ENSEMBLE Nr. / N° 32 - Oktober / Octobre 2018

18 Fokus —– ENSEMBLE 2018/32 Die Gruppe «Amitié en Humanité» engagiert sich für ein friedliches Zusammenleben von Muslimen und Christen im Kanton Jura. Dafür erhält sie den diesjährigen Förder- preis der Fachstelle Migration der Reformier- ten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Von Mathias Tanner* Nach dem islamistisch motivierten Terroranschlag auf die Redaktion des Satire-Magazins «Charlie Hebdo» vom 7. Januar 2015 in Paris sagte sich eine ökumenische Gruppe von Christinnen und Chris­ ten im Kanton Jura, jetzt müsse man etwas tun gegen die pauschale Verurteilung der Muslime. Man müsse die toleranten Musliminnen und Mus­ lime, die solche Gewalt verurteilen, unterstützen und ihnen die Hand der Solidarität reichen. Misstrauen und Vorurteile Deshalb beschlossen der Katholik Alex Müller und die Reformierte Dominique Olgiati aus Courtétel­ le gemeinsam mit Mohammed Filali, dem Imam des «Centre Islamique Arrahman du Jura», im März 2015 in Delémont zu einem Abendessen einzula­ den. Etwa 20 reformierte und katholische Christen und Musliminnen unterschiedlichen Alters nah­ men daran teil. Sie erzählten einander von ihren Erfahrungen im interkulturellen Zusammenleben, wobei einige Muslime auch von ihrem Leiden am und ihrer Ratlosigkeit im Umgang mit Misstrauen, Vorurteilen und Extremismus-Vorwürfen berich­ teten. Daraufhin tauschten die Teilnehmenden Friedensbotschaften aus, lasen einander aus ihren heiligen Schriften vor und äusserten zum Schluss den Wunsch, sich wieder zu treffen. Verständigung und Respekt Aus dieser Initiative entstand die Gruppe «Amitié en Humanité». Sie besteht aus reformierten, ka­ tholischen, muslimischen und auch agnostischen Frauen und Männern aus verschiedenen Gemein­ den im Kanton Jura. Die Gruppe wird unterstützt durch das «Centre Islamique Arrahman du Jura» sowie von der reformierten und der katholischen Kirche, indem diese ihre Räume kostenlos zur Ver­ fügung stellen, für die Veranstaltungen der Grup­ pe werben oder mit ihr zusammen Veranstaltun­ gen organisieren. «Amitié en Humanité» sieht die Unterschiede zwischen Angehörigen verschiedener Religionen und Kulturen als Bereicherung. Die Gruppe hat das Ziel, zu einem friedlichen Zusammenleben im multireligiösen und multikulturellen Kanton Jura beizutragen. Dieses Ziel soll erreicht werden durch die Förderung der gegenseitigen Bekanntschaft und Verständigung, was Angst, Vorurteile und Misstrauen abbauen, Vertrauen und Respekt stärken und schliesslich auch Freundschaften er­ möglichen soll. Zu diesem Zweck organisiert die Gruppe seit 2015 regelmässig Picknicks in der Natur und Abendessen in Gemeindezentren, an denen sich inzwischen jeweils etwa 50 bis 70 muslimische und christliche Personen begegnen, sich austau­ schen und gegenseitig ihre kulinarischen Köst­ lichkeiten probieren können. Die Gruppe organi­ siert zudem Vorträge und Tagungen zu Themen aus Islam und Christentum für verschiedene Altersgruppen, Theateraufführungen und Aus­ stellungen. Preisverleihung Die Preisverleihung findet statt am Samstag, 3. November 2018, um 18 Uhr, im «Centre paroissial l’Avenir», Rue de l’Avenir 41, 2800 De­ lémont. Auf die Preisverleihung folgen ein Konzert und ein Abendessen. Der Anlass ist öffentlich, alle Interessierten sind willkommen. Weitere Informationen: www.amitieenhumanite.com FÜR FREUNDSCHAFT UND MENSCHLICHKEIT FÖRDERPREIS MIGRATION POUR L’AMITIÉ ET L’HUMANITÉ PRIX D’ENCOURAGEMENT MIGRATION * Fachbeauftragter Migration

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