ENSEMBLE Nr. / N° 41 - September / Septembre 2019

10 Dossier —– ENSEMBLE 2019/41 Pfarrer Philippe Stalder und seine Konfir- mandinnen und Konfirmanden aus Muri- Gümligen verbringen jeweils das Konf-Lager ohne Unterhaltungsangebote wie Handy, Computer oder Filme. Die 15-jährige Aline Staub berichtet über ihre Erfahrungen. Von Aline Staub Als wir erfahren, dass wir fünf Tage ohne Handy sein werden, sind wir geschockt. Es herrscht Stille. Nach einer gefühlten Stunde meldet sich der Erste zu Wort: «Aber ich kann so nicht mehr mit meinen Kollegen kommunizieren!» Pfarrer Stalder antwor­ tet ruhig, ich glaube, er hat mit diesen Reaktionen gerechnet: «Im Lager wirst du mit deinen Kollegen kommunizieren.» Andere sind besorgt, dass sie Heimweh haben und nicht mit den Eltern spre­ chen können. Ich persönlich habe kein Problem mit dem Handy-Verbot, schon mehrmals war ich ohne Handy in den Ferien. Ich vermute, dass es für einige schwerer ist, weil sie mehr in diesen Instagram- und Facebook-Geschichten sind. Sind wir mediensüchtig? Nach diesen News gehen wir alle nach Hause und erzählen es unseren Eltern. Viele sind erfreut und finden es eine wahnsinnig gute Idee. Sie finden, dies sei eine Chance, dieser medienüberfüllten Welt zu entkommen. Hier muss ich aber sagen, dass die Medien lange nicht bei allen ein Problem sind. Ausserdem kann man der Medienwelt gut ausweichen. Sport, Freunde treffen oder auch ein­ fach draussen spielen sind Möglichkeiten, sich anders zu beschäftigen. Ich frage mich, warum diese Idee zu so einer positiven Welle führt, sind wir etwa alle süchtig? Das Thema kommt nicht mehr auf, bis wir einige Wochen später kurz vor der Abreise vor dem Bus stehen. Meine Freundin sagt zu mir: «Ich war schon lange nicht mehr ohne mein Handy. Ich stöbere gerne auf Instagram, denkst du, es wird mir fehlen?» Ich verneine:: «Das glaube ich nicht, vertraue mir, mit uns wird’s nie langweilig.» Handys werden eingezogen Im Bus warten wir alle darauf, dass uns das Handy entzogen wird, doch es geschieht nichts. Unser «neues Zuhause» sieht auf den ersten Blick nicht besonders modern aus, sondern eher wie ein altes Bauernhaus. Im Innern aber ist es schön renoviert. Wir warten vergeblich, dass uns die Handys ent­ zogen werden. Ich denke, er hat es vergessen. Doch da habe ich mich zu früh gefreut. Am Abend macht Pfarrer Stalder einen kleinen Korb bereit, wo wir die Handys reinlegen müssen. Da wir alle unsere Handys schon viel länger haben als er­ wartet, fällt es uns nicht besonders schwer. Handy-Pause tut gut Den ganzen Abend reden wir über dies und jenes und haben es schön miteinander. Ich vergesse meine Freunde zu Hause sofort, denn jetzt bin ich hier. Am nächsten Morgen essen wir Frühstück, ich habe super geschlafen und fühle mich aus­ geruht. Einige spielen Pingpong, andere chillen im Zimmer und reden oder gehen sogar joggen. Es fasziniert mich, wie viel Zeit man plötzlich ohne Handy hat. Die Stimmung ist ausgezeichnet, alle sind lustig drauf. Wie unser Pfarrer selbst sagt, hat er fast nichts mit uns zu tun. Wir beschäftigen uns selber, mit Sachen, die wir im Alltag wohl nur selten tun würden. Alle geniessen es, völlig ab­ geschottet und ruhig in diesem Lager zu sein. Wenn ich dieses Lager ohne Handy mit einem anderen mit Handy vergleiche, merke ich, dass die Stimmung viel lockerer und gelöster ist. Es gab nie Streit oder Zickereien. Ich würde sagen, diese kurze Handy-Pause hat uns allen gutgetan. Ge­ langweilt habe ich mich übrigens nie. Ich nehme dieses Experiment als sehr positive Erfahrung mit und würde sie jedem sofort weiterempfehlen. F Ü N F T A G E K O N F I R M A T I O N S L A G E R O H N E M E D I E N Leben ohne Handy – unmöglich!? Schilder malen anstatt am Handy sein. ©zVg

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