ENSEMBLE Nr. / N° 44 - Dezember / Décembre 2019
24 Dossier —– ENSEMBLE 2019/44 Celebrate Diversity findet seit 2019 unter der Leitung der Kirchgemeinden Frieden und Heiliggeist und der Fachstelle Kinder und Jugend der Katholischen Kirche Region Bern statt. An dem von Jugendlichen organisierten Event sollen die Vielfalt und Verschiedenheit der Menschen gefeiert werden. Von Daria Lehmann Es ist Sonntag, 3. November, 16.30 Uhr. Ich bin unterwegs zum letzten diesjährigen Celebrate Diversity, das diesmal im Kirchgemeindehaus «Rotonda» der Pfarrei Dreifaltigkeit in Bern statt findet. Das Thema ist «Nordsyrien – Was ist los? Was kann ich tun?». Ich bin gespannt, was mich erwartet. Es ist der vierte Celebrate-Diversity-Anlass die ses Jahres. Die Sozialdiakonin Regula Rhyner, die das Projekt mit Pfarrpersonen und einer Theologin betreut, erzählt mir, dass die Idee zum Event in einem Konfirmationslager in London entstanden sei: «Die Jugendlichen waren von der Feier in der Holy Trinity Brompton so beeindruckt, dass sie eine eigene Band gründen und eine ähnliche Feier in Bern anbieten wollten.» Unter anderem aus dem Grund, dass es in Bern von den Landeskirchen nur wenig gottesdienstliche Feiern von und für Men schen zwischen 17 und 40 gibt, wurde das Konzept für Celebrate Diversity entworfen und umgesetzt. Die Anlässe werden in einem partizipativen Pro zess erarbeitet und kontinuierlich weiterent wickelt. Sie sind interreligiös offen. Freie Diskussionen Als Erster zitiert ein Jugendlicher einen Text aus der Bibel, in welchem es um das Vermeiden von Krieg geht. «So könnte auch ein klassischer Gottes dienst beginnen», denke ich. Doch direkt danach wird das Muster durchbrochen: «Nun würde uns interessieren, was ihr vom Zitat haltet», erklärt der Jugendliche, und macht auf der Bühne Platz für alle, die sich gerne äussern möchten. Personen aus dem Publikum betreten den freien Raum; es entstehen Diskussionen. Eine Frau, die ursprüng lich aus Syrien kommt, äussert sich mithilfe ihrer Dolmetscherin: «Ich finde es schön, dass wir hier sein können – in meiner Heimat können wir nicht so frei diskutieren.» Speed-meet und Workshops Nach dem interaktiven Block schliesst ein Ju gendlicher mit einem Zitat aus dem Koran. Dar aufhin betreten vier junge Frauen die Bühne und singen mit Klavierbegleitung das Lied «Free dom». Beim nächsten Teil, dem «Speed-meet», sollen sich alle mit jemand Unbekanntem unter halten und sich über Nordsyrien austauschen. Danach geht es weiter mit Workshops, an denen Friedenstauben und Fahnen bemalt werden, die ins Kriegsgebiet geschickt werden. Vertreterin nen des Vereins «Kurdistan roter Halbmond» er zählen in einem anderen Workshop von ihren Hilfseinsätzen vor Ort und berichten von der Militäroffensive der Türkei. Ein Teilnehmer fragt: «Ist die Türkei denn nicht Teil der UNO?» Eine der Vertreterinnen erklärt ihm, dass die Türkei die europäischen Länder mit der Drohung, Flüchtlinge direkt nach Europa zu schicken, unter Druck setzen könne. Es ist eine politisch komplexe Situation, die bei Celebrate Diversity nicht vollumfänglich dargelegt werden kann – aber die Solidarität für die Mit-Leidtragenden ist deutlich zu spüren. Schliesslich neigt sich der Anlass mit Fürbitten, einem Gebet und dem Anzünden von Kerzen einem melancholischen Ende entgegen. Pfarrer Andreas Nufer fragt: «Dürfen wir mit einem fröh lichen Lied abschliessen, obwohl das Thema trau rig ist?» Das Publikum ist einverstanden, und so singt der Chor zum Schluss «Happy» von Pharrell Williams. D I E V I S I O N L E B T ! Celebrate Diversity ©Daria Lehmann Vier junge Frauen singen das Lied «Freedom». Quatre jeunes femmes chantent la chanson «Freedom».
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