ENSEMBLE Nr. / N° 48 - Mai / Mai 2020

25 ENSEMBLE 2020/48 —– Fokus bewusst. «Aber legitimiert dies, die Augen vor dem täglichen Sterben im Mittelmeer zu verschliessen? Seenot ist immer Seenot», sagte er der «Neuen Zürcher Zeitung». Eva Ostendarp begegnet den Vorwürfen mit einem Bild: «Stellen Sie sich vor, Sie stünden in einem brennenden Haus. Würden Sie nicht auch aus dem Fenster springen, unge­ achtet der Gefahren, sich beim Sturz zu verlet­ zen?» Genauso ergehe es Menschen, die aufgrund von willkürlicher Inhaftierung, Folter, Zwangs­ arbeit oder sexueller Ausbeutung um jeden Preis aus Libyen entkommen möchten. «Die Geretteten gehen lieber die Gefahr ein, auf dem Mittelmeer ums Leben zu kommen, als in Libyen langsam zu sterben.» Ausserdem bestehe laut wissenschaft­ licher Studien kein Zusammenhang zwischen der Präsenz ziviler Seenotrettungsorganisationen und der Zahl der Flüchtenden. Als «Mare Nostrum» 2014 eingestellt wurde, entschieden sich dennoch Tausende für die Flucht über das Mittelmeer, ob­ wohl es keine Rettungsschiffe im Mittelmeer gab. «Es starben einfach mehr Menschen bei der Über­ fahrt», so Ostendarp. Dass die erhöhte Lebensge­ Das kann Ihre Kirchgemeinde tun Das Betreiben eines Schiffes zur Seenotrettung ist teuer. Neben der Schiffscrew braucht es etwa auch medizinisches Personal. Diverse zivile See­ notrettungsaktionen sind daher auf Spenden angewiesen. Ihre Kirchgemeinde kann das The­ ma Seenot beispielsweise in einem Gottesdienst aufnehmen und die Kollekte für eine der Ret­ tungsorganisationen sprechen. «SOS Méditerra­ née» arbeitet in der Schweiz zudemmit lokalen Freiwilligen zusammen, die unter anderem Aus­ stellungen und Benefizkonzerte organisieren. fahr Schutzsuchende nicht von einer Überfahrt über das Mittelmeer abhält, zeigt auch die Ge­ schichte von Kingsley. Der junge Mann verdiente sich in Libyen seinen Lebensunterhalt mit Auto­ waschen. Doch Einheimische, die selbst keinen Job erhielten, begannen den Migranten zu drohen. «Ich erhielt Todesdrohungen. Mein Plan war nie, nach Europa zu kommen. Doch ich fühlte mich in Libyen nicht mehr sicher.» Zwischen Malta und Lampedusa: Ein Kind wird von der zivilen Seenotrettungs­ organisation «Sea-Eye» gerettet. Entre Malte et Lampedusa: un enfant secouru par l’organisation civile de sauvetage en mer «Sea-Eye».

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