ENSEMBLE Nr. / N° 45 - Januar / Janvier 2020

21 ENSEMBLE 2020/45 —– Fokus mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, dann atmest du Luft ein, welche dein Sitznachbar oder deine Sitznachbarin auch eben im Körper hatte. Wir sind also immer miteinander verbun­ den. Luft steht auch als Symbol des Heiligen Geis­ tes, etwas Unsichtbares, das sichtbar wird, wenn es sich bewegt. So wird die Auswirkung sichtbar. Wichtig war ebenfalls, dass immer ein Teil der Atemwolke ausserhalb des Gebäudes befestigt wurde und ein Teil innen. Wir wollten die gute Botschaft auch nach aussen tragen und die Hüllen des Gebäudes durchdringen. www.michaa.ch Anleitung zum Bau von Eisflocken: www.youtube.com > «EISFLOCKEN» Einführung und Bauanleitung Sie sprachen von Begegnungen, welche Begegnung ist Ihnen sehr gut in Erinnerung? In Sursee hatte ich eine Doppelausstellung mit einem anderen Künstler. Ich betreute einen Tag lang diese Ausstellung. Ich ging dann kurz nach draussen in die Sonne. Dort traf ich eine ältere Frau. Sie fragte mich spontan, ob ich einen Kaffee möchte. Neben der katholischen Kirche gab es ein Café, bei welchem ein paar ältere Leute sassen. Ich erzählte ihr von meiner Ausstellung, die sie dann besuchte. Ich sprach von meinen Arbeiten, dabei kam ein bisschen meine christliche Wahr­ nehmung hervor, von der sie ja bisher nichts wuss­ te. Bei ihr ging etwas auf, sie freute sich sehr, denn sie erlebt die christliche Wahrnehmung ähnlich wie ich, kann sie jedoch nicht so teilen. Sie konn­ te bisher nicht wirklich mit den Leuten aus dem Kirchencafé darüber reden, obwohl sie ja auch die Kirche besuchen. Es war eine Not da, und über diese konnte sie mit mir sprechen. Am Schluss war sie den Tränen nahe. Es war ein schöner, intimer Moment. Wir sprachen und verstanden dieselbe Sprache. Dieses Jahr hat Art+ Ihnen den Kunstpreis für die «Atemwolke» und die «Eisflocken» verliehen. Wie kamen Sie auf die Idee mit diesen Projekten? Bei der «Atemwolke» handelte es sich um einen Auftrag der Reformierten Kirche Matthäus in Luzern. Ich bekam den Auftrag von Marcel Köppli, einem Pfarrer. Dieser verfolgte meine Arbeit. Er wurde durch meine Themen aufmerksam und kam auf mich zu. Er fragte mich an, ob ich bei einem Kunstprojekt für das Reformationsjubiläum mit­ wirken würde. Auf die Idee der Atemwolke kamen wir schnell, sie erkannten das Potenzial darin. In­ haltlich haben wir sehr stark zusammengearbeitet. Auch die «Eisflocken» entstanden durch eine Anfrage, durch den Direktor des Museums im Glet­ schergarten. Das Museum war zu dieser Zeit im Umbau, teils geschlossen, und der Stiftungsrat wollte ein grösseres Projekt machen. Da ich selbst auch zwei Tage in der Woche im Museum arbeite, wurde ich angefragt. Für die Installation wurden Kinder aus Schulklassen miteinbezogen, welche einen Bausatz erhielten, um Teile der «Flocken» zu bauen. Selbst mussten sie noch PET-Flaschen organisieren. Es handelte sich also um ein Up­ cycling-Projekt. Was genau symbolisiert die Atemwolke? Die Atemluft in den Wasserbällen ist symbo­ lisch, eine Allegorie der Gnade. Luft ist zugänglich für alle, sie ist einfach da, wir müssen sie uns nicht zuerst verdienen. So verstehe ich auch Gnade. Sie steht für Gemeinschaft, Luft tauschen wir ständig aus, ob wir wollen oder nicht. Es entsteht eine nonverbale Kommunikation. Stell dir vor, du bist Die gute Botschaft soll die Hüllen des Gebäudes durch- dringen und nach aussen getragen werden. La bonne nouvelle doit pénétrer l’enve- loppe du bâtiment et être portée à l’extérieur. ©zVg ©zVg

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