ENSEMBLE Nr. / N° 40 - Juli / Juillet 2019

26 Kreuz und quer —– ENSEMBLE 2019/40 Margrit Binggeli ist seit eineinhalb Jahren Kirchgemeinderätin in Wengi bei Büren. Dabei liegt ihr vor allem die Arbeit für Kinder und Jugendliche am Herzen. Ihr Engagement für die Kirche bereut sie nicht. Von Adrian Hauser Wengi bei Büren ist nur ein Katzensprung von der Hauptstadt entfernt – und doch eine ganz andere Welt. Das 600-Seelen-Dorf ist sehr ländlich, poli­ tisch eher konservativ, idyllisch schön. Seit fünf Jahren wohnt Margrit Binggeli als «Zugezogene» mit ihrer Familie hier. Die zweifache Mutter ist SP-Mitglied, überzeugte Vegetarierin, Tierschüt­ zerin – und Kirchgemeinderätin. Dass sie in der Dorfgemeinschaft etwas aus der Reihe tanzt oder sticht, liegt auf der Hand. Und im Gespräch wird schnell klar: Die Dorfgemeinschaft liegt ihr am Herzen, sie möchte mitgestalten und vor allem für die Kinder und Jugendlichen Orte der Begegnung schaffen. Das war denn auch ihre Hauptmotiva­ tion, sich im Kirchgemeinderat zu engagieren und das Ressort «Kinder- und Jugendarbeit» zu über­ nehmen. «Der Nachwuchs im Dorf soll einen Treff­ punkt haben», sagt sie. Und dafür hat sie in den eineinhalb Jahren, während deren sie bereits im Amt ist, gesorgt. E N G A G E M E N T A L S K I R C H G E M E I N D E R Ä T I N Orte der Begegnung schaffen Spielnachmittage und Mittagstisch Für Kinder und Jugendliche ab der 2. Klasse findet regelmässig ein Spielnachmittag statt. Dies jeweils am Samstagnachmittag unter der Leitung einer Gymnasiastin und einer angehenden Lehrerin, die an der Pädagogischen Hochschule in Bern stu­ diert. Die Spiele finden drinnen oder draussen statt, einmal im Jahr steht am Freitag ein Film­ abend mit Imbiss auf dem Programm. Für die Klei­ neren bis zur 2. Klasse gibt es fünfmal im Jahr einen Samstagnachmittag, an dem gemeinsam gesungen und gefeiert wird. Geplant sind zudem zwei Kindergottesdienste, die von den Kindern selbst mitgestaltet werden. Jeden Dienstag gibt es zudem einen Mittagstisch für Kinder ab dem Kin­ dergartenalter bis zur 6. Klasse. «Damit die Mütter arbeiten können», erklärt Margrit Binggeli und fügt hinzu, dass es hier auf dem Lande halt keine Kindertagestätte gebe. Rund ein Dutzend Kinder kommen an den Mittagstisch, die meisten hätten jedoch eine private Betreuung wie etwa durch die Grosseltern oder befreundete Familien in der Nachbarschaft. Herz für Tiere Vor ihrem Engagement als Kirchgemeinderätin hatte Margrit Binggeli wenig mit der Kirche zu tun. Sie schickte ihre Kinder in die kirchliche Unterweisung (KUW), ging selbst aber kaum in die Kirche. Als sie von einer Freundin für das Amt angefragt worden war, zögerte sie wie so viele zuerst. So fragte sie sich beispielsweise, ob sie denn genug «fromm» dafür sei. Schliesslich ver­ stand sie aber, dass Kirche eben wirklich mehr ist, «als du glaubst», und erkannte, dass es vor allem um Gemeinschaft und das füreinander Da- Sein geht. Einmal im Monat hat sie Sitzung mit dem Kirchgemeinderat. Der Zusammenhalt sei gut und sie unternähmen auch ausserhalb der Sitzungen hin und wieder etwas miteinander. Den Entscheid, sich in der Kirchgemeinde zu engagieren, bereut sie nicht. Dies obwohl sie auch sonst alle Hände voll zu tun hat: Sie arbeitet Teilzeit für die örtliche Spitex und betreut als Freiwillige das Sekretariat der örtlichen SP. In ihrer spärlichen Freizeit unterhält sie einen «Gna­ denhof» für Kaninchen, die niemand mehr will. Ihre Augen leuchten, wenn sie von der gross­ flächigen Anlage erzählt, in der sich die Kanin­ chen frei bewegen können. Und etwas hat sich doch geändert in ihrer Zeit als Kirchgemeinde­ rätin: «Ich gehe jetzt mehr ‹z’Predig›», schmunzelt sie. ©Adrian Hauser Margrit Binggeli

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