ENSEMBLE Nr. / N° 46 - März / Mars 2020

26 Fokus —– ENSEMBLE 2020/46 unter prekären Bedingungen – oft auf der Strasse. Eine Rückkehr nach Eritrea ist für sie ausgeschlos­ sen, denn dann droht ihnen ein (Wieder-)Einzug in den Militärdienst; eine vorgängige Verhaftung inklusive unmenschlicher Behandlung ist nicht ausgeschlossen. Was hat Sie besonders berührt an Kidanes Ge- schichte? Kidane tat alles, um sich zu integrieren: Er lernte Deutsch, arbeitete vorbildlich in der Gärt­ nerei meiner Schwester. Und trotzdem musste er die Schweiz verlassen. Es muss sehr schmerzhaft für ihn gewesen sein zu merken, dass er sein eige­ nes Schicksal nicht in der Hand hatte. Egal, wie er sich verhielt: Am Ende entschieden andere über sein Leben. Wie gehen Ihre Schwester und ihr Mann mit der Situation um? Auch für sie war es frustrierend zu merken, dass sie für Kidane nichts mehr tun konnten. Sie hatten Immer mehr eritreische Staatsangehörige sind in der Schweiz von negativen Asylentscheiden oder Aufhebungen der vorläufigen Aufnahme betroffen. Zivile Akteure und Kirchgemeinden begleiten die Betroffenen oftmals seit Jahren. Die Aktionsgruppe Nothilfe, die den Comic in­ haltlich unterstützt hat, setzt sich für abgewie­ sene Asylsuchende ein und ist froh um jede Spende: www.ag-nothilfe.ch Barbara Yelin ist eine mehrfach ausgezeichnete Comic-Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in München. Der Comic UNSICHTBAR kann unter www. giveahand.ch bestellt oder online gelesen werden: unsichtbarcomic.tumblr.com mit allen verantwortlichen Stellen Kontakt aufge­ nommen und versucht, das Urteil abzuwenden. Trotzdem engagieren sie sich auch heute noch für geflüchtete Menschen. Uns geht es vor allem dar­ um, mit dem Comic aufzuzeigen, was die momen­ tane Politik mit den betroffenen Menschen macht und was sie dabei bewusst in Kauf nimmt. Ein Comic ist ein spezieller Ansatz für ein solch schweres Thema. Welche Reaktionen haben Sie erhalten? Fälschlicherweise verbinden viele Menschen Comics mit lustigen Geschichten für Kinder. Do­ kumentarische Comics eignen sich aber wunder­ bar, um Geschichten einzelner Menschen nachzu­ zeichnen und dabei weite Kreise zu erreichen. Sogar Personen, die politisch nicht auf der Seite von Geflüchteten stehen, waren tief berührt von Kidanes Geschichte. ©zVg

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