ENSEMBLE Nr. / N° 45 - Januar / Janvier 2020

20 Fokus —– ENSEMBLE 2020/45 Micha Aregger ist ein Künstler, welcher sich durch die Schöpfung Gottes inspirieren lässt. Seine Kunstwerke stehen deshalb auch oft in der Natur. 2019 gewann er mit seinen Kunstwerken «Atemwolke» und «Eisflocken» den «PrixPlus» von Arts+. In einem Interview erzählt er mehr von sich und seiner Kunst. Von Alena Lea Bucher Wieso begeistert Sie Kunst? Ich finde es interessant, dass man einer Idee, etwas Unsichtbarem, was noch nicht Realität ist, eine Form geben kann. Man hat etwas im Kopf und materialisiert es. Kunst ist auch eine span­ nende Form von Kommunikation. Der Betrachter hat einen starken Einfluss, wie er etwas sieht, man kann ihm etwas mit Kunst mitteilen, jedoch nur indirekt. Die Spannung, die zwischen Kunst, Künst­ ler und Betrachter entsteht, ist sehr interessant. Besonders schön ist es, wenn durch Kunst jemand sinnlich berührt wird. Es gibt Personen, die arbei­ ten ein Leben lang an einem Werk und perfektio­ nieren es stetig. Dann ist es aber vor allem die Geduld des Künstlers oder der Künstlerin, die mich fasziniert. Wann haben Sie mit Kunst begonnen? Ich hatte als Kind schon ein sehr gutes Vor­ stellungsvermögen. Ich habe viel gezeichnet und auch Dinge gebaut, die ich dann zum Spielen be­ nutzen konnte. Richtig den Knopf aufgemacht habe ich mit 23 Jahren bei einem Bildhauer im Praktikum. Wir bauten damals an Kulissen für einen Trickfilm. Sein Verhalten und wie er die Welt wahrnahm, faszinierte mich. Ich hatte aber auch schon vorher Interesse an der Kunstschule und absolvierte schlussendlich Aufnahmeprüfun­ gen für Kunstschulen. Nach einem Vorkurs absol­ vierte ich mein Studium in Bildender Kunst in in Luzern. Ihre Kunstwerke befinden sich oft in der Natur, wieso? Meine Lieblingswerke sind die Dinge in der Natur, die der Schöpfer geschaffen hat. Die Wahr­ nehmung der Schöpfung fliesst da sehr mit ein. Pilze, Rinde und Bäume finde ich sehr interessant. Manche Dinge pflücke ich, nehme sie mit in mein Atelier und studiere sie. Manchmal sitze ich einfach da und bewundere die Feinheit und die Details. Ich überlege mir dann, was der Künstler, also Gott, damit aussagen möchte. Wenn ich eine Aussage oder einen Inhalt finde, versuche ich die­ sen durch ein Objekt oder eine Installation darzu­ stellen. Wenn ich ein Objekt in der Natur platziere, gibt es als Erstes eine Irritation, man weiss nicht so recht, ob das jetzt natürlich hier ist oder ob es jemand gemacht hat. Dabei geht es in meiner Arbeit um eine ganz klare Botschaft, dass hinter allem Sichtbaren ein Erschaffer steckt. Ein Macher, der diese Sache mit einer Absicht designt hat. Gibt Ihnen Kunst auch etwas zurück, wenn ja, was? Aufmerksamkeit ist natürlich schön, steht aber für mich nicht an erster Stelle. Ich mag vor allem den Kontakt zu Menschen, die Begegnungen. Spe­ ziell bei so grossen Projekten wie der «Atemwolke» und den «Eisflocken». Ich war bei verschiedenen Kirchen, um die Blasen für die «Atemwolke» zu montieren und sie auch wieder abzubauen. Es ka­ men Passanten, Leute, die mitgeholfen haben, und Angestellte der reformierten Kirchen. Die «Atem­ wolke» bestand aus 1400 atemgefüllten Wasser­ bällen; das ist einfach beeindruckend, wie viele Menschen hinter diesem Projekt standen. Das gibt mir Motivation zu arbeiten. Daraus entstehen wie­ der neue Ideen und Projekte. Es ist eine Lebendig­ keit, die zurückkommt. Ich geniesse es, dass mir Kunst die Zeit gibt, um zu staunen. Mein Beruf erlaubt mir, die Zeit zu nehmen, um einfach spa­ zieren zu gehen und mir etwas ganz genau anzu­ schauen. I N T E R V I E W M I T M I C H A A R E G G E R Schöpfung wird durch Kunst sichtbar Micha Aregger und eine Eisflocke aus PET. Micha Aregger et un flocon de glace en PET. ©zVg

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