ENSEMBLE Nr. / N° 37 - April / Avril 2019

6 Dossier —– ENSEMBLE 2019/37 menarbeit DEZA leistet aus meiner Sicht gute Arbeit und es gibt einige erfreuliche Ansätze, wie beispielsweise die Konzernverantwortungsinitia­ tive: Diese würde den Frieden fördern, weil sie Unternehmen dazu verpflichten möchte, sich ebenfalls im Ausland an gewisse soziale Standards oder Umweltstandards zu halten. Allerdings gibt es auch negative Beispiele für die Friedensarbeit in der Schweiz, wie beispielsweise die anhaltenden Waffenexporte, die ich persönlich absurd finde. Im Allgemeinen könnte die Schweiz sicher mehr zum Frieden beitragen, als sie es momentan tut. Laurent Goetschel: Die Schweiz hat eine huma­ nitäre Friedensförderungstradition, und es gibt gute Ansätze der Friedensförderung. Allerdings ist damit auch ein Eigeninteresse der Schweiz ver­ bunden: Man leistet Friedensarbeit im Ausland und erhofft sich dann davon auch positive Aus­ wirkungen auf die Schweiz. Unabhängig davon wäre es sicherlich hilfreich, die Friedensarbeit der Schweiz mit den anderen aussenpolitischen Ent­ scheiden besser abzustimmen. Es macht keinen Sinn, in bestimmten Konflikten Friedensarbeit zu leisten und gleichzeitig Waffen zu exportieren. Die Schweizer Friedensförderung ist in der Gesell­ schaft breit abgestützt, daher könnten Politik und Regierung in ihrer Friedensarbeit ruhig noch mutiger sein. Was tragen Sie persönlich zum Frieden auf der Welt bei? Laurent Goetschel: Ich bin ja in einer For­ schungsinstitution eingebunden, deshalb beant­ worte ich die Frage allgemeiner: Die Wissenschaft sollte meiner Meinung nach die Dinge sachlich betrachten und durch die Forschung Entschei­ dungsgrundlagen für die Politik bereitstellen. Dadurch, dass wir bei «swisspeace» unsere Frage­ stellungen aus der Praxis heraus entwickeln, hoffen wir, besonders praxisnahe und relevante Instrumente für die Konfliktlösung bereitstellen zu können. Ob die Politik diese dann aber auch nutzt, haben wir als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht in der Hand. Die «Königs­ disziplin» der Konfliktforschung wäre natürlich, dass man Konflikte im Voraus erkennen und so verhindern könnte. Dazu gibt es tatsächlich schon einige Modelle, welche in gewissen Situationen einen Konflikt vorhersehen können, bevor er eskaliert. Pierre Bühler: Ich finde, es ist sehr wichtig, dass wir alle Verantwortung als Zivilpersonen über­ nehmen – und uns nicht nur als Schweizer Bürge­ rinnen und Bürger, sondern auch als Weltbürge­ rinnen und -bürger sehen. Das ist natürlich schwierig, weil die globalen Zusammenhänge sehr komplex sind. Aber vielleicht muss man ein­ fach im Kleinen anfangen. Zum Beispiel finde ich es wichtig, abstimmen zu gehen. Ich persönlich lebe Friedensarbeit ausserdem, indem ich Weiter­ bildungskurse für Migrationskirchen leite und so kulturell zu vermitteln versuche. Ausserdem en­ gagiere ich mich gemeinsam mit meiner Frau schon seit Jahren im Asylbereich. «Die Utopie ‹ Weltfrieden › ist sehr allgemein und schwer zu fassen. Die konkrete Friedensarbeit passiert des- wegen in kleinen Schritten.» Pierre Bühler

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