ENSEMBLE Nr. / N° 33 - November / Novembre 2018

28 Kreuz und quer —– ENSEMBLE 2018/33 KREUZ UND QUER DE LONG EN LARGE Im Zentrum der diesjährigen HEKS-Samm- lung steht Gloria Suárez, Projektleiterin der Organización Femenina Popular OFP in Kolumbien. Der HEKS-Programmverantwort- liche Leo Meyer berichtet im Interview, weshalb die Arbeit von HEKS auch nach Ab- schluss des Friedensvertrages wichtig ist. Interview von Lisa Krebs Weshalb sind Frauen besonders betroffen von den Auswirkungen des Bürgerkriegs? 2016 konnte mit den FARC-Rebellen ein Frie­ densvertrag abgeschlossen werden, doch dieser ist brüchig. Hundertausende Menschen sind ver­ schwunden oder wurden vertrieben. Frauen litten besonders darunter, weil oft ihre Männer getötet wurden und sie als Alleinerziehende und von ih­ rem Grundstück Vertriebene ihre Familie ernähren mussten. Aber auch sexuelle Gewalt gegen Frauen war verbreitet. Die Frauen verloren mit der Ver­ treibung oft auch Rechte, wie etwa den Anspruch auf ihr meist kleines Stück Land, oder den Zugang zu ihrem Haus, zu ihrem Besitz. Mit welchen konkreten Massnahmen unterstützt OFP benachteiligte Frauen? OFP hilft den Frauen konkret, Gräueltaten zu verarbeiten, sich zu vernetzen, Einkommensmög­ lichkeiten aufzubauen oder ihre Wohnsituation zu sichern und zu verbessern. OFP verfügt auch über ein Netz von Frauenhäusern bzw. lokalen Begegnungs- und Verpflegungszentren sowie ein K O L U M B I E N Frauen für den Frieden Zentrum für Senioren. Juristinnen bringen Men­ schenrechtsverletzungen vor Gericht und unter­ stützen Opfer von Landvertreibungen bei ihren Forderungen nach staatlicher Wiedergutma­ chung. Sie setzt sich auf politischer Ebene dafür ein, dass die verschiedenen Verpflichtungen im Friedensvertrag auch tatsächlich umgesetzt und die Menschenrechte respektiert werden. Woher nehmen die Frauen den Mut, in einem sol- chen Umfeld für ihre Rechte zu kämpfen? Einerseits sind diese Frauen tief überzeugt, ein­ fach das Richtige zu tun, ohne zuerst die Gefahren und die Risiken zu hinterfragen. Ich denke, der christliche Glaube spielt dabei eine wichtige Rolle und gibt ihnen Kraft. Absolut wichtig und zentral ist aber auch die Vernetzung der Frauen unter­ einander, das gemeinsame Leiden das zusammen­ schweisst; das Gemeinschaftsgefühl, sich zusam­ men gegen Ungerechtigkeiten zu wehren. Wird OFP von staatlicher Stelle anerkannt? Vor allem auf lokaler Ebene, aber auch auf Dis­ triktebene wird von den offiziellen Stellen die Arbeit von OFP anerkannt. Seit der Unterzeichnung des Waffenstillstands sind erst zwei Jahre verstrichen. Gibt es Anzeichen der Verbesserung der Situation? Die Umsetzung des Friedensvertrages kommt kaum voran. Der im Juni gewählte Präsident hat angekündigt, dass er Teile des Friedensvertrages neu aushandeln will. Klar erreicht wurde bis jetzt eigentlich nur die Demilitarisierung eines grossen Teils der FARC. Andere Komponenten des Vertra­ ges, etwa eine integrale Landreform, kommen nicht voran. Die Gewalt gegen Menschenrechtsverteidiger oder Führer von Dorfgemeinschaften hat seit der Unterzeichnung des Friedensvertrages sogar zu­ genommen, dies, weil andere dubiose Akteure in dem durch die Entwaffnung der FARC entstande­ nen Vakuum ihre Interessen durchsetzen. Unterstützen Sie die Kampagne! Auch dieses Jahr sind die Kirchgemeinden aufgerufen, die HEKS-Kampagne vom 3. bis 15. Dezember finanziell und ideell zu unter­ stützen. Es wird ein Beitrag von 40 Rappen pro Mitglied emp­ fohlen, falls nicht bereits ein höherer Beitrag an HEKS bezahlt worden ist. Weitere Informationen und Arbeitsinstrumente für Kirch- gemeinden: www.heks.ch > Gloria ©HEKS Leo Meyer

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