ENSEMBLE Nr. / N° 34 - Dezember / Décembre 2018

12 Dossier —– ENSEMBLE 2018/34 Ihre Krankheit schränkt Krista Sommer ein: finanziell, weil sie ihre Stelle verloren hat; körperlich, weil sie von Schmerzen geplagt wird und vieles nicht mehr selber tun kann; sozial, weil ihre Hobbys wegfallen. Was zählt, sind Menschen und Tiere, die ihr die Treue halten – und eine IV-Rente. Von Gerlind Martin «Es kommt immer wieder etwas dazu», sagt Krista Sommer*. «Aktuell eine Entzündung der Achilles­ sehnen.» Sie klagt nicht, sie berichtet. Vor zehn Jahren hat es begonnen, mit Rückenweh und Sprit­ zen gegen Hexenschuss. Wegen Arthrose später die Operation beider Daumengelenke. 2015 die Versteifung zweier Rückenwirbel. Immer wieder Spritzen. Rheuma in den Gelenken, Schmerzen in Füssen und Händen. Alltägliche Verrichtungen sind ihr zum Teil unmöglich. Schon lange kann sie nicht mehr reiten. Nicht einmal mehr hinten auf einen Töff sitzen. Und es waren doch diese Hobbys, die Krista Sommer und Markus Leu* vor zwanzig Jahren zusammengeführt haben: Tiere und Töffs. «Wir haben die gleiche Wellenlänge und haben nie versucht, einander zu ändern», sagt Krista Sommer, deren Kinder längst erwachsen sind. Kündigung nach Operation «Das macht man einfach», sagt Markus Leu, der Frühpensionär: den Haushalt, die Einkäufe, Krista helfen beim Anziehen, Aufstehen, sie jederzeit fahren zu Arzt- und Therapieterminen. Beim Ge­ spräch im Restaurant legt Markus den Arm um Kristas Schulter, die beiden sehen sich an. «Ohne ihn würde es nicht gehen», sagt sie gerührt. 14 Jahre lang ist Krista Sommer bei der Migros in der internen Post tätig, später im Lager. Beides Schwerarbeit: Mit einem VW-Bus verteilt sie Pä­ ckli und Pakete mit bis zu 30  kg Gewicht. Lange Wege, viele Treppen. Nach der Operation 2015 erhält sie die Kündigung. Die Art und Weise, wie sie mit 53  Jahren ihre Arbeit verlor, keine leichte­ re Teilzeitaufgabe erhielt, vor Gericht unterlag, sich von RAV-Verantwortlichen als Simulantin behandelt fühlte: «Das ist mir eingefahren, hat mir aufs Gemüt geschlagen.» Als es um die IV-Be­ rechtigung geht, verweist ein Arzt das Paar an Procap Bern. Die Organisation bietet Beratung für Sozialversicherungen an und bei Bedarf einen un­ entgeltlichen Anwalt. Seit Ostern 2018 erhält Krista Sommer dank einer Gesetzesänderung eine ganze IV-Rente. Sich einschränken 2017 hat sie kein Einkommen. Die Krankheits- und Unfallversicherung der Arbeitgeberin ist ausgelau­ fen. Sie wohnen in einem von Markus mit umgebauten Bauernhaus (monatlich ca. 2000 Fran­ ken), bezahlen je rund 500 Franken Kranken- kassenprämie, Krista mit monatlichem Selbstbehalt von 300 bis 400 Franken, plus Ausgaben für Essen, Kleider, Haushalt, ein Auto, drei Pferde, einen Hund und Steuern. 2017: keine Restaurantbesuche, nicht ausgehen, keine neuen Kleider, so wenig wie mög­ lich Auto fahren, Gäste statt zum Essen zum Kaffee einladen. Tiere geben Kraft Sie kann nicht lange sitzen, liegt viel, ist unsicher beim Gehen, da sie im rechten Bein wenig Gefühl hat. Wegen der Schmerzmittel ist ihr Immun­ system zerstört, Krista Sommer soll Menschengrup­ pen meiden. Was hilft? Die «richtigen» Freunde und Nachbarinnen, die einem die Treue halten. «Sie fragen nach, bieten Hilfe an, kommen vorbei. Das hilft», sagen Krista und Markus. Wenn er gut plant, kann Markus regelmässig mit Töfffreunden ausfahren. Krista liest mehr als früher, freut sich über Besuche ihrer Kinder, über die Grosskinder. Und sie tankt Kraft bei den Tieren, den Pferden, dem Hund: «Tiere nehmen einen so, wie man ist.» F M A L A D I E E T I N V A L I D I T É «Tout m’est tombé dessus» La maladie a restreint la vie de Krista Sommer: financièrement, parce qu’elle a perdu son emploi; physiquement parce qu’elle souffre de douleurs et que de nombreuses tâches lui sont devenues impossibles sans aide; socialement enfin, parce qu’elle ne peut plus pratiquer ses hobbies. Ce qui compte pour elle aujourd’hui, ce sont les person- nes et les animaux qui lui sont restés fidèles – et une rente AI. Par Gerlind Martin «Ça ne s’arrête jamais», raconte Krista Sommer*. «En ce moment, c’est une inflammation des ten­ dons d’Achille.» Elle ne se plaint pas, elle constate. Tout a commencé il y a dix ans par un mal de dos K R A N K H E I T U N D I N V A L I D I T Ä T «Das ist mir eingefahren»

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