ENSEMBLE Nr. / N° 33 - November / Novembre 2018

16 Dossier —– ENSEMBLE 2018/33 Elin Egger ist mit ihren 18 Jahren die jüngste Synodale der Reformierten Kirchen Bern- Jura-Solothurn. Seit ihrer eigenen Konfirma- tion engagiert sie sich im KUW-Unterricht – doch Gottesdienste besucht sie kaum. Im Gespräch erzählt sie, wie es zu ihrer Wahl in die Synode kam und was sie sich für die Zukunft der Kirche wünscht. Von Daria Lehmann Elin Egger wurde von ihrem Konfirmationspfarrer Andreas Nufer davon überzeugt, sich für die Wahl ins Kirchenparlament aufstellen zu lassen. «Die Positionen für die Heiliggeistkirche und die Frie­ denskirche in Bern mussten beide neu besetzt werden – und da Andreas davon überzeugt ist, dass es in der Synode mehr junge Personen braucht, fragte er mich kurzerhand, ob das nicht etwas für mich wäre.» Auch die drei Freunde aus Elins Konfirmationsklasse, die mit ihr zusammen die Hilfsleiterschaft im KUW-Unterricht begonnen hatten, wurden von Pfarrer Andreas Nufer ange­ fragt. Doch schlussendlich war Elin die einzige der vier Jugendlichen, die sich für die Synode ent­ schied. Soziales Engagement «Ich springe ins kalte Wasser», sagt Elin lachend. Sie habe noch keinerlei politische Erfahrung und habe vor der Anfrage ihres Konfirmationspfarrers auch noch nie etwas von der Synode gehört. «Ich bin sehr gespannt, was auf mich zukommt», er­ zählt die 18-Jährige, die mir mit einem wachen Blick gegenübersitzt. «Es kann schon sein, dass es anfangs etwas speziell wird, weil der Altersdurch­ schnitt in der Synode recht hoch ist – aber dieje­ nigen Personen, die ich nun bereits kennengelernt habe, schienen mir sehr offen.» Sie freue sich sehr darauf, im Kirchenparlament «politische Luft» schnuppern zu können. Elin bezeichnet sich selbst nicht als «spirituell» oder «religiös». Für sie sind dementsprechend auch weniger die Gottesdienste, sondern viel mehr das soziale Engagement der Kirche von Be­ deutung. «Egal, ob Mittagstisch für Senioren, Nachmittag für Flüchtlinge oder eine Lagerwoche, in der Kinder Schlangenbrot backen und sich aus­ toben können – all diese Angebote der Kirche, die es möglich machen, dass man sich in einem ge­ selligen Rahmen trifft und austauscht, liegen mir sehr am Herzen.» Für solche Angebote wolle sie auch versuchen, sich im Parlament einzusetzen. Ein «anderer» Gottesdienst Damit verbunden ist für Elin aber auch die Sorge über die vielen Austritte aus der Kirche. Was also schlägt die 18-Jährige vor, um die Jugend zurück in die Kirche zu holen? «Ich denke, man muss of­ fen sein für Neues und Veränderungen zulassen», sagt Elin. Und sie hat auch schon Konkretes an­ gedacht: In einer Gruppe von rund 25 Jugend­ lichen aus insgesamt drei Kirchgemeinden ist sie momentan daran, ein neues Format eines kirch­ lichen Anlasses auszuarbeiten. «Unsere Idee ist es, in der Kirche eine Band auftreten zu lassen und eine Bar anzubieten – und dann gemeinsam über theologische oder philosophische Themen zu re­ den. Vielleicht bauen wir auch eine Andacht ein, aber ein ‹Vater unser› werden wir nicht beten und auch keine Predigt halten.» Ein «ganz anderer» Gottesdienst also, welcher laut Elin aber die «klas­ sische Form» nicht ersetzen solle. «Falls wir mit unserem Projekt Erfolg hätten, könnte man sich vielleicht überlegen, einzelne Elemente davon auch in den sonntagmorgendlichen Gottesdienst zu integrieren», erklärt Elin, «aber vorerst wäre es einfach nur ein Experiment.» Ob die Idee der Jugendgruppe umgesetzt wird, ist noch nicht entschieden. «Aber jetzt möchte ich mich sowieso erst einmal in der Synode einleben und mich auf das einlassen, was alles schon an Ideen und Gedankengut vorhanden ist», so Elin. P O R T R Ä T E L I N E G G E R «Ich springe ins kalte Wasser» ©Daria Lehmann Elin Egger

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