ENSEMBLE Nr. / N° 40 - Juli / Juillet 2019

11 ENSEMBLE 2019/40 —– Dossier gut gehen lassen. Ignoriert werden dabei die Unterstützungsleistungen, die ältere Menschen in Familie und Gesellschaft für die jüngeren Gene­ rationen erbringen, wie Enkel betreuen oder Frei­ willigenarbeit. Es braucht dringend eine vermehr­ te Diskussion um den Wert des Alters. Die familiäre Solidarität von Jung zu Alt und von Alt zu Jung, inklusive Wahlverwandtschaften und nachbarschaftlicher Hilfe, muss unterstützt wer­ den. Die Pflege von älteren Angehörigen etwa verlangt nach einer Erweiterung und Flexibilisie­ Wie kann man sich aufs Alter vorbereiten? Was kann man in jüngeren Jahren tun, damit es im Alter besser geht? Wie man altert, ist primär biografisch bedingt. Die Lebenserwartung und die Gesundheit werden nur etwa zu 25 bis 30 Prozent durch die Gene be­ stimmt, rund 10 Prozent durch gesundheitsrele­ vante Faktoren in den ersten Lebensjahren. Der Rest ist das Resultat eines gesunden Lebensstils: körperliche Betätigung, ausgewogene Ernährung, Vermeidung von Stress, genügend Erholungspha­ sen. Wichtig sind zudem stete Weiterbildung, Hobbys und das Pflegen sozialer Kontakte. Diese Faktoren erhöhen auch die kognitive Reserveka­ pazität, die einem im Falle einer Demenz zugute­ kommt. Was ist das Schöne oder Positive, wenn man älter wird? Wie jede Lebensphase hat auch das Alter Ge­ winne und Verluste. Die Gewinne sind Lebens­ erfahrung, Gelassenheit, neue Freiheiten, Weis­ heit, das Setzen eigener Massstäbe oder die Erkenntnis, dass Qualität vor Quantität kommt. Welche Angebote der Kirche sind für Seniorinnen und Senioren besonders wertvoll? Wertvoll sind Angebote, die Themen aufgrei­ fen, die Menschen im Alter bewegen: Einsamkeit etwa oder die Trauer über den Verlust naheste­ hender Menschen. Ferner die zunehmende Bedeu­ tung der Spiritualität oder Fragen nach dem Sinn des Lebens. Hier können die Kirchen eine wichti­ ge Rolle spielen, indem sie Gemeinschaft und Raum bieten für die Auseinandersetzung mit spirituellen Fragen. Dabei können auch nieder­ schwellige Angebote wie Mittagstische, Chor­ gesang, Tanzgruppen, Besuchsdienste oder Trauer-Cafés wertvoll sein. Ferner sind Generatio­ nenprojekte oder Initiativen wie «Senioren für Senioren» wichtig als soziale Auffangnetze. Welche kirchlichen Angebote würden Sie persön- lich interessieren? Diskussionsforen rund um aktuelle und heikle Themen wie Gestaltung des Lebensendes, Umgang mit kritischen Lebensereignissen und Suizid, da­ neben aber auch intergenerationelle Angebote und Bildungsangebote. In Anbetracht des digitalen und gesellschaftlichen Wandels: Welche Veränderung im Hinblick auf die Generationensolidarität müssen wir zukünftig be- sonders beachten? Es herrschen in unserer Gesellschaft immer noch zu viele negative Altersbilder vor. Im öffent­ lichen Diskurs werden Alte gerne als Profiteure dargestellt, welche es sich auf Kosten der Jungen «Wertvoll sind Angebote, die Themen aufgreifen, die Menschen im Alter bewegen: Einsamkeit etwa oder die Trauer über den Verlust nahestehender Menschen.» ©Adrian Hauser Pasqualina Perrig- Chiello

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