ENSEMBLE Nr. / N° 48 - Mai / Mai 2020

19 ENSEMBLE 2020/48 —– Dossier Wollen auch Sie die Angebote der zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen in der Region Bern nutzen? Oder etwas zu einer bedürfnis- und ressourcenorientierten Gesellschaft bei­ tragen – in Form eines freiwilligen Engage­ ments, einer Sach- oder Geldspende oder als Vereinsmitglied? www.bazore.ch www.pumpipumpe.ch www.leihbar.ch www.repaircafe-bern.ch www.madamefrigo.ch Gisiger, die sich ehrenamtlich im gemeinnützigen Verein engagiert. «Den Kauf neuer Geräte, Repa­ raturkosten oder Werbung hingegen müssen wir momentan noch mit Spenden abdecken.» Reparaturfieber statt Konsumrausch Ebenfalls in der Alten Feuerwehr Viktoria zu Hause ist seit 2019 das Repair-Café Bern, eine von ins­ gesamt über 150 Reparaturwerkstätten in der Schweiz, die der Wegwerfmentalität und dem Ressourcenverschleiss unserer Konsumgesell­ schaft etwas entgegensetzen. Viele Produkte mit leichten Defekten können mit relativ geringem Aufwand repariert werden. Zweimal in der Woche stehen ehrenamtlich engagierte Reparaturprofis unglücklichen Besitzern von zersplitterten Smart­ phones, Musikliebhabern mit defekten Sound­ anlagen oder ratlosen Trägerinnen von gerissenen Ledertaschen kostenlos bei der Instandsetzung ihrer geliebten Gegenstände zur Seite. Sie hauchen kaputten Spielkonsolen verzweifelter Jugendlicher neues Leben ein und bändigen zerfledderte Lieb­ lingsbilderbücher untröstlicher Kinder. «Im Re­ pair-Café werden jeden Monat rund 60 Gegenstän­ de repariert», sagt Michael Beckmann, Präsident des gemeinnützigen Vereins. Handwerklich begabten Menschen stehen zu­ dem eine Werkbank, eine Nähmaschine und Werk­ zeuge zum Selberflicken zur Verfügung. Anstatt dass sie defekte Elektronik- und Elektrogeräte, Leder- und Textilwaren, Spielzeuge und kleinere Möbel leichtfertig entsorgen und auf Schnäpp­ chenjagd gehen, vertiefen sie im Repair-Café ihr handwerkliches Know-how und knüpfen neue Kontakte. Sechsmal im Jahr ist das Repair-Café zu­ dem in der Café-Bar «Turnhalle» zu Besuch – und stösst auf grosses Interesse: «Teilweise zählen wir bis zu 200 Besucherinnen und Besucher», sagt Beckmann. Ressourcen schonen kann man jedoch nicht nur durch Teilen, Ausleihen und Flicken, sondern auch durch Vermindern von Foodwaste. Noch im­ mer landet ein Drittel der in der Schweiz produ­ zierten Lebensmittel im Abfall, fast die Hälfte davon in Privathaushalten. Kühlschränke auf der Strasse 2014 stellten darum vier Studentinnen in der Stadt Bern einen öffentlichen Kühlschrank auf und lan­ cierten in der Folge «Madame Frigo». Anstatt dass Lebensmittel verderben oder getätigte Hamster­ käufe während der Ferien vergammeln, verhelfen sie unorganisierten Wohngemeinschaften zu einem Abendessen, stillen den Bärenhunger heim­ kehrender Nachtschwärmer und wärmen mittel­ losen Menschen das Herz. «Praktisch alles, was reingestellt wird, kommt innert weniger Stunden weg», freut sich Lukas Siegfried von «Madame Frigo». Mittlerweile gibt es in der Stadt Bern 13 öffentliche Kühlschränke, und deren 37 in der gan­ zen Schweiz. Das Angebot wird darum laufend ausgebaut: «Bis Mitte 2021 wollen wir in der gan­ zen Schweiz 123 Kühlschränke aufstellen.» Verschenken statt verschwenden: Ein öffentlicher Kühlschrank im Lorrainequartier in Bern. Donner au lieu de gaspiller: un réfrigérateur public dans le quartier de Lorraine à Berne. ©Olivier Schmid

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=