ENSEMBLE Nr. / N° 44 - Dezember / Décembre 2019

9 ENSEMBLE 2019/44 —– Dossier verschiedener Projekte zu fördern, stellten die Kirchgemeinden sehr gerne ihre Räumlichkeiten zur Verfügung, betont Séverine Fertig, Leiterin des Migrationsdienstes für den Bezirk Jura. Übri­ gens «ist beispielsweise der Aufbau von ver­ schiedenen Migrantenkirchen in der Schweiz ein sehr interessanter Aspekt der Migration», ergänzt Silvana Menzli, Migrationsspezialistin beim Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund. Ganz allgemein könne gesagt werden, dass Kir­ chen und weitere Akteure der Zivilgesellschaft einen für die Integration der Flüchtlinge in der Schweiz unverzichtbaren Beitrag leisteten. Und zahlreiche Kirchen setzen sich in Wort und Tat dafür ein, dass abgewiesene Asylbewerber oder Sans-Papiers ein menschenwürdigeres Leben füh­ ren können. Das Engagement der Kirche erstreckt sich einzig auf die Notsituation, in der sich die Betroffenen befinden, und nicht auf ihren recht­ lichen Status. Ein Segen für alle Würde und Anerkennung, das ist es auch, was sich die sexuellen Minderheiten wünschen. Das vieldiskutierte Thema Ehe für alle ist ein gutes Beispiel für die Einstellung der Kirche gegenüber der Vielfalt. Während sich der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) dafür ausgespro­ chen hat, wurden in den reformierten Kirchen auch gegenteilige Ansichten geäussert. «Ich kann nicht wirklich nachvollziehen, weshalb die Kirche den LGBT-Personen diesen Segen nicht erteilen sollte», meint Roland Weber, Co-Präsident von Zwischenraum Schweiz, einer nicht religiös aus­ gerichteten Organisation, die sich für LGBTIQ- Christen einsetzt, die von bestimmten Kirchen (vor allem evangelischen und charismatischen) zurückgewiesen wurden. «Es gibt christliche LGBT-Paare, für die es sehr wichtig ist, dafür den Segen zu erhalten, und dieses Bedürfnis wird weitgehend unterschätzt», hält Roland Weber fest. Der Berner ist ehemaliges Mitglied einer evangelischen Kirche, er hat selber unter der Zurückweisung als homosexueller Christ gelitten und musste sich einem «Heilungs»-Programm unterziehen. In evangelischen Kreisen wird Homosexualität als Verirrung angesehen, als eine Krankheit, die behandelt und geheilt werden muss. Homosexuelle können aber auch in der re­ formierten Kirche schlecht behandelt werden. «Wir haben Kenntnis von einem Fall, bei dem ein homosexuelles Mitglied aus einem Kirchgemein­ derat ausgeschlossen wurde. Das kann passieren, wenn ehemalige Evangelikale mit stark homo­ phoben Zügen in eine protestantische Kirche ein­ getreten sind», erklärt Roland Weber. «Ich wün­ sche mir, dass die Kirche für alle einschliessend ist, es spielt nämlich keine Rolle, wer man ist, Gott macht keinen Unterschied und liebt uns so, wie wir sind.» ©Mauro Mellone Jeder Christ und jede Christin sollte in der Lage sein, die Bibel selbst zu lesen und zu verstehen. Chaque chré- tienne et chaque chrétien devrait être capable de lire et de comprendre la Bible par lui-même.

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