ENSEMBLE Nr. / N° 45 - Januar / Janvier 2020

23 ENSEMBLE 2020/45 —– Kreuz und quer KREUZ UND QUER DE LONG EN LARGE Nicht selten kommt es vor, dass Asylsuchende ihre hart erkämpfte Lehre aufgrund eines negativen Asylentscheids verlieren. Viele der jungen Leute sind noch minderjährig in die Schweiz gekommen und sind mittlerweile gut integriert. Nach einem negativen Entscheid und dem Verlust der Lehre wurden sie bisher ohne Perspektive in die Nothilfe verbannt. Das soll sich jetzt ändern! Von Alena Lea Bucher Eine Lehre ist eine wichtige Grundlage für die be­ rufliche Zukunft. Bisher ist das Asylsuchenden mit einem Negativentscheid verwehrt, und das ob­ wohl viele nicht aus der Schweiz ausreisen kön­ nen. Die Zeit bleibt also ungenutzt. Nicht jeder geflüchteten Person ist es möglich, eine Lehrstel­ le zu finden. Es ist ein harter und anstrengender Weg dahin. Wird ein Lehrvertrag aber abgeschlos­ sen, investieren vor allem auch die Arbeitgeben­ den Zeit, Energie und Geld, um die Lernenden zu unterstützen. Kommt es dann zu einem Abbruch, ist das für alle Beteiligten ein Desaster. Um dieses Problem zu lösen, fand am 2. Feb­ ruar 2019 in Lausanne ein Treffen zum Thema statt. Es wurden Stimmen von Arbeitgebenden, Fachkräften, Asylsuchenden und weiteren Betrof­ fenen gesammelt. Forderungen der Betroffenen Wie auf der Website von «Eine Lehre – Eine Zu­ kunft» zu finden, forderten die Jugendlichen: «Ge­ ben Sie uns die Chance unsere Lehre zu beenden. Lassen Sie uns arbeiten. Wir wollen hier etwas er­ reichen, was uns für unsere Zukunft helfen wird.» Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen verlangten: «Wir fordern die Behörden auf zu berücksichtigen, dass einige Jugendliche im Besitz eines Lehrver­ trags oder Lehrversprechens sind. Wir fordern, dass E I N E L E H R E – E I N E Z U K U N F T Wir wollen unsere Lehre beenden können! Jugendliche in Ausbildung oder mit einem Aus­ bildungsversprechen nicht ausgewiesen werden. Wir fordern daher, dass Jugendliche, welche die Anforderungen an Integration in der Schweiz er­ füllen, ihre Lehre oder schulische Ausbildung be­ enden können, auch wenn ihr Asylantrag abge­ lehnt wurde.» Mit diesen und weiteren Forderungen startete «Eine Lehre – Eine Zukunft» eine Petition. Ein grosses Hurra – mit einem kleinen Aber Die Petition wurde von mehr als 10 000 Personen unterschrieben. Die Forderung wurde von der Poli­ tik sowohl auf Ebene Bund wie Kanton aufgenom­ men. Der Berner Grosse Rat beschloss im Dezem­ ber, dass der Kanton dem Bund ein Härtefallgesuch vorlegen muss, wenn sich ein abgewiesener Asyl­ suchender bereits in einer Lehre befindet. Das ist ein grosser Erfolg und ein starkes Signal an die Bundespolitik. Dort muss jetzt der Rahmen richtig gesetzt werden, damit die Gesuche nicht an For­ malien wie fünf obligatorisch in der Schweiz be­ suchten Schuljahren scheitern. Das heisst auch, dass derzeit nicht klar ist, ob und wieweit jene Asylsuchenden, die aktuell ihre Lehrstelle ver­ lieren, von der politischen Entwicklung bereits werden profitieren können. Deshalb braucht es weitere Anstrengungen – jetzt vor allem in Bun­ desbern – um das sicherzustellen. Infos: www.unapprentissage-unavenir.ch Eine Lehre ist eine wichtige Grund­ lage für die beruf- liche Zukunft und fördert die Integration. Un apprentissage est une base im- portante pour l’avenir profes- sionnel et favorise l’intégration. ©Keystone /Ennio Leanza

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