ENSEMBLE Nr. / N° 40 - Juli / Juillet 2019
27 ENSEMBLE 2019/40 —– Kreuz und quer Fragen zur Zukunft der kirchlichen Gebäude beschäftigen heute viele Kirch- gemeinden. Eine neue Publikation bietet Hilfestellungen. Von Johannes Stückelberger* Rückläufige Mitgliederzahlen, Einbussen bei den Steuereinnahmen, weniger Gottesdienstbesucher, Reduktion der Gottesdienstorte, Gemeindezusam menlegungen – die meisten Kirchgemeinden sind heute mit einschneidenden Veränderungen kon frontiert. Diese Veränderungen haben Folgen auch für die Nutzung und Bewirtschaftung der kirch lichen Gebäude und Liegenschaften. Sollen diese vermietet, verkauft, abgerissen werden? Bieten sich allenfalls Lösungen für erweiterte Nutzungen oder Zusammennutzungen? Die soeben erschie nene, von den Reformierten Kirchen BernJuraSo lothurn herausgegebene Publikation «Erweiterte Nutzung kirchlicher Gebäude – Praxishilfe» ermu tigt dazu, das Thema nicht nur als Herausforde rung, sondern auch als Chance zu sehen. Blick aufs Ganze Für kirchliche Gebäude eine erweiterte Nutzung oder Umnutzung zu finden, ist ein längerer Pro zess, der behutsam aufgegleist sein will. Die Pub likation empfiehlt, das Thema mit einem Blick aufs Ganze und aus verschiedenen Perspektiven anzu gehen. Das Finanzielle ist nur ein Aspekt. Das The ma hängt eng zusammen auch mit Fragen der Gemeindeund Kirchenentwicklung. Mit ins Boot N E U E B R O S C H Ü R E Erweiterte Nutzung kirchlicher Gebäude gehört ausserdem die Denkmalpflege. Und schliesslich ist das Thema von öffentlichem Inte resse. Kirchen sind mehr als blosse Versammlungs räume der darin feiernden Gemeinden. Es sind Orte, die ein Dorf oder Stadtbild prägen, die so wohl für ein Kollektiv als auch für Einzelpersonen identitätsstiftend sind. Das Thema bietet viele Optionen, die man sinn vollerweise, bevor man sich vorschnell auf ein einzelnes Objekt oder eine einzelne Lösung fokus siert, alle vergegenwärtigt und prüft. Die Publi kation gliedert die verschiedenen Optionen nach Kriterien wie Ziel, Objekt, Eingriff in die Bausubs tanz, Umfang, Partner, Art der Umnutzung, Besitz verhältnis und Angemessenheit. Empfohlen wird, Gebäude wenn möglich nicht zu verkaufen, son dern allenfalls zu vermieten oder – im Fall von Kirchgemeindehäusern und Kirchen – diese mit Partnern zusammen zu nutzen, seien dies andere kirchliche Gruppierungen oder Institutionen der öffentlichen Hand (Stadt, Gemeinde, Stiftungen, Quartiervereine, gemeinnützige Initiativen). Eige ne Kapitel sind dem Raumpotenzial, finanziellen und rechtlichen Aspekten sowie der Kommunika tion gewidmet. Den Abschluss machen Hinweise auf weiterführende Literatur, Filme und eine Da tenbank mit jüngeren Kirchenumnutzungen in der Schweiz. Bewährtes pflegen – Räume öffnen Der Synodalrat hat das Erscheinen der Broschüre zum Anlass genommen, unter dem Titel «Bewähr tes pflegen – Räume öffnen. Zu einer erweiterten Nutzung kirchlicher Gebäude» einen Standpunkt zu der Thematik zu veröffentlichen. Der Stand punkt weist auf die hohe Bedeutung hin, die die kirchlichen Gebäude für die Öffentlichkeit haben. Durch einen sorgfältigen Umgang mit diesen kön ne der Öffentlichkeit gezeigt werden, wie wir uns als Kirche den Herausforderungen unserer Zeit stellen: Indem wir Bewährtes pflegen und zu gleich im materiellkonkreten wie im ideellen Sinn Räume öffnen. Der Standpunkt empfiehlt, Fragen zur Zukunft der kirchlichen Gebäude im Dialog mit der Öffentlichkeit zu diskutieren. * Kunsthistoriker, Fachbeauftragter Kirchenbau und gastfreundliche Kirche Weitere Infos und Bestellung der Publikation: www.refbejuso.ch > Publikationen Standpunkt des Synodalrats: www.refbejuso.ch > Standpunkte
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=