ENSEMBLE Nr. / N° 46 - März / Mars 2020

25 ENSEMBLE 2020/46 —– Fokus «AM ENDE ENT- SCHIEDEN ANDERE ÜBER SEIN LEBEN» UNSICHTBAR – DIE GESCHICHTE VON KIDANE Kidane floh mit siebzehn Jahren vor dem nationa- len Dienst in seiner Heimat. Männer wie Frauen werden in Eritrea eingezogen ins Militär – ohne Bezahlung und für eine unbestimmte Zeit. Kidanes Mutter selbst ist im Militär verschollen. Trotzdem erhielt Kidane in der Schweiz keinen Schutz ... Ja genau. Diesen Missstand wollten wir mit dem Comic auf Papier bringen. Wir alle wissen: Niemand kann gefahrlos nach Eritrea zurück­ kehren. Noch vor einigen Jahren erhielten eritrei­ sche Staatsangehörige in der Schweiz Asyl auf­ grund der illegalen Ausreise, da bereits die Ausreise sie in Gefahr brachte. Die Situation in Eritrea hat sich seither nicht geändert, wohl aber die Praxis der Schweizer Behörden. Kidanes Geschichte steht hierbei stellvertretend für viele ähnliche Schicksale. Genau. Denn die Schweiz hat die Praxis gegen­ über Eritreerinnen und Eritreern sukzessive ver­ schärft. Kidane wurde die Wegweisung aus der Schweiz angedroht, weshalb er, wie viele seiner Landsleute in gleicher Situation, untertauchte. Er wurde quasi unsichtbar. Was passiert mit Menschen, die «unsichtbar» werden? Die Betroffenen suchen daraufhin in anderen europäischen Ländern Zuflucht und leben dort Der Eritreer Kidane lebte vier Jahre lang in einem Emmentaler Dorf. Obwohl ihm in seiner Heimat ein endloser Militärdienst und allfällige Misshandlungen drohen, lehnte die Schweiz sein Asylgesuch ab. Die Comiczeichnerin Barbara Yelin hat seine Geschichte in Bildern festgehalten. Von Selina Leu* Barbara Yelin, Sie haben in einem Doku-Comic Kidanes Geschichte aufgezeichnet. Was hat Sie da- zu bewogen? Meine Schwester Ursula und ihr Mann wohnen in einem Dorf, in welchem vor vier Jahren zwölf eritreische Männer untergebracht wurden. Men­ schen aus dem Dorf gründeten eine Helfergruppe und begleiteten fortan die Männer in ihrem Alltag. Nach einiger Zeit begann Kidane, im Betrieb mei­ ner Schwester zu arbeiten. Als die Schweiz dann nach mehreren Jahren sein Asylgesuch ablehnte und auch ein Rekurs erfolglos blieb, entschieden wir uns, Kidanes Schicksal aufzuzeichnen: Meine Schwester schrieb seine Geschichte auf und ich setzte sie anschliessend in einen Comic um. * Mitarbeiterin Fachstelle Migration, Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn ©zVg

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