ENSEMBLE Nr. / N° 44 - Dezember / Décembre 2019

27 ENSEMBLE 2019/44 —– Fokus Berichten der Gewerkschaften sind zahlreiche Menschen daran gestorben. Elf Konzerne, die einen Sitz in der Schweiz haben und im inter­ nationalen Düngerhandel tätig sind, stehen in geschäftlicher Beziehung mit OCP und sind dem­ entsprechend mitverantwortlich für diese Men­ schenrechtsverletzungen und Umweltschäden. Auch der Konzern Interholco mit Sitz in Baar hat vor kurzem für negative Schlagzeilen gesorgt. Mit der Abholzung des intakten Regenwaldes im Kongobecken gefährdet er den Lebensraum der letzten Flachlandgorillas. Für den Transport von Tropenhölzern werden Strassen in den intakten Regenwald geschlagen. Dies bringt nicht nur das Ökosystem aus dem Gleichgewicht, sondern ver­ einfacht auch Wilderern den Zugang in das Gebiet. Zwei Beispiele von vielen, die aufzeigen, dass sich etwas ändern muss. Mit der Konzernverant­ wortungsinitiative wären diese Konzerne ver­ pflichtet, ihre Tätigkeiten genauer zu überprüfen und bei Verletzungen von Umweltstandards und Menschenrechten zu handeln. Würden sie dies nicht tun, müssten sie für die von ihnen verur­ sachten Schäden geradestehen. Seit über einem Jahr befasst sich das Parla- ment mit verschiedenen Gegenvorschlägen zur Konzernverantwortungsinitiative. Denn auch die Gegner der Initiative anerkennen, dass die aktuelle Situation nicht länger akzeptiert werden kann. Das Initiativkomitee zeigt sich kompromissbereit. Von Katharina Boerlin* Während das Seilziehen auf politischer Ebene wei­ tergeht, tut sich in der Zivilgesellschaft einiges. Schweizweit engagieren sich Menschen in Lokal­ komitees, informieren die Bevölkerung, organisie­ ren Veranstaltungen und zeigen auf, warum es die Konzernverantwortungsinitiative braucht. Mittendrin sind die Kirchen, denn auch in kirch­ lichen Kreisen ist das Interesse für die Konzern­ verantwortungsinitiative gross. Die Plattform «Kirche für Konzernverantwortung» gibt Personen, Gemeinden, Kantonalkirchen und kirchlichen Or­ ganisationen die Möglichkeit, ihre Unterstützung sichtbar zu machen. Die über 60 Kirchgemeinden und 9 Kantonalkirchen, die sich hinter die Initia­ tive stellen, sind aber nur ein Teil des grossen kirchlichen Mitwirkens. Dazu kommen unzählige kirchliche Engagierte, die sich in ihren Gemeinden für die Anliegen der Initiative einsetzen. Denn die Initiative hat nichts mit Parteipolitik zu tun, son­ dern stellt die grundsätzliche Frage, welche ethi­ schen Werte wir für unsere Wirtschaft und unser Zusammenleben vertreten wollen. Handeln ist dringend notwendig Dass sich etwas tut, ist längst fällig. Denn noch immer verletzen Konzerne mit Sitz in der Schweiz Menschenrechte und international anerkannte Umweltstandards, wofür sie keine Konsequenzen fürchten müssen. Eine Analyse von Brot für alle belegt, dass in den letzten Jahren fast monatlich eine solche Verletzung aufgedeckt wurde. So auch in dem im Juni 2019 publizierten Bericht von Brot für alle, SWISSAID und Fastenopfer. Dieser zeigt den Bezug von Schweizer Rohstoffhändlern zum marokkanischen Staatskonzern OCP auf. Über die Messung der Luftqualität wurde nachgewiesen, dass die Düngerfabriken des Konzerns die Luft stark verschmutzen. Zahlreiche Angestellte und auch die lokale Bevölkerung leiden in der Folge an Atemwegs- und Krebserkrankungen. Gemäss K I R C H E F Ü R K O N Z E R N V E R A N T W O R T U N G Global Verantwortung übernehmen * Brot für alle ©zVg

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