ENSEMBLE Nr. / N° 32 - Oktober / Octobre 2018

4 Dossier —– ENSEMBLE 2018/32 Immer wieder entstehen Kirchenprojekte, die sich jenseits der Ortsgemeinden bewegen und sich an spezielle Zielgruppen richten. Schliesst Tradition Innovation aus? Nein, denn gerade die Vielfalt macht eine Volks- kirche aus. Zeit also, einander wahrzunehmen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Von Franziska Huber* und Bernd Berger** Unsere Kirchen müssen moderner, frischer und lebendiger werden, sagen die einen. Vitale Ge­ meinden werden gefordert. Die Freikirchen be­ kommen das doch auch hin. Oder es wird auf die «Fresh expressions» (FreshX) in der anglikanischen Kirche verwiesen, die ihren Weg als innovative Bewegung in der Kirchenlandschaft zu uns ge­ funden haben. Neue Gestalten von Kirche fordern auch die­ jenigen, denen die FreshX-Bewegung zu nahe am freikirchlichen Milieu ist, die sich aber wünschen, dass in der Kirche andere Milieus, andere Zielgrup­ pen Raum bekommen als diejenigen, die in den traditionellen Gruppen und Angeboten der Orts­ gemeinden anzutreffen sind. Seien dies eine Ge­ meinde auf Zeit – beispielsweise bei christlichen Reisen oder einem Chorprojekt –, Vesperkirchen, übergemeindliche Initiativen oder soziale Pro­ jekte. Oft entstehen diese an der Basis, sind gar nicht so eindeutig kirchlich, kümmern sich vor allem um ihr gemeinsames Ziel und passen auf den ersten Augenschein nicht in kirchliche Ord­ nungen oder Strukturen. Einander wahrnehmen Lasst doch die Kirche im Dorf. Vergesst nicht, wie viel Gutes in unseren Ortsgemeinden geschieht, wie viel Engagement es da gibt. Und Kirche ist vor allem Gemeinde vor Ort, mit der Kirche und den Gemeinderäumen, mit den Pfarrpersonen, den Mitarbeitenden, den Ehrenamtlichen und den Freiwilligen. Auch wenn es schwieriger wird, Ehrenamtliche zu finden und die Infrastruktur und die Mitarbeitenden zu finanzieren, auch wenn die Teilnahme an den kirchlichen Angeboten ab­ nimmt – es gilt, die Ortsgemeinden zu stärken. Sie leiden schon genug an Sparübungen und Stellen­ kürzungen. So sagen die anderen. All diese Stimmen argumentieren mit guten Gründen – und doch sind ihre Kirchenbilder nicht so leicht zusammenzubringen. Sie lassen sich nicht einfach schiedlich-friedlich miteinander ver­ binden. Erst recht nicht in Zeiten abnehmender KIRCHE NEU DENKEN TRADITION UND MODERNE REPENSER L’ÉGLISE TRADITION ET INNOVATION * Fachbeauftragte Kirchensonntag, Weltgebetstag, Freiwilligenarbeit ** Leiter Weiterbildung Pfarrschaft ©Christian Knörr Wo und wie bleibt die Kirche im Dorf? Où et comment placer l’Eglise dans le village?

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