ENSEMBLE Nr. / N° 44 - Dezember / Décembre 2019

26 Fokus —– ENSEMBLE 2019/44 Als ich als junge Theologin im Leitungs- team des Berner Frauenhauses mitarbeitete, habe ich erst begriffen und miterlebt, wie aktuell das oft tabuisierte Thema «Gewalt an Frauen» auch bei uns in Bern, in der Schweiz und weltweit ist. Von Barbara Rieder Howald* Oft konnten wir damals aus Platzgründen nicht alle Frauen aufnehmen, die gedemütigt, geschla­ gen, unterdrückt, ausgebeutet und vergewaltigt worden waren. Sehr häufig von Männern aus dem engsten Umfeld, oft jahrelang. Das hat sich bis heute nicht geändert. Leider. Hinsehen und verstehen Aufzustehen ist für betroffene Frauen umso schwie­ riger, je länger die Unterdrückung dauert. Die Frauen verlieren ihren Mut, ihre Stärke, ihr Selbst­ wertgefühl, ihre Stimme, sie verlieren nach und nach sich selber. Gewalt gegen Frauen ist häufig unsichtbar, denn sie geschieht sehr oft zuhause, an dem Ort, an dem wir uns sicher und geschützt fühlen sollten. Viele betroffene Frauen haben Angst und schämen sich, auf ihre Situation auf­ merksam zu machen. Sie machen die Erfahrung, dass ihnen nicht geglaubt wird oder dass die Unter­ drückung zunimmt, wenn sie darüber sprechen. Weltweite Kampagne Die Kampagne will öffentlich machen, was oft tabuisiert oder verharmlost wird. Deshalb finden weltweit jedes Jahr zwischen dem 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, und dem internationalen Menschenrechtstag vom 10. Dezember Aktionen gegen Gewalt an Frauen statt. Vielfältige Veranstaltungen und Informatio­ nen sensibilisieren die Öffentlichkeit für das The­ ma und fördern die Prävention. In der Schweiz finden von über 70 Partnern organisierte Aktionen gegen Gewalt statt (Info: swiss-soroptimist.ch/ orange-the-world). Während 16 Tagen werden weltweit Gebäude orange beleuchtet, um auf die Thematik aufmerk­ sam zu machen. In Bern wird der Münsterturm vom 26. bis 29. November orange angeleuchtet. Veranstaltungen in der Heiliggeistkirche «Wir wollen diese Aktion als Kirche mitgestalten, das Thema aufnehmen und ein Zeichen setzen», entschieden die Kirchgemeinde Heiliggeist und die offene kirche bern. Viele weitere Partner sind inzwischen hinzugekommen, die die geplanten Veranstaltungen finanziell und mit viel «Frauen­ power» unterstützen, so nebst den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn beispielsweise auch die Katholische Kirche Region Bern und der katholische Frauenbund mit der Chläusinnen-Aktion. Dies ermutigt uns und zeigt, dass eine breite Solidarität mit den betroffenen Frauen be­ reits vorhanden ist und dass die Sensibilisierung einen Schritt in die richtige Richtung bedeutet. Dodo Hug wird im Rahmen der Abendkirche auftreten. Auch sie unterstützt die Aktion und das Anliegen und wird die Teilnehmenden mit ihren wunderbaren Liedern stärken – für die Sache der Frau. K A M P A G N E « 1 6 T A G E G E G E N G E W A L T A N F R A U E N » Aufstehen gegen Gewalt an Frauen * Pfarrerin Kirchgemeinde Heiliggeist, Bern Veranstaltungen vom 1. bis 8. Dezember in der Heiliggeistkirche beim Bahnhof Bern Sonntag, 1. Dezember, 17 Uhr: Gottesdienst zum 1. Advent, «gemeinsam statt einsam – starke Frauen* handeln nicht alleine», mit Pfr. Christian Walti, Regula Rhyner und Team. Mittwoch, 4. Dezember, 19 Uhr: Film «Female Pleasure», anschl. Diskussion. Moderation: Brigitte Affolter, Interfilm CH. Freitag, 6. Dezember, 12 und 18 Uhr: Samichläusinnen-Aktion Sonntag, 8. Dezember, 17 Uhr: Abendkirche «frauen – femmes – donne» mit «Chansons sans Frontières» mit special guest Dodo Hug im Trio mit Yvonne Baumer und Efisio Contini, Einstimmung von Pfrn. Barbara Rieder. ©zVg

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