ENSEMBLE Nr. / N° 36 - März / Mars 2019

5 ENSEMBLE 2019/36 —– Dossier in Wuppertal-Barmen verabschiedeten sie am 31. Mai 1934 die Barmer Theologische Erklärung, das Grunddokument des kirchlichen Widerstands. Die Erklärung war massgeblich von Barth verfasst. Ihre sechs Sätze sind bis heute vorbildlich für eine Kirche, die sich ausschliesslich an Jesus Christus statt an weltlichen Herren orientieren will. 1935 sollte Barth wie alle Professoren der Uni­ versität den Eid auf den Führer schwören. Da er dies ablehnte, wurde er zwangspensioniert. Damit waren seine Tage in Deutschland gezählt. Ab dann bis zu seiner Pensionierung hatte Barth einen Lehrstuhl an der Theologischen Fakultät Basel inne. Auch in der Schweiz blieb Karl Barth eine un­ bequeme Stimme. Während des Zweiten Welt­ kriegs hörte er nicht auf, die Anpassungspolitik des Bundesrates, den restriktiven Umgang mit Flüchtlingen oder die Pressezensur öffentlich zu kritisieren. Bundesrat Eduard von Steiger bezeich­ nete ihn deshalb einmal als «Staatsfeind Nr. 1». Nach dem Krieg lehnte er den damals weit ver­ breiteten Antikommunismus ab und plädierte stattdessen dafür, dass die Kirchen gegenüber Osten wie Westen eine konsequente Friedenspoli­ tik anmahnen sollten. Für diese nonkonformis­ tische Einstellung erhielt Barth im Kanton Bern zeitweise ein Redeverbot. Theologe für die Kirche Bei all seinen öffentlichen Aktivitäten verstand Karl Barth sich in erster Linie als Theologe. Er sah es als seine Aufgabe, die biblische Botschaft für seine Zeit verständlich zu machen. Das Haupt­ werk, in welchem er dies tat, war die «Kirchliche Dogmatik». Während 35 Jahren schrieb er an die­ sem monumentalen Werk, das am Schluss 13 dicke Bände und über 9000 Seiten umfasste – eines der grössten Werke der gesamten Kirchengeschichte. Daneben verfasste Barth unermüdlich kleinere Schriften und Vorträge zu theologischen Themen und zu Tagesfragen. Im Alter liess er sich häufig zu Gesprächen in Kirchgemeinden einladen. Und zeit seines Lebens predigte er, davon die letzten Jahre ausschliesslich in der Basler Strafanstalt «Schällemätteli». Trotz des einschüchternden Umfangs seines Lebenswerks ist Karl Barths theologische Bot­ schaft im Grunde sehr einfach. In einem Vortrag zum 200. Geburtstag Wolfgang Amadeus Mozarts führte er aus, dass in dessen Musik «die Freude das Leid, ohne es auszulöschen, überholt». Das­ selbe könnte man von seiner Theologie sagen. Es ist eine Theologie, die sich keine Illusionen macht über das Gute im Menschen, sondern nüchtern die Schäbigkeit und Kälte der menschlichen Na­ tur registriert. Gleichzeitig wird Barth nicht mü­ de, die Zuwendung des lebendigen Gottes zum Familienfoto, 1927: Vorn die Kinder Franziska, Matthias, Markus, Hans Jakob und Christoph, hinten links: Anna Aicher, die 1926/27 in Münster studierte. Photo de famille, 1927: au premier rang, les enfants Franziska, Matthias, Markus, Hans Jakob et Christoph, derrière à gauche: Anna Aicher, qui a étudié à Münster en 1926/27. ©Karl Barth-Archiv, Basel ©Karl Barth-Archiv, Basel Gespräch mit Ulrich Bunzel und Detlev von Arnim-Kröchlendorff am Rande der Barmer Reichsbekenntnis-Synode, Mai 1934. Conversation avec Ulrich Bunzel et Detlev von Arnim-Kröchlendorff, en marge du Synode de l’Eglise confessante allemande de Barmen, mai 1934.

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=