ENSEMBLE Nr. / N° 42 - Oktober / Octobre 2019

15 ENSEMBLE 2019/42 —– Dossier «Nachbarschaft Bern» will Menschen, die Unterstützung im Alltag brauchen, und solche, die diese leisten können, zusammen- bringen. Menschen aus demselben Quartier wird ein Austausch ermöglich, der sonst nicht zustande käme. Einen Einblick in dieses Engagement bietet Sara Lüthi, Freiwillige bei «Nachbarschaft Bern». Von Alena Lea Bucher Nachbarschaft Bern richtet sich an Bewohner der Stadtteile I, II und V. Wer Hilfe sucht oder selbst helfen möchte, kann sich bei Nachbarschaft Bern melden. Die angehenden Helfer und Helferinnen haben ein Aufnahmegespräch, dabei wird heraus­ gefunden, wofür sie sich eignen und was für Wün­ sche sie mitbringen. Alle Freiwilligen werden dann in einem System erfasst und kontaktiert, wenn sie zu einer hilfsbedürftigen Person passen. 0«Ich bin offener für Dinge geworden» Sara Lüthi ist eine dieser Freiwilligen, die sich für das Projekt Nachbarschaft Bern einsetzt. Ent­ deckt hat sie die Nachbarschaftshilfe in einem Zeitungsartikel und hat sich danach im Internet weiter darüber informiert. Seit 2016 ist sie aktiv mit dabei, zu Beginn sogar dreimal die Woche, heute noch ein- bis zweimal. Die 26-Jährige arbei­ tet beruflich in einer Institution für betagte Men­ schen. Trotzdem findet sie daneben noch Zeit, Frau Horn (Name von der Redaktion geändert) zu besuchen. «Für mich ist die Begegnung mit alten Menschen vor dem Heimeintritt spannend, es ist eine andere Beziehung, die man pflegt, als die bei der Arbeit. Ich habe selbst keine Grosseltern mehr und schätze diese Begegnungen deshalb sehr.» Frau Horn ist schon über 90 Jahre alt und wohnt allein. Betreut wird sie von der Spitex. Sara Lüthi geht mit Frau Horn einkaufen, sie entsorgt für sie Flaschen oder holt Medikamente ab. Beim Einkau­ fen mit Frau Horn entdeckt sie immer wieder neue Dinge. «Wenn ich selbst einkaufe, kaufe ich immer ähnliche Sachen, ich habe so meine eigene Rou­ tine. Mit Frau Horn lerne ich neue Dinge kennen, beispielsweise kauft sie immer denselben Kuchen. Ausserdem mag sie eine besondere Schokolade, die ich mir sonst nie gekauft hätte. Ich bin offener für Dinge geworden und probiere Neues aus.» Tipps und Tricks Immer wieder kann sich die junge Frau auch Tipps von der alten Dame abschauen. Beispielsweise beim Kochen. Im Alltag lässt sich das freiwillige Engagement gut integrieren. «Zu ihrer Wohnung habe ich nur drei Minuten», erklärt Sara Lüthi. So ist es ihr gut möglich, rasch vorbeizugehen und ihr auf dem Heimweg Tabletten oder Sonstiges vorbeizubringen. Nachbarschaft Bern achtet dar­ auf, dass man im Idealfall nicht mehr als 15 Geh­ minuten voneinander entfernt wohnt. «Trotzdem muss man auch Grenzen setzen, manchmal klappt es halt nicht, dann muss ich ein Treffen absagen oder kann die Tabletten nicht holen.» Nebst den tollen Begegnungen erlebte Sara Lüthi noch ein besonderes Highlight. «Durch eine früher betreute Frau, die dann ins Altersheim musste, habe ich nun meine Traumwohnung. Die Frau wohnte in dieser und ich durfte sie überneh­ men. Sie ist wirklich wahnsinnig toll. Die Möbel, die darin standen, durfte ich ebenfalls behalten.» N A C H B A R S C H A F T B E R N «Nur drei Minuten zu ihrer Wohnung» Sie möchten sich gerne auch engagieren oder haben Fragen? Hier finden Sie alle Infos: www.nachbarschaft-bern.ch Kontakt: Projektleitung: Simone Stirnimann Projektmitarbeiterin: Noëlle Altenburger info@nachbarschaft-bern.ch , Tel. 031 321 76 50 Tolle Begegnungen durch Nachbar- schaftshilfe. ©zVg ©zVg

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