ENSEMBLE Nr. / N° 34 - Dezember / Décembre 2018

17 ENSEMBLE 2018/34 —– Dossier So kam es, dass er 2007 Schweizer Boden betrat. Nach einem Aufenthalt in der Empfangsstelle Val­ lorbe, wo er ein Asylgesuch einreichte, wurde er nach Zollikofen im Kanton Bern verlegt. Ein paar Monate später erhielt er einen ersten, abschlägi­ gen Bericht. Sein Anwalt hatte die Frist nicht ein­ gehalten und das Gesuch einen Tag zu spät ein­ gereicht. Edem wurde dadurch zu einer Person mit Nichteintretensentscheid. Das war für ihn der Beginn einer harten Prüfung, die über zehn Jahre andauern sollte. Vom Unternehmer zum Asylbewerber So lernte er das Leben im Versteckten kennen, mit den knappen Mitteln der Nothilfe, mit dem Stress eines Rekursverfahrens, das erst 2018 mit einer Aufenthaltsbewilligung eine positive Wendung nahm. «Das war sehr, sehr schwierig, vor allem psychisch. Aber ich bin in einer christlichen Fa­ milie gross geworden und habe einen starken Glauben. Dieser Glaube gab mir die Kraft, durch­ zuhalten und nach vorne zu blicken», führt er aus. Und: «Ich habe Leute getroffen, die mir wirklich sehr geholfen haben. Die reformierte Französische Kirche hat mich unterstützt und stand mir immer zur Seite.» Edem lässt sich nicht unterkriegen. Er publi­ zierte mehrere Artikel über sein Land, in denen er die Korruption und den Mangel an Demokratie anprangerte. Immer noch ganz Unternehmer, hat er einen Businessplan ausgearbeitet und überlegt sich, nach Tansania zu gehen, wo eine gewisse politische Stabilität herrscht. Daneben lässt er sich zum Berufskatecheten und Hauswart ausbilden. Er engagiert sich für den «Mittagstisch Sainte Ma­ rie» in Bern, wo er jeden Donnerstag für abgewie­ sene Asylbewerber Gratisessen zubereitet. Kochen ist sein Hobby, den Nächsten zu helfen seine Be­ rufung. Die Blicke des anderen Wenn man sich am Rande der Gesellschaft be­ wegt, ist man auch den missbilligenden Blicken der anderen ausgesetzt. Edem bleibt positiv: «Man kann überall unfreundliche Blicke auf sich ziehen, die Menschen sind nun mal so. Aber in der Schweiz habe ich – obwohl es für mich schwierig war und nicht alles ideal ist – Leute gefunden, die eine grosse Solidarität gezeigt und mir eine wertvolle Unterstützung geboten haben.» Auch wenn er an seinen beschwerlichen Weg zurückdenkt, zaubert er doch ein Lächeln auf sein Gesicht: «Was zählt, ist das Ergebnis.» Edem strahlt eine ruhige Kraft aus. Er kann sich jetzt auf seine Zukunft konzentrieren. Was er im Sinn hat? «Afrika helfen.» Seine Entschlossenheit und sein Vertrauen sind ungebrochen: Sie wurden durch die Hoffnung seines Glaubens und die vie­ len Hände, die ihm entgegengestreckt wurden, noch gestärkt. «Hände, die von aussergewöhnli­ cher Liebe und Grosszügigkeit zeugen», sagt er abschliessend. Edem Germain ©Adrian Hauser

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