ENSEMBLE Nr. / N° 44 - Dezember / Décembre 2019

25 ENSEMBLE 2019/44 —– Fokus INTERRELIGIÖSES LICHTERFEST VERSCHIEDENE KULTUREN UND RELIGIONEN sowie zwei Hip-Hop-Kombos aus dem Quartier auf. Anschliessend wurde vom Hindupriester Sassikumar Tharmalingam ein Feuerritual durchgeführt, bei dem die Kerzen und Fackeln für den Umzug ent­ zündet wurden. Der Umzug wurde von einem jun­ gen Tamilen mit einemMuschelhorn angeführt. Die Muschelhorn-Klänge, die Menschen aufwecken sollen, wechselten sich ab mit Adventsliedern. Der Umzug endete beim Haus der Religionen. Dort schenkten Mitglieder des Hindutempels Chai aus und verteilten Samosas. Am Schluss wurden alle für ein Konzert einer tamilischen Musikgruppe in den Hindutempel eingeladen. Auch dieses Jahr ist ein Lichterfest geplant. Am 14. Dezember werden ein interkulturelles Buffet, Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, eine Kulturshow und ein interreligiöser Lichterum­ zug durchgeführt. Geplant ist auch, weitere Kultu­ ren und Religionen zum Fest einzuladen. Menschen aus Kurdistan werden über den Konflikt in ihrer Heimat berichten, und es gibt die Möglichkeit, mit Menschen verschiedener Herkunftsländer über ihre Bräuche, Feste und ihre gegenwärtigen Sorgen zu reden. Erstmals werden auch Mitarbeitende der Lan­ deskirche an einem Welcome-Desk alle Menschen aus dem Quartier willkommen heissen und ihnen Getränke servieren. Das interreligiöse Lichterfest ist nämlich auch für «Einheimische» eine einmalige Gelegenheit, die Menschen in ihrem Quartier per­ sönlich kennenzulernen, Vorurteile abzubauen und die gemeinsame Festfreude zu teilen. In der dunklen Jahreszeit feiern verschiedene Kulturen und Religionen Feste, die auf die besondere Bedeutung des Lichts für uns Menschen hinweisen. Von Christian Walti* Christinnen und Christen feiern im Dezember den Advent, das Warten auf die Geburt Jesus. In dieser Zeit werden beim Adventskranz Lichter angezündet, um zu zeigen, dass das Licht der Welt, Jesus Christus, bei uns ankommen soll. In derselben Zeit feiern auch Alevitinnen und Aleviten ihr Fest «Gagan», bei dem sie an die Bedeutung von Licht und Feuer im Zusammenleben der Menschen erinnern und My­ then aus ihrer Kultur erzählen. Auch Hindus aus Sri Lanka feiern in dieser Zeit verschiedene Feste, in denen Licht eine wichtige Rolle spielt. Besonders eindrücklich ist der hinduistische Brauch, während zehn Tagen frühmorgens Lichterumzüge zu machen und dabei mit Lärm die Menschen zum Gebet auf­ zuwecken. Hindupriester verzichten zur Vorberei­ tung auf das Fest während zehn Tagen aufs Spre­ chen. Es ist ein Fest der Reinigung und der Erinnerung an die Pflicht zu beten. Im Steigerhubel-Quartier in Bern leben Men­ schen aus vielen Ländern, viele auch Angehörige dieser Religionen. Das Kirchgemeindehaus Steiger­ hubel ist ein Begegnungsort der unterschiedlichen Kulturen: Hier befindet sich eine Bibliothek und es finden Deutsch- und Nähkurse für Migrantinnen statt. Die Mitarbeitenden der Kirchgemeinde und Mitglieder der Religionsgemeinschaften im Haus der Religionen hatten deshalb die Idee eines inter­ kulturellen Festes im Dezember. Kulturen begegnen sich Das erste Lichterfest wurde 2018 durchgeführt. Es gab Workshops, bei denen Lichter gebastelt, Kerzen gezogen, Bilder gemalt oder tamilisches Fladenbrot gebacken wurde. Man konnte sich beim multikul­ turellen Buffet mit Speisen aus Nordafrika, Syrien oder Tibet verpflegen. Bei der Kulturshow traten neben einem Saz-Spieler aus der alevitischen Tradi­ tion auch eine junge arabischsprachige Sängerin * Pfarrer der Kirchgemeinde Frieden und der Kirche im Haus der Religionen, Mitorganisator Multikulturelles Buffet mit Speisen aus Nordafrika, Syrien und Tibet. Buffet multicultu­ rel avec des spécia- lités d’Afrique du Nord, de Syrie et du Tibet. ©zVg

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=