ENSEMBLE Nr. / N° 33 - November / Novembre 2018

11 ENSEMBLE 2018/33 —– Dossier waren erstmals 2 Frauen gewählt worden, 1950 waren es 5 Frauen; Mitglieder der Synode waren z. B. 1950: 82 Theologen, 45 Lehrer, 25 Beamte und Angestellte, 13 Landwirte, 11 Handwerker und Ge­ werbler, 6 Juristen, 3 Ärzte, 2 Ingenieure, 2 Arbei­ ter. Die Arbeiterschaft war krass untervertreten, auch Gewerbe und Landwirtschaft waren schlecht repräsentiert. Überblickt man heute die Mitglie­ derliste, ist die Arbeiterschaft nach wie vor kaum vertreten. Der Frauenanteil hat mit 86 Frauen zu 111 Männern deutlich zugenommen. Worin unterscheidet sich das heutige Verhältnis zwischen Synode und Synodalrat gegenüber früher? Der Synodalrat wird seit 1874 als «die oberste Verwaltungs-, Aufsichts- und Vollziehungsbe­ hörde» verstanden. Er war zunächst eng an die Synode gebunden. Heute sind Synodalrat und Synode stärker eigene Grössen geworden, die einander gegenüberstehen, partnerschaftlich zu­ sammenarbeiten und manchmal auch Konflikte austragen müssen. Inwiefern beeinflusst die Synode das reformierte Selbstverständnis? Die Synoden sind ein grundlegendes Merkmal vor allem auch der reformierten Gestalt der Kirche: Die Synode behandelt die inneren kirchlichen An­ gelegenheiten, vor allem die Kirchenordnung und die Gottesdienstordnung, kümmert sich um das Miteinander der Kirchgemeinden, sucht nach Visionen und Strategien für die Zukunft, pflegt die Beziehungen zu den anderen Kantonalkirchen und den Schwesterkirchen – die Synode ist dabei ein leitendes, geistliches Gremium, an dem alle Mitglieder der Kirche durch Delegierte beteiligt sind. Die Synoden sind ein Ausdruck des Priester­ tums aller Gläubigen. Welche Bedeutung hat das Kirchenparlament für das kirchliche Leben im Einzugsgebiet Bern-Jura- Solothurn? Die Synode ermöglicht den einzelnen Kirchge­ meinden, auf der obersten Ebene der Kirche mit­ zuwirken. Zugleich ist es unumgänglich, dass sich Kirchgemeinden in den Synoden einbringen mit ihren Erfahrungen, Fragen, Sorgen und Lösungs­ perspektiven. «Kirche» findet vor Ort, im Dorf, in der Stadt, in den Kirchgemeinden, in den Regio­ nen über die Bezirkssynoden und auf kantonaler Ebene in der Synode statt, aber auch auf der Ebene des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds. Diese Ebenen sind miteinander verzahnt, jede Ebene hat unterschiedliche Perspektiven und unterschiedliche Aufgaben – miteinander ergeben sie die Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Bern. Heute ist es teilweise schwierig, Leute zu finden, die sich in der Synode engagieren. Wie war das früher? Es gibt auch aus früheren Zeiten die Klage, dass sich für die kirchlichen Gremien nicht genügend oder auch nicht die richtigen Persönlichkeiten finden lassen. Was «bringt» die Synode jungen Menschen heute? Für junge Menschen kann es attraktiv sein, diese unterschiedlichen Ebenen des kirchlichen Lebens kennenzulernen. In der Synode könnte es die Erfahrung sein, etwas zu bewegen, etwas bei­ zutragen, mitzudenken und mitzubestimmen und damit Verantwortung zu übernehmen; auch anderen Auffassungen zu unterliegen, manchmal in der Minderheit zu sein und allenfalls nicht verstanden zu werden. Diese Erfahrungen sind wichtig, weil sie zu reifen christlichen Lebens­ haltungen führen können. Wie verändert das Kirchenparlament mit seiner Arbeit die Gesellschaft? Es ist nicht die Synode allein, sondern die evan­ gelisch-reformierte Kirche als Ganzes, mit ihren Martin Sallmann ©zVg

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