ENSEMBLE Nr. / N° 35 - Januar / Janvier 2019

13 ENSEMBLE 2019/35 —– Dossier Pfarrpersonen für die Pikettdienste aufteilen, etwa bei Abdankungen. Es gibt auch eine Aufteilung bei den Gottesdiensten, den Hochzeitsvorbe­ reitungen und den Taufen. Jede Kirchgemeinde behält ihren zugeteilten Pfarrer, der sich um die Aufgaben in der jeweiligen Gemeinde wie Besuche oder kirchliche Veranstaltungen kümmert. Wir sind ein gutes Vorbild. Zahlreiche Kirchgemeinden sind angesichts der Stellenreduktion mit Schwie­ rigkeiten konfrontiert. Mit «Par8» ist es uns gelun­ gen, einen gemeinsamen Topf zu speisen und 50 Stellenprozente einzusparen. Dadurch konnten wir eine Teilentlassung vermeiden, was bei einer ein­ zigen Kirchgemeinde unmöglich gewesen wäre. Haben die Arbeitsbedingungen dasselbe Niveau wie jene in der Wirtschaft oder beim Staat? Wie das auch in der Privatwirtschaft der Fall ist, sorgen wir dafür, dass unseren Mitarbeitenden die benötigte Ausrüstung und das Material zur Verfügung stehen, die sie brauchen, um ihre Arbeit korrekt erledigen zu können. Im Unter­ schied zu irgendeinem anderen Unternehmen wird die Erledigung der Aufgaben allerdings nicht ständig durch einen Vorgesetzten überwacht: Unsere Angestellten arbeiten folglich sehr selbst­ ständig, und das setzt grosses gegenseitiges Ver­ trauen voraus. Bietet die Kirchgemeinde Weiterbildungs- und Ent- wicklungsmöglichkeiten an? Die Kirchgemeinde bietet finanzielle Unter­ stützung für sämtliche Weiterbildungen, die einen Bezug zur Kirchgemeinde oder zur Kirche haben. Das gilt auch für die Freiwilligen im Besuchsdienst oder in der kirchlichen Unterweisung. Darüber hinaus gibt es zugegebenermassen praktisch kei­ ne Entwicklungsmöglichkeiten in der Kirchge­ meinde, weil eine entsprechende Hierarchie fehlt, um aufzusteigen. Allerdings kann sich eine Person auf den Posten des Kirchgemeindepräsidenten be­ werben, oder eine Sigristin wird Kirchgemeinde­ sekretärin. Welche Erfahrung(en) haben Sie in Ihrer Rolle als Präsidentin des Kirchgemeinderats gemacht? Für mich ist es vorab eine bereichernde Erfah­ rung. Beruflich bin ich in einer Sekretariatsstelle tätig, habe also keine Führungsaufgaben. Ich lerne viel bei meiner Tätigkeit und kann das, was ich als Sekretärin bei den Direktionssitzungen sehe und höre, nicht selten auf die Kirchgemeinde übertragen. Ich habe übrigens die Ausbildung für Kirchgemeinderäte und -rätinnen im Haus der Kirche absolviert. Zudem habe ich das Glück, auf die Unterstützung eines erfahrenen Kirchgemein­ derats zählen zu dürfen. Weiter kann ich auf die Unterstützung des Kirchgemeinderats in Recon­ vilier zählen. Es ist wichtig, dass eine Kirchgemein­ depräsidentin die Führungsaufgaben nicht ganz allein übernehmen muss. Für meine Freiwilligen­ arbeit kommen pro Jahr gut und gerne 240 Stun­ den zusammen. Dies durch den Vorsitz und ande­ re freiwillige Tätigkeiten. Ich schätze den Aufwand insgesamt etwa auf 15 Prozent. Wie ist das Verhältnis zwischen Festangestellten und Freiwilligen? Bei uns ist das Verhältnis zwischen Festange­ stellten und Freiwilligen sehr gut. Es ist manchmal heikel, die Grenze zu ziehen zwischen freiwilliger und bezahlter Arbeit. Es liegt auf der Hand, dass eine Kirchgemeinde mit einer erheblichen Anzahl von Freiwilligen funktioniert. Es wird immer schwieriger, Nachwuchs zu finden. Leider ist unsere Gesellschaft sehr individualistisch ge­ worden, und die junge Generation zeigt weniger Interesse, einen Beitrag zu leisten. Ich bin über­ zeugt: Wenn wir es nicht schaffen, unsere Kräfte zu erneuern, werden wir in ein paar Jahren vor ernsthaften Problemen stehen. Gerade deshalb ist es sehr wichtig, Beziehungen zu den Familien und zu den jungen Generationen aufzubauen, ohne dabei unsere älteren Mitmenschen zu vernach­ lässigen. Sandra Moy ©zVg

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