ENSEMBLE Nr. / N° 32 - Oktober / Octobre 2018

15 ENSEMBLE 2018/32 —– Dossier Die Ladenkirche an der Tramhaltestelle «Luegisland» in Schwamendingen ist ein Quartiertreffpunkt, in dem seit fünf Jahren vieles und viele Platz haben. Von Gerlind Martin Die Ladenkirche Schwamendingen ist kein Laden und keine Kirche. Vom Laden hat sie zwar die grossen Schaufenster. Sie verkauft aber keine Claro-Produkte mehr, sondern Artikel, die an den Strick- und Handwerksnachmittagen angefertigt werden. Und was hat die Ladenkirche von der Kirche? Darauf gibt Heidi Bremi spontan zwei Ant­ worten. Eine, die sie von etlichen Besuchenden hört: «Zum Glück hat sie nichts von der Kirche.» Und eine Antwort des Teams: «Die Ladenkirche bietet möglichst viel von dem, was sonst nirgends Platz hat.» Zum Beispiel einen Raum, in dem zu den Öffnungszeiten immer jemand vom Team an­ sprechbar ist, wo Gespräche zu religiösen Themen erwünscht sind, vom Team aber nur zurückhal­ tend angestossen werden, wo Einzelgespräche ebenso stattfinden wie spontane Gruppengesprä­ che. «Als Team stellen wir einen kleinen, persön­ lichen Quartiertreffpunkt zur Verfügung, in dem Lebenssinn- und religiöse Fragen Schwerpunkte sind», sagt Heidi Bremi. Zu diesem Anspruch passt der Name der gegenüberliegenden Tramhalte­ stelle: «Luegisland». Zu den Öffnungszeiten ansprechbar So macht das Ladenkirchenteam regelmässige An­ gebote: Bewerbungsatelier, Gesprächsgruppen, Nachmittage mit «Spiel und Spass», mit handwerk­ lichen Tätigkeiten, am Donnerstagnachmittag das thematische «Vorstadt Kafi» zusammen mit der Spitex. An den Nachmittagen von Montag bis Frei­ tag sowie am Dienstag- und Donnerstagmorgen ist ein Teammitglied da für alle, die den mit Tischen, Stühlen und einer Küchenkombination ausgestatteten Raum betreten. Jeden Freitag rich­ ten Koch und Freiwillige ein Suppezmittag mit Wähen und Kaffee zum Dessert, sporadisch wird zum Znacht eingeladen. Zu anderen Zeiten bieten Externe beispielsweise Yoga-Kurse an. Heidi Bremi, Sozialarbeiterin, arbeitet seit ein­ einhalb Jahren in der Ladenkirche. Zum Team ge­ hören zudem eine Sozialdiakonin, ein Theologe, eine Reinigungsfachfrau und ein Koch. Trägerin ist die reformierte Kirchgemeinde Zürich Schwa­ mendingen. Gesichert ist der Betrieb des 2013 gestarteten Projekts bis Ende 2019. Die weitere Zukunft ist offen, da die städtischen Kirchgemein­ den ab Anfang 2019 eine einzige Kirchgemeinde bilden. Gemischtes Publikum Aktuell besucht gemäss Heidi Bremi ein «treues Stammpublikum» aus dem Quartier die Laden­ kirche: ältere Leute mit knappem Budget, Stel­ lensuchende, in der Mobilität eingeschränkte Personen, gut situierte Familien; kirchenferne Personen, katholisch oder reformiert sozialisierte Leute, vereinzelt Angehörige anderer Religionen. Vernissagen oder die Gesprächsgruppe für hoch­ sensible Personen ziehen Interessierte aus der ganzen Stadt, zum Teil aus anderen Kantonen an. «Seelsorgenahe Gespräche» mit dem Theologen Felix Wicki ergeben sich spontan oder können ver­ einbart werden. Schwamendingen wächst stark und wird in den nächsten Jahren zum Teil neu gebaut. Im Zür­ cher Quartier mit dem höchsten Anteil an aus­ ländischer Bevölkerung findet ein gesellschaft­ licher Umbruch statt. Für den Quartiertreffpunkt Ladenkirche wünscht sich das Team entsprechend einen noch grösseren Wirkungskreis. Und weiss doch: Für Generationen-, interkulturelle oder interreligiöse Projekte wäre mehr Zeit nötig. «Es ist eine ständige Gratwanderung zwischen Wün­ schen und Ressourcen», sagt Heidi Bremi. L A D E N K I R C H E S C H W A M E N D I N G E N Fixpunkt im Umbruchquartier Quartiertreffpunkt für Jung und Alt. Lieu de rencontre pour jeunes et grands. ©zVg

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