ENSEMBLE Nr. / N° 46 - März / Mars 2020

30 Fokus —– ENSEMBLE 2020/46 Rettungswesens sei dies für ihn aber nicht in Fra­ ge gekommen. «Ich war Rettungshundeführer und musste jederzeit mit einem Einsatz rechnen. Das liess sich mit einem solchen Amt nicht verein­ baren.» Als sein Diensthund starb, wollte er aber keinen weiteren Hund mehr ausbilden. «So hatte ich keine Ausrede mehr, als mich der Pfarrer letz­ ten Sommer erneut fragte», schmunzelt er. Auch sein Eintritt in den reformierten Kirch­ gemeinderat bedeutete eine Heimkehr. Mit einer Katholikin als Frau sei er seit seiner Konfirmation vor allem in der katholischen Kirche gewesen. «Mittlerweile bin ich wieder öfter in der refor­ mierten Kirche zu sehen und finde den Ver- gleich mit der katholischen Predigt spannend», sagt er. Das Gemeindeleben fördern Von den Aufgaben eines Kirchgemeinderates hat­ te er zu Beginn keine Ahnung. «Von meinem Vor­ gänger und in Vorbereitungskursen der Reformier­ ten Landeskirchen wurde ich aber gut auf mein Amt vorbereitet», sagt er. Seit Anfang Jahr ist er für das Ressort Bau und Liegenschaften zuständig. «Wir haben drei Kirchen, ein Pfarrhaus und wei­ tere Liegenschaften, die instandgehalten werden müssen.» Letztes Jahr musste das Kirchturmdach in Lauterbrunnen renoviert werden. Da er als Maschinist mit Pikettdienst flexible Arbeitszeiten hat, lässt sich das kirchliche Amt gut mit seinem 100-Prozent-Job vereinbaren. «Ich muss mich auch unter der Woche der Kirchgemeinde widmen.» Nebst den monatlichen Ratssitzungen könne er den zeitlichen Aufwand jedoch noch nicht abschätzen. Sicher sei aber, dass er Bewähr­ tes beibehalten wolle und verbessern, was nicht gut läuft. «Wir wollen nicht die ganze Kirchge­ meinde umkrempeln. Doch wir sind offen für neue Ideen aus der Gemeinde.» Auch ich im ländlichen Lauterbrunnental sei der Kontakt mit den Nachbarn keine Selbstver­ ständlichkeit. «In den verstreuten Weilern in Stechelberg gibt es kein richtiges Dorfleben. Die Kirche kann mit ihren Angeboten Treffpunkte schaffen und das Gemeindeleben fördern.» Letzten Sommer hat ein Dorfbewohner in der Kirche eine Diashow über seine Velotour ans Nordkap durch­ geführt: «Die Kirche war zu drei Vierteln gefüllt. Das war ein schöner Anlass.» Denn nicht zuletzt der Kontakt zu den Menschen sei für ihn ein Grund, warum er sich für das Amt zur Verfügung gestellt habe: «Gemeinschaft ist mir wichtig. Ich will ihr etwas zurückgeben.» Walter von Allmen ist seit 2019 Kirchge- meinderat von Lauterbrunnen. Anfang Jahr hat der Berner Oberländer nun das Präsidium übernommen. Von Olivier Schmid Ganz im Süden des Berner Kirchengebietes, in einem von Gletschern geformten Trogtal, steht am Fusse einer schwindelerregenden Felswand unter einem der höchsten Wasserfälle Europas die Kirche von Lauterbrunnen. Zu dieser Jahreszeit führt der Staubbachfall nur wenig Wasser, Kirche und Pfarrhaus liegen am Nachmittag bereits wie­ der im Schatten. «Es ist ein enges Tal, das muss einem entsprechen», sagt Walter von Allmen. Der Heimkehrer Nach seiner Lehre als Mechaniker kehrte Walter von Allmen seiner Heimat aber erst einmal den Rücken und heuerte als Grenzwächter beim Eid­ genössischen Grenzwachtkorps in Basel an. Schon bald zog es ihn aber wieder in bergigere Regionen, zunächst ins Puschlav und danach ins Engadin. Dort lebte er mit seiner Familie 24 Jahre lang. 2011 kehrten er und seine Frau ins Lauterbrunnental zurück. Seither arbeitet er als Maschinist beim Elektrizitätswerk EWL. Nach der Heimkehr wurde er schon bald für den Kirchgemeinderat angefragt. Als Mitglied des P O R T R Ä T «Ich will etwas zurückgeben» ©Olivier Schmid Walter von Allmen: «Ich wurde gut auf mein Amt vorbereitet.»

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