ENSEMBLE Nr. / N° 32 - Oktober / Octobre 2018

14 Dossier —– ENSEMBLE 2018/32 Der Verein «Metalchurch» vereint Christinnen und Christen, die harten Gitarrensound mögen. Seit vergangenem Jahr wird der Verein finanziell von den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn unterstützt. Für Samuel Hug, Metal-Pfarrer und treibende Kraft des Vereins, schliessen sich Glaube und Metal gegenseitig nicht aus. Von Adrian Hauser Die «Metalchurch» ist doppelt gefordert: Sie muss innerhalb des kirchlichen Umfelds ihre Identität definieren, ist gleichzeitig aber auch eine Subge­ meinschaft innerhalb der Metalszene. In den 80er- und 90er-Jahren bezeichnete man den christlichen Metal als White Metal. Eine Bezeichnung, die Pfar­ rer Samuel Hug kritisch sieht: «Wir wollen ein Teil dieser Szene sein und uns nicht davon abgrenzen.» Gleichzeitig sieht sich die «Metalchurch» aber auch als Teil der reformierten Kirche, will sich auch von ihr nicht abgrenzen, sondern im Gegen­ teil christliche Metal-Fans integrieren. Dabei gilt es, gegen Vorurteile anzukämpfen. Denn harte Musik kann durchaus biblische Botschaften ver­ breiten, das Leben positiv hinterfragen – ja, die monumentale Musik hat teilweise sogar etwas Sakrales. Teil einer Bewegung Samuel Hug ist eine der treibenden Kräfte von «Metalchurch». Er ist ein Überzeugungstäter, der sich gemeinsam mit vielen Freiwilligen und an­ deren kirchlichen Angestellten seit Jahren für eine ganz eigene Vision einer zeitgenössischen Kirche einsetzt. Dabei ist er sich sehr bewusst, dass die «Metalchurch» nur ein Angebot unter vielen sein kann. Die heterogene Gesellschaft brauche verschiedenste Ansätze. Die «Metal­ church» sieht er als ortsunabhängige Kirchge­ meinde. Er arbeitet zu 60 Prozent als Pfarrer in Niederbipp und zu 30 Prozent als Pfarrer der «Me­ talchurch». Die 30 Prozent für die «Metalchurch » werden von den Reformierten Kirchen Bern-Jura- Solothurn vorerst befristet auf vier Jahre mit­ finanziert. Die Bewegung in der Metalszene entstand vor bald 15 Jahren, als das erste «Elements of Rock» im zürcherischen Uster stattfand. «Elements of Rock» ist ein Festival, das Metalbands «mit positivem Bezug zum christlichen Glauben» auf die Bühne bringt. 2009 wurde dann der Schweizer Dachver­ ein «Unblack» gegründet. Samuel Hug ist im Vor­ stand dieses Vereins, der sich als Dach für alle christlichen Aktivitäten in der Metalszene ver­ steht. Gleichzeitig ist er Pfarrer und operativer Leiter der «Metalchurch», des Berner Vereins, der seit 2012 besteht. «Verbindung mit dem Alltag» Der Verein «Metalchurch» ist sehr aktiv. Er orga­ nisiert Metal-Gottesdienste, Konzerte, ist an Fes­ tivals mit Seelsorge präsent und organisiert Bibel­ gespräche unter dem klingenden Namen «Bibel, Bier und Metal». Und das mit Erfolg: Im vergan­ genen Jahr nahmen bis zu 180 Personen an den Metal-Gottesdiensten teil. Diese bringen zusam­ men, was auf den ersten Blick nicht miteinander vereinbar ist: Mit einer leichtfüssigen Selbstver­ ständlichkeit werden Songtexte biblisch ausgelegt oder Bibeltexte und Aussagen in Songs miteinan­ der in Verbindung gebracht. «Die Verbindung des Glaubens mit dem Alltag ist wichtig», sagt Samuel Hug. «Denn so wird der Glaube handfest.» Die gläubigen Metal-Fans be­ zeichnet Samuel Hug als «kritische Christinnen und Christen». Für die Zukunft wünscht er sich, dass die «Metalchurch» ein offiziell anerkannter Teil der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn ist und mit weiteren Angeboten, noch mehr Frei­ willigen und mehreren Angestellten an verschie­ denen Orten präsent ist. M E T A L C H U R C H «Kritische Christinnen und Christen» ©Adrian Hauser Samuel Hug

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