Um den Schlussfolgerungen, die im Bericht gezogen wurden, Rechnung zu tragen, hat der Synodalrat der Evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Waadt (EERV) den Theologen und Radiojournalisten Jean-Christophe Emery an­ gestellt. Dieser hat dann zahlreiche Gespräche geführt, um den Puls der Kirchgemeinden zu fühlen. Anschliessend hat er sich mit einem kleinen Team einen Überblick über die Art und Weise verschafft, wie die Kirche in anderen Ländern – vor allem in England – vorgeht, um sich weiter zu entwickeln. Ich stiess im Sommer 2014 zum Team und arbeitete halbtags für die Abtei­ lung Forschung und Entwicklung. Im Januar 2015 übernahm ich die Leitung des Labo Khi. Gegen­ wärtig besteht unser Team aus fünf Personen: einem Soziologen, einem ehemaligen Journalis­ ten, einem Ausbildner, einem Projektleiter und mir selbst. Ich bin Pfarrer und war Kommunika­ tionsleiter und Pressesprecher des Schweizeri­ schen Evangelischen Kirchenbunds. Wie präsentiert sich die Situation im Gebiet der EERV? In den Kirchgemeinden hat man natürlich erkannt, dass immer weniger Leute die Gottes­ dienste besuchen, dass die Anzahl der Konfirman­ den rückläufig ist und dass «die Message» von der heutigen Gesellschaft nicht immer gehört und ver­ standen wird. Zu analysieren, woran das liegen könnte, erweist sich dann allerdings als schwierig. Schliesslich gibt es in den Kirchgemeinden ja eine Pfarrperson, und die finanzielle Unterstützung wird alle fünf Jahre erneuert. Weshalb sollte man also tiefer schürfen? Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die Kirche überaltert ist und dass sich die Personen, die in ihr das Sagen haben, der Tragweite dieses Zustandes nicht immer bewusst sind. Der Bezug zur Institution Kirche lockert sich, die Anzahl der Mitglieder geht ständig zurück. Das wird sich in Zukunft auch nicht ändern. Angesichts dieser Tatsache, welche die verschiedenen Verän­ derungen in der Gesellschaft spiegelt, fühlen sich die Verantwortlichen in den Kirchgemeinden in der Pflicht, wissen aber oft nicht, wie sie dem Phä­ nomen begegnen sollen. Manchmal wird auch ver­ drängt: «Bei uns ist die Situation noch ganz gut», hört man manchmal sagen, obwohl der Gottes­ dienst von gerade mal 15 Personen besucht wird. Welche Lösungen bieten Sie an? Wir sind der Meinung, es sei an der Zeit, einen anderen Denkansatz zu wählen. Während Jahr­ hunderten wurde versucht, das Evangelium durch­ zusetzen. Heute geht es aber viel mehr darum, es zu teilen, es mit Leben zu füllen. Es müsste ein Übergang stattfinden von einer Kirche, die An­ gebote macht, zu einer Kirche, die neue Beziehun­ gen aufbaut. Wir sind überzeugt, dass wir nicht einfach die Leute zu uns rufen, sondern dass wir zu ihnen gehen sollten. Wir sollten nicht ein Pro­ gramm für sie anbieten, sondern die Leute auf­ fordern, gemeinsam aktiv zu werden. Sie sind dann eher bereit, Freiwilligenarbeit zu leisten, wenn auch oft nur sporadisch. Die Spiritualität zieht immer mehr Menschen an. Diejenigen, die Jesus folgen, glauben auch an die Wiedergeburt. Früher galt das als Gotteslästerung. Heute müssen wir uns mit solchen Glaubensformen arrangieren. Aus dieser Perspektive erscheint das Konzept einer gemischten Bewirtschaftung interessanter als das herkömmliche Modell: Es sollte versucht werden, gleichzeitig mit den kleinen alternativen christ­ lichen Gruppierungen und der traditionell aus­ gerichteten Kirche mit ihren Gottesdiensten und Riten, die immer noch viele Menschen anspre­ chen, zu funktionieren.

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