ENSEMBLE Nr. / N° 46 - März / Mars 2020
4 Dossier —– ENSEMBLE 2020/46 NEUE WEGE DER SORGE SIND GEFRAGT SORGENDE GEMEINSCHAFTEN IN EINER ALTERNDEN GESELLSCHAFT DE NOUVELLES VOIES POUR PRENDRE SOIN DES COMMUNAUTÉS BIENVEILLANTES DANS UNE SOCIÉTÉ VIEILLISSANTE Die Lebenserwartung und damit auch die Anforderungen an Pflege- und Gesundheits- dienste sind markant gestiegen. Vor diesem Hintergrund etablieren «Caring Communi- ties» eine neue Sorgekultur, die sozialstaat- liche Verantwortung und lokales Engage- ment miteinander verbindet. Von Renata Aebi und Pascal Mösli* Wir werden immer älter. Laut Bundesamt für Statistik wird der Bevölkerungsanteil der über 65-Jährigen in der Schweiz bis 2050 auf 27 Prozent steigen. Die Altersforschung unterscheidet dabei zwischen einem dritten und vierten Lebensalter. Die «jungen Alten» in der dritten Lebensphase zwischen 60 und 85 Jahren erfreuen sich oft bester Gesundheit, gehen mit viel Elan neue Projekte an oder nutzen die neu gewonnene Freiheit für Reisen, um mehr Zeit mit ihren Familien zu ver bringen oder auch für ehrenamtliches Engage ment. «Statistisch gesehen, haben wir zehn ge sunde Jahre hinzugewonnen», sagt Cornelia Coenen-Marx, die prominente deutsche Kirchen frau und Vertreterin der Caring-Community-Idee. Demgegenüber ist die Verletzlichkeit von Men schen im vierten Lebensalter markant höher: Ab 85 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit, an meh reren Krankheiten gleichzeitig zu erkranken, von einer Demenz betroffen zu sein und pflegebedürf tig zu werden. Der Gedanke ans vierte Lebensalter erfüllt darum viele Menschen mit Sorge. Wer wird für mich sorgen, wenn ich es nicht mehr selber kann, Familie oder Freunde aber mit eigenen Lebensaufgaben belastet sind? Kann und will ich anderen zumuten, mich zu pflegen? Die wenigs * Pascal Mösli: Verantwortlicher Spezialseelsorge und Palliative Care; Renata Aebi: Projektmitarbeiterin; Bereich Sozial-Diakonie, Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn ©Keystone /Gesche Jäger
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