ENSEMBLE Nr. / N° 45 - Januar / Janvier 2020

19 ENSEMBLE 2020/45 —– Fokus GEHÖRE ICH ZUM ALTEN EISEN? UNSERE VISION LEBEN! dass es einfacher war, über Zahlen zu reden, als über fehlende Wertschätzung am Arbeitsplatz. Ein Vorsorge- und Versicherungsberater infor­ mierte über die finanzielle Situation und bot per­ sönliche Beratung. Gestaltung des neuen Lebensabschnitts «Das Leben kann doch nicht nur aus Sport, Aus­ stellungen, Gesprächen und Schifffahrten auf dem Thunersee bestehen! Zumindest nicht schon mit Mitte 60. Wo finde ich den Sinn?», rätselten die Kursteilnehmenden. Die Frage nach einer sinn­ vollen und erfüllenden Gestaltung des nächsten Lebensabschnitts bewegte die Gruppe. Vielleicht gerade jetzt, wo die Leistung in den Hintergrund rückt, verändert sich die persönliche Spiritualität und weicht dem Bedürfnis nach Freiheit. Was über uns hinausträgt und woran wir glauben, beeinflusst auch die Gestaltung unserer Be­ ziehungen. «Dass wir frem­ den Erwartungen und ein­ gefahrenen (Verhaltens-) Mustern nicht mehr genü­ gen müssen, kann uns auch freier in der Pflege der per­ sönlichen Spiritualität wer­ den lassen», schilderte eine pensionierte Pfarrerin ihre Erfahrung. Schliesslich ging es um das Vermächtnis. Was ge­ ben wir den nachfolgenden Generationen von unserem Wissen und unserer Erfahrung weiter? Welches sind geeignete Gefässe, wo dies möglich wird? Welche interessanten Aufgaben bietet die Kirche für die Frischpensionierten? Wie und wo lassen wir sie führen und partizipieren? In Anbetracht steigender Lebenserwartung werden viele Menschen nach der Pensionie- rung noch 25 Jahre weiterleben. Was bedeutet das – und wie will dieser Lebensabschnitt gestaltet werden? Petra Wälti berichtet von Kursbegegnungen «An der Schwelle – vom Berufsleben in die nächste Lebenszeit». Von Petra Wälti* «Ich fühle mich zu jung, aber ich gehöre ja bereits zum alten Eisen», sagte ein Kursteilnehmender. Unter der Federführung von Pe­ tra Wälti und Markus Dolder schrieb die reformierte Kirchgemeinde Kö­ niz den ersten Pensionierungskurs aus, weil dieser Lebensabschnitt ein wichtiger Übergang ist und zum Kerngeschäft der Kirche gehört. Ge­ boren zwischen 1954 und 1964, mel­ deten sich über 30 Frauen und Män­ ner, davon fünf Paare. Die fünf Abende waren unterschiedlichen Themen gewidmet und bilde­ ten ein Ganzes. Angeregter Austausch «Mit der Arbeit fällt ein grosser Zeitaufwand, aber auch Zufriedenheit weg. Ich sehe die Pensionie­ rung als ein Plus an Zeit und ein Minus an Selbst­ wert», sagte eine Person. Würdigen, was geleistet wurde, verabschieden, was nicht möglich war. Inspiriert durch Erfahrungsberichte von pensio­ nierten Gästen, tauschten sich die Teilnehmenden aus. Den alternden Körper als Ressource erfahren und gleichzeitig seine Grenzen respektieren. Eine Körpertherapeutin und Bewegungspädagogin teil­ te Wissen und Erfahrungen und ermutigte zu einer Haltung der Selbstfürsorge. «Ich werde weniger Geld haben und mehr Zeit. Wie geht das?», fragte jemand. Die meisten Teil­ nehmenden hatten sich bereits vor dem Kurs über ihre finanzielle Situation informiert. Es zeigte sich, * Sozialdiakonin, Leitung Kurs «An der Schwelle – vom Berufsleben in die nächste Lebenszeit» Der nächste Kurs startet am 14. Januar und dauert bis am 10. März (5 Kursabende). Informationen: www.kg-koeniz.ch > Angebote Anmeldung an: markus.dolder@kg-koeniz.ch

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